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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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deines Romans in die Hände bekommen, dein Foto auf dem Schutzumschlag gesehen und das Gefühl gehabt, dass sie dich von irgendwoher kennt, dass du irgend etwas mit ihren Problemen zu tun hast.«
    »Hast du den Brief bei dir?« fragte Dom aufgeregt.
    Parker hielt ihn schon in der Hand. Er las ihn vor, wobei er zwischendurch flüchtig in die Dunkelheit hinausspähte.
    »Ich werde sie sofort anrufen«, sagte Dom, als Parker fertig war. »Jetzt kann ich damit nicht mehr bis morgen früh warten. Dich rufe ich morgen abend um neun wieder an.«
    »Wenn du vom Motel aus anrufst, wo die Telefone vermutlich angezapft sind, ist es sinnlos, dass ich zu irgendeiner Telefonzelle rase.«
    »Du hast recht. Ich werde dich also bei dir zu Hause anrufen. Pass auf dich auf«, sagte Dom.
    »Du auch.« Parker hängte mit gemischten Gefühlen den Hörer ein. Einerseits war er erleichtert darüber, dass die umständlichen Abendfahrten zu Telefonzellen nun ein Ende hatten, aber andererseits wusste er, dass er die Spannung vermissen würde.
    Er trat aus der Telefonzelle in den Regen hinaus und war fast enttäuscht, als niemand auf ihn schoss.

Boston, Massachusetts
    Pablo Jackson war an diesem Morgen beerdigt worden, aber Ginger Weiss verbrachte den ganzen Nachmittag und Abend sozusagen in seiner Gesells chaft, mit seinem lächelnden gütigen Gesicht vor Augen.
    Sie hatte sich auf Baywatch in ihr Zimmer zurückgezogen und versuchte zu lesen, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Wenn sie einmal nicht von schmerzlichen Erinnerungen an den alten Hypnotiseur gequält wurde, fielen ihr unweigerlich ihre eigenen Probleme ein, und sie fragte sich verzweifelt, was jetzt wohl aus ihr werden würde.
    Um Viertel nach zwölf ging sie zu Bett und wollte gerade die Nachttischlampe ausknipsen, als Rita Hannaby anklopfte und ihr sagte, dass Dominick Corvaisis am Telefon sei und dass sie den Anruf in Georges Arbeitszimmer, das neben dem Schlafzimmer der Hannabys lag, entgegennehmen könne.
    Ginger zitterte vor Aufregung, als sie in ihren Morgenmantel schlüpfte.
    Das mit Eichenholz getäfelte Arbeitszimmer wirkte warm und gemütlich. Der chinesische Teppich war beige und grün gemustert, und die Glaslampe auf dem Schreibtisch war entweder eine echte Tiffany oder eine erstklassige Imitation.
    Georges müde Augen verrieten, dass der Anruf ihn geweckt hatte. Seine Operationen begannen meistens früh am Morgen, deshalb ging er normalerweise gegen halb zehn zu Bett.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Ginger.
    »Keine Ursache«, erwiderte George. »Ist es nicht das, worauf wir die ganze Zeit gehofft haben?«
    »Vielleicht«, sagte sie. Sie wollte sich keine vergeblichen Hoffnungen machen.
    »Wir lassen Sie jetzt allein«, sagte Rita taktvoll.
    »Nein, bitte bleiben Sie.« Ginger ging zum Schreibtisch, setzte sich und nahm den Hörer auf. »Hallo? Mr. Corvaisis?«
    »Dr. Weiss?« Seine Stimme war kräftig, aber melodisch. »Mir zu schreiben war das Beste, was Sie tun konnten. Ich halte Sie keineswegs für verrückt. Sie sind nämlich nicht die einzige, Frau Doktor. Auch andere Menschen, darunter ich selbst, haben seltsame Probleme.«
    Ginger wollte etwas sagen, aber ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich. »Ich ... es tut mir leid ... ich ... ich ... heule sonst nicht so schnell.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Dom. »Inzwischen werde ich Ihnen von meinem Problem erzählen: Schlafwandeln. Und dann diese Träume ... vom Mond.«
    Sie erbebte, halb vor Schrecken, halb vor Freude. »Der Mond!« rief sie. »Ich kann mich hinterher nie an diese Träume erinnern, aber der Mond muss darin vorkommen, denn ich schreie im Schlaf immer wieder >der Mond!<.«
    Er erzählte ihr von einem Mann namens Lomack in Reno, den seine Obsession vom Mond schließlich zum Selbstmord getrieben hatte.
    Ein jäher Abgrund schien sich unter Ginger aufzutun, in dessen Tiefe unbekannte Schrecken lauerten.
    »Man hat uns einer Gehirnwäsche unterzogen!« sprudelte sie hervor. »Unsere Probleme sind die Folge ausgelöschter Erinnerungen, die in unser Bewusstsein durchzubrechen versuchen.«
    Kurze Zeit herrschte am anderen Ende der Leitung verblüfftes Schweigen. Dann sagte der Schriftsteller: »Das war auch meine Theorie, aber Sie scheinen ganz sicher zu sein.«
    »Das bin ich auch. Nach meinem Brief an Sie unterzog ich mich einer Hypnosetherapie, und wir stießen dabei auf eindeutige Beweise für systematische Gedächtnismanipulation, bei der gewisse Erinnerungen ausgelöscht

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