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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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murmelte beruhigend auf sie ein.
    Allmählich ließ Marcies Schrecken nach. Sie hörte auf, um sich zu schlagen, und erschlaffte in seinen Armen. Sie hörte auch auf zu schreien und flüsterte nur noch vor sich hin: »Mond, der Mond, Mond ...«
    Und dann, leise, aber in panischer Angst: »Lass nicht zu, dass er mir etwas tut, lass es nicht zu, lass es nicht zu!«
    »Ganz ruhig, Liebling«, sagte Ernie, während er ihr zärtlich übers Haar strich, »ganz ruhig, Kleines, du bist hier in Sicherheit, ich lasse nicht zu, dass jemand dir etwas tut.«
    »Sie hat sich plötzlich an etwas erinnert«, sagte Brendan, als Ned weiterfuhr. »Für einen Augenblick hat sich ein Spalt geöffnet.«
    »Was hast du gesehen, Liebling?« fragte Jorja ihre Tochter.
    Aber Marcie hatte jetzt wieder den starren, katatonischen Blick; sie schien nichts zu hören und nichts zu sehen ... aber kurze Zeit später fühlte Ernie, wie ihre Ärmchen ihn umschlangen. Er drückte sie noch fester an sich. Sie sagte nichts. Sie war immer noch nicht richtig bei ihnen, trieb irgendwo auf einem dunklen See in ihrem Innern dahin. Aber offenbar fühlte sie sich in Ernies Armen geborgen, und sie hielt ihn weiter fest, während der Cherokee sich mühsam durch Schnee und Dunkelheit kämpfte.
    Nachdem er monatelang Angst vor jedem Schatten gehabt und auf jede hereinbrechende Abenddämmerung mit Schrecken und Verzweiflung reagiert hatte, tat es Ernie unbeschreiblich gut zu spüren, dass jemand seine Stärke brauchte. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl. Und während er Marcie an sich drückte, ihr über das dichte schwarze Haar strich und ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte, dachte er überhaupt nicht mehr daran, dass die Nacht jetzt den Cherokee umgab und ihr Gesicht gegen die Scheiben presste.
    Endlich gelangte Jack auf die Landstraße nach Thunder Hill, etwa anderthalb Kilometer nördlich der Stelle, wo Ned inzwischen dieselbe Straße mit dem Cherokee überquert haben musste. Jack fuhr nach rechts in Richtung des Depots.
    Er hatte im Osten der USA nie einen solchen Sturm erlebt. Je höher er ins Gebirge kam, desto heftiger fiel der Schnee; er war so dicht wie ein Wolkenbruch.
    »Jetzt sind es noch etwa anderthalb Kilometer bis zum Depoteingang«, sagte Dom, der diese Strecke ja am Morgen mit Ernie entlanggefahren war.
    Jack schaltete die Scheinwerfer aus und verringerte die Geschwindigkeit. Bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, schien die Welt nur aus umherwirbelnden weißen Flocken zu bestehen.
    Er wusste nicht immer, ob er auf seiner eigenen Fahrspur war.
    Er rechnete damit, dass plötzlich ein anderes Fahrzeug aus dem Nichts auftauchen und ihn rammen würde.
    Ginger hegte offenbar die gleichen Befürchtungen, denn sie duckte sich auf ihrem Sitz, so als erwarte sie jeden Moment einen Zusammenstoß. Sie kaute nervös an ihrer Unterlippe.
    »Die Lichter dort vorne«, sagte Dom, »das ist der Eingang zum Depot.«
    Zwei Quecksilberdampflampen brannten an den beiden Pfosten des elektrischen Tores. Aus den beiden schmalen Fenstern des Wächterhauses fiel warmes, bernsteinfarbenes Licht.
    Trotz dieser Lichtquellen konnte Jack nur vage Umrisse des kleinen Gebäudes hinter dem Zaun erkennen, denn das Schneetreiben verwischte alle Einzelheiten. Es war ziemlich sicher, dass ihr Wagen ohne eingeschaltete Scheinwerfer für einen Wächter, der zufällig aus dem Fenster schauen sollte, nicht zu sehen war, und der Motorenlärm ging im Wind völlig unter.
    Sie fuhren langsam den steilen Hügel hinauf, tiefer ins Gebirge hinein. Die Scheibenwischer funktionierten nicht mehr richtig, weil sie durch vereisten Schnee blockiert wurden.
    Zwei Kilometer hinter dem Eingang zum Militärgelände sagte Ginger: »Vielleicht könnten wir die Scheinwerfer jetzt wieder einschalten.«
    »Nein«, entgegnete Jack, während er angestrengt nach vorne spähte, »wir legen auch den restlichen Weg ohne Beleuchtung zurück.«
    Im Motelbüro breiteten Leland Falkirk und Lieutenant Horner die Landkarte auf der Empfangstheke aus. Sie hatten sich kaum darin vertieft, als die Männer, die die Zeugen verfolgen sollten, auch schon wieder zurückkehrten. Sie waren den Reifenspuren mit großer Mühe einige hundert Meter gefolgt, auf einem hügelaufwärts führenden Hohlweg, aber von einer bestimmten Stelle an hatten Wind und Schnee die Spuren fast völlig verweht. Es gab nur schwache Hinweise darauf, dass zumindest eines der Fahrzeuge in eine schmälere Talschlucht abgebogen war, und da

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