Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
gewesen.«
    »In extremen Fällen von Phobien, wenn ein Mensch ständig unter Ängsten leidet, können Halluzinationen auftreten«, erklärte Faye.
    Der Schriftsteller starrte das Fenster über der Wanne an, so als hoffte er, dass die unregelmäßige Milchglasstruktur ihm ein Geheimnis offenbaren würde. Schließlich sagte er: »Ich glaube nicht, dass es eine Halluzination war. Ich nehme vielmehr an, dass das, was Sie gesehen haben, Ernie, ein ... nun ja, so etwas wie ein Erinnerungsblitz war. Für einen Augenblick tauchten damals Ihre künstlich unterdrückten Erinnerungen an jene Tage im vorletzten Sommer aus der Tiefe Ihres Unterbewusstseins auf. Sie erlebten so eine Art Rückblende in jene Zeit, als Sie tatsächlich im eigenen Haus ein Gefangener waren und wirklich zu fliehen versuchten.«
    »Und jener Mann auf dem Dach hat mich damals an der Flucht gehindert? Aber warum sollte er einen Motorradhelm getragen haben? Eigenartig, nicht wahr?«
    Nachdenklich sagte Dom: »Ein Mann, der sich mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen beschäftigen muss, würde mit Sicherheit einen Schutzanzug mit luftdichtem Helm tragen.«
    »Aber falls sie wirklich solche Anzüge getragen haben, muss sich auch der Giftunfall tatsächlich ereignet haben«, sagte Ernie.
    »Vielleicht«, sagte Dom. »Wir wissen noch zu wenig, um das endgültig entscheiden zu können.«
    »Wenn uns allen aber, wie Sie vermuten, etwas angetan wurde«, wandte Faye ein, »wie kommt es dann, dass nur Sie und Ernie und dieser Mr. Lomack unter schlimmen Auswirkungen leiden? Warum habe dann ich keine Alpträume, keine psychologischen Probleme?«
    Der Blick des Schriftstellers schweifte wieder zum Fenster.
    »Das weiß ich nicht. Auch das ist eine jener Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen, wenn wir jemals wieder ein normales Leben führen wollen.«

Von Connecticut nach New York
    Nachdem sie die Geldsäcke aus dem Panzerwagen geholt hatten, legten Jack und seine Männer 15 Kilometer in den imitierten Fahrzeugen der Verkehrspolizei zurück und stellten diese Wagen sodann in einer Garage ab, die sie mit falschen Ausweisen gemietet hatten und wo ihre eigenen PKWs bereitstanden. Sie leerten die Geldsäcke auf den schmierigen Boden der Garage aus, zählten rasch ihre Beute und teilten sie unter sich auf. Jeder der fünf Männer erhielt eine Summe von etwa 350.000 Dollar in gebrauchten Scheinen, die nie identifiziert werden konnten.
    Jack verspürte keinen Triumph, keine Hochstimmung. Nichts.
    Fünf Minuten später waren die Männer in alle Winde zerstreut.
    Als Jack sich auf die Rückfahrt nach Manhattan machte, begann es leicht zu schneien, aber es kam zu keinen Behinderungen auf dem Highway.
    Während dieser Fahrt ging eine seltsame Veränderung mit ihm vor. Seine innere Leere machte Gefühlen Platz, die ihn zutiefst überraschten. Es hätte ihn nicht erstaunt, wenn Schmerz und Einsamkeit ihn übermannt hätten, denn Jenny war erst vor siebzehn Tagen gestorben. Was er jedoch empfand, waren Schuldgefühle, die von Minute zu Minute, von Kilometer zu Kilometer stärker wurden. Das gestohlene Geld im Kofferraum lastete mit einem Male so schwer auf seinem Gewissen, als wäre dies die allererste Straftat seines Lebens gewesen.
    In all den acht Jahren minuziös geplanter und bravourös ausgeführter Einbrüche und Überfälle hatte er nie Gewissensbisse verspürt. Bis jetzt. Er hatte sich stets als gerechter Rächer gesehen. Bis jetzt.
    Während er durch die windige Winternacht nach Manhattan unterwegs war, begann er sich als ganz gewöhnlicher Dieb zu sehen. Er versuchte, diese neuen Schuldgefühle abzuschütteln, aber sie hafteten an ihm wie Fliegenfänger.
    So neu, wie sie ihm zunächst vorkamen, waren die Schuldgefühle jedoch nicht, das begriff er, als er gründlich über die ganze Sache nachdachte. Dass seine erfolgreichen Coups ihm sei Monaten keine Befriedigung mehr verschafft hatten, das musste ein erstes Anzeichen verdrängter Gewissensbisse gewesen sein.
    Richtig aufgefallen war ihm das Ausbleiben von Triumphgefühl und Hochstimmung nach seinem Juwelenraub im vergangenen Oktober, und er hatte bisher geglaubt, seine Veränderung hätte damals begonnen. Aber als er sich jetzt zu einer genauen Selbstanalyse zwang, entdeckte er, dass er schon seit langer Zeit keine volle Erfüllung in seiner Arbeit gefunden hatte, dass der letzte Coup, der ihn wirklich hundertprozentig befriedigt hatte, der Einbruch bei McAllister in Marin County, nördlich von San

Weitere Kostenlose Bücher