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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wieder um die eigene Achse; doch schon im nächsten Moment umrundeten sie einander, zunächst auf kreisförmigen Umlaufbahnen, Sekunden später -bei immer schnellerer Achsdrehung -auf komplizierten parabolischen gegenläufigen Bahnen.
    Die Zuschauer lachten und klatschten begeistert Beifall. Dom schaute zu Ginger hinüber. Ihr strahlendes Gesicht hatte einen Ausdruck reinster Verzückung, der sie schöner denn je aussehen ließ. Sie wandte ihren Blick von den umherwirbelnden Streuern ab, grinste Dom in wilder Erregung zu und machte mit dem Daumen eine anerkennende Geste. Ernie Block und Jack Twist verfolgten die Luftkunststücke mit offenen Mündern; die beiden hartgesottenen Ex-Soldaten hatten in diesem Moment große Ähnlichkeit mit zwei staunenden Jungen, die zum erstenmal im Leben ein Feuerwerk zu sehen bekommen. Faye streckte lachend ihre Hände nach den Streuern aus, so als versuchte sie, das wundersame Kraftfeld wahrzunehmen. Auch Ned Sarver lachte; aber Sandy weinte, was Dom bestürzte, bis er bemerkte, dass sie gleichzeitig lächelte, dass die Tränen auf ihren Wangen Freudentränen waren.
    »Oh!« rief Sandy und sah Dom an, so als hätte sie seinen Blick gespürt. »Ist das nicht wundervoll? Was immer es auch bedeuten mag -ist es nicht einfach wundervoll? Die Freiheit ... diese Freiheit ... dieses Sprengen aller Fesseln ... dieser Aufschwung ...«
    Dom verstand genau, was sie fühlte und stammelnd in Worte zu fassen versuchte, denn er fühlte das gleiche. Im Augenblick hatte er völlig vergessen, dass diese Fähigkeiten ihn für immer allen Menschen entfremden würden; er war erfüllt von einem leidenschaftlichen Gefühl der Transzendenz, von einer Ahnung, was es bedeuten könnte, auf der Evolutionsleiter einen Riesensprung vorwärtszukommen, die Ketten menschlicher Begrenzungen zu sprengen. Und die Gesichter der anderen verrieten, dass auch sie sich der Bedeutung dieses Geschehens bewusst waren, dass sie diesen historischen Augenblick im Tranquility Grille erkannten und fühlten, dass nichts auf der Welt jemals wieder ganz so sein würde wie bisher.
    »Machen Sie noch etwas anderes!« bat Ginger.
    »Ja!« rief Sandy. »Zeigen Sie uns noch mehr!«
    In anderen Teilen des Zimmers flogen Salzstreuer von den Tischen empor: sechs, acht, zehn insgesamt. Einen Moment lang schwebten sie bewegungslos in der Luft, dann begannen auch sie sich um die eigene Achse zu drehen.
    Ebensoviele Pfefferstreuer vollführten die gleichen Kunststücke.
    Dom wusste immer noch nicht, wie er diese Dinge vollbrachte; es ging ohne jede Anstrengung vor sich, so als genügte allein schon der Gedanke, um es geschehen zu lassen, so als könnten Wünsche wie durch Zauberei in Erfüllung gehen. Er vermutete, dass Brendan genauso verblüfft war wie er selbst.
    Die Musicbox war schon vor einiger Zeit verstummt. Nun begann sie plötzlich ein Lied von Dolly Parton zu spielen, obwohl niemand das Gerät auch nur angerührt hatte.
    Habe ich das gemacht, dachte Dom, oder war es Brendan?
    »Mein Gott!« rief Ginger. »Ich bin so aufgeregt, dass ich gleich platzen werde!«
    Jeder Salz- und Pfefferstreuer drehte sich um die eigene Achse, und jedes Paar umkreiste einander, und dann begannen alle elf Paare in einer Reihe durch den Raum zu schwirren, immer schneller und schneller.
    Ein Dutzend Stühle hob vom Boden ab, aber nicht langsam und kontrolliert wie die Streuer, sondern mit solcher Geschwindigkeit und Heftigkeit, dass sie sofort bis zur Decke flogen und mit lautem Krachen gegen dieses Hindernis prallten. Eine der Wagenradlampen wurde von zwei Stühlen getroffen; die Glühbirnen zerbrachen, und der Raum war nur noch dreiviertel so hell wie zuvor. Das Wagenrad löste sich von der Deckenhalterung und der Stromleitung und krachte etwa einen Meter hinter Dom zu Boden. Die Stühle hingen an der Decke und vibrierten, als wären sie riesige flügelschlagende Fledermäuse. Die meisten Salz-und Pfefferstreuer sausten immer noch im Raum umher, obwohl einige von den emporschießenden Stühlen gleichsam abgeschossen worden waren. Nun gerieten einige weitere aus ihren Umlaufbahnen und aus den geordneten Reihen und trudelten zu Boden. Ein Salzstreuer traf mit voller Wucht Ernies Schulter, und Ernie schrie vor Schmerz auf.
    Dom und Brendan hatten die Kontrolle über die Gegenstände verloren. Und weil sie überhaupt nicht wussten, wie sie die Kontrolle ursprünglich ausgeübt hatten, waren sie auch außerstande, sie zurückzuerlangen.
    Die fröhliche Stimmung

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