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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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werden sollten.«
    »Etwas ist uns im vorletzten Sommer widerfahren«, sagte er.
    »Ja! Im vorletzten Sommer. Im Tranquility Motel in Nevada.«
    »Von dort rufe ich an.«
    »Sie halten sich jetzt dort auf?« fragte sie bestürzt.
    »Ja. Und wenn irgend möglich, sollten auch Sie herkommen. Es ist eine ganze Menge passiert, und ich kann nicht das Risiko eingehen, Ihnen alles telefonisch zu erzählen.«
    »Wer sind diese Leute?« fragte sie aufgeregt. »Was wollen sie geheimhalten?«
    »Wir werden eine größere Chance haben, das herauszufinden, wenn wir alle zusammenarbeiten.«
    »Ich komme! Gleich morgen, wenn ich so schnell einen Flug bekomme.«
    Rita begann zu protestieren, dass Gingers Zustand eine Reise nicht zulasse. Georges Gesicht verdüsterte sich.
    »Ich werde Sie wissen lassen, wann und wo ich ankomme«, sagte Ginger ins Telefon hinein.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, meinte auch George: »Sie können in Ihrem Zustand unmöglich einen so weiten Flug wagen.«
    »Was ist, wenn Sie im Flugzeug plötzlich einen Anfall bekommen, gewalttätig werden?« unterstützte Rita ihren Mann.
    »Das wird nicht passieren.«
    »Sie hatten letzten Montag drei Anfälle hintereinander!«
    Ginger seufzte und lehnte sich in dem grünen Lederstuhl zurück. »Rita, George, Sie beide waren einfach wundervoll zu mir, und ich werde Ihnen das nie vergelten können. Ich liebe Sie beide. Aber ich lebe nun schon fünf Wochen bei Ihnen, fünf Wochen, in denen ich eher ein hilfloses, abhängiges Kind denn ein erwachsener Mensch war - und ich vermag einfach nicht so weiterzumachen. Ich muss nach Nevada fliegen. Ich habe keine andere Wahl. Ich muss es einfach wagen!«

New York, New York
    Einige Blocks von der Presbyterianerkirche entfernt, hielt Jack auf der Fifth Avenue erneut an, vor der Episkopalkirche St. Thomas. Im Kirchenschiff stehend, betrachtete er fasziniert den riesigen Altaraufsatz aus Deauville-Stein. Er begegnete den ehrfurchtgebietenden Blicken der Statuen in den halbdunklen Nischen entlang der Wände -Heilige, Apostel, die Heilige Jungfrau, Christus - und erkannte, dass die Religion einem tiefen Bedürfnis des Menschen entgegenkam, seine Schuld zu büßen und Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Die Menschheit schien unfähig zu sein, ihre vollen sittlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, ihre hohen Ideale auch tatsächlich zu verwirklichen, und viele Menschen, die sich dieser Unvollkommenheit schmerzhaft bewusst waren, würden vor Gewissensbissen verrückt werden, wenn sie nicht glauben könnten, dass ein Gott - ob nun Christus, Jahwe, Allah oder ein anderer - sie trotz ihrer Sündhaftigkeit gnädig annahm. Aber Jack selbst fand in der Kirche keinen Trost, keine Linderung seiner Schuldgefühle, auch nicht, als er 20.000 Dollar in den Opferstock für die Armen warf.
    Er fuhr weiter, fest entschlossen, auch den Rest seines Anteils aus dem Panzerwagen-Coup loszuwerden. Nicht etwa, weil er glaubte, auf diese Weise auch seine Gewissensbisse loswerden zu können. Er hatte viel zuviel verbrochen, als dass er erwarten könnte, sich selbst in einer einzigen Nacht all seine Vergehen vergeben zu können. Aber er brauchte dieses Geld nicht mehr, er wollte es nicht mehr haben, und da er es andererseits nicht einfach in den Abfall werfen konnte, musste er das verdammte Zeug eben verteilen.
    Er hielt vor weiteren Kirchen an, und in allen, die nicht verschlossen waren, hinterließ er Geld.
    In der Bowery überreichte er dem völlig fassungslosen Nachtposten der Heilsarmee 40.000 Dollar.
    In der ersten Etage eines Hauses in der Bayard Street im nahegelegenen Chinatown fiel ihm ein Schild ins Auge, auf dem sowohl in chinesischer Schrift aus auch in Englisch stand: ALLIANZ GEGEN UNTERDRÜCKUNG CHINESISCHER MINORITÄTEN. Im Erdgeschoss befand sich eine altmodische Apotheke, die hauptsächlich Kräuter und pulverisierte Wurzeln verkaufte - die jahrtausendealten chinesischen Heilmittel. Die Apotheke war geschlossen, aber in einem Fenster des Büros der >Allianz< brannte Licht. Jack läutete an der Tür im Erdgeschoss; er läutete und läutete, bis schließlich ein vornehm aussehender älterer Chinese herunterkam und sich durch eine kleine Türklappe mit ihm unterhielt. Als Jack erfuhr, dass das wichtigste Projekt der Allianz gegenwärtig die Rettung unmenschlich behandelter chinesischer Familien aus Vietnam war (sowie ihre Umsiedlung in die USA), reichte er dem Mann  20.000 Dollar durch die Klappe. Der chinesische Gentleman verfiel vor

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