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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Glases begleitet.
    »Verdammte Scheiße!« Paul Armes riss den am Armaturenbrett befestigten Revolver aus der Halterung und stieß die Tür auf, noch während das Glas zerbarst.
    »Gehen Sie in Deckung!« schrie er Brendan noch zu, und dann kroch er auch schon geduckt um das Auto herum.
    Brendan blickte wie betäubt durch das Seitenfenster zum Eingang der Imbissstube hinüber. Plötzlich flog diese Tür weit auf, und zwei junge Männer tauchten auf der Schwelle auf - ein Weißer und ein Schwarzer. Der Schwarze trug eine Strickmütze und einen langen Militärmantel -und hatte eine abgesägte halbautomatische Schrotflinte in der Hand. Der Weiße trug eine karierte Jagdjacke und war mit einem Revolver bewaffnet. Sie kamen geduckt herausgerannt, und der Schwarze richtete seine Schrotflinte auf den Steifenwagen. Brendan schaute direkt in die Mündung. Ein Schuss krachte, und Brendan befürchtete im ersten Moment, getroffen zu werden, aber das Seitenfenster dicht vor seinem Gesicht blieb unbeschädigt. Statt dessen zerbarst die Frontscheibe, und Glassplitter und Bleikügelchen regneten auf den Sitz, prallten am Armaturenbrett ab. Brendan erwachte aus seiner Erstarrung und glitt von seinem Sitz auf den Boden hinab. Er hatte rasendes Herzklopfen.
    Winton Tolk hatte das Pech gehabt, völlig unvorbereitet mitten in einen bewaffneten Raubüberfall hineinzulaufen. Vermutlich war er tot.
    Während Brendan sich eng an den Boden des Polizeiwagens presste, hörte er draußen Paul Armes brüllen: »Waffen fallen lassen!«
    Zwei Schüsse krachten. Revolverschüsse. Aber wer hatte abgedrückt? Paul Armes oder der Bursche in der karierten Jacke? Ein weiterer Schuss. Jemand schrie auf.
    Aber wer war getroffen worden? Armes oder einer der Banditen? Brendan traute sich nicht hinauszuschauen.
    Aufgrund einer Absprache, die Vater Wycazik mit dem Polizeichef getroffen hatte, begleitete Brendan nun schon seit fünf Tagen als Beobachter die beiden Polizisten Winton und Paul. In seinem normalen Anzug mit Krawatte und Mantel war er angeblich ein von der Kirche bezahlter Laie, ein Spezialist, der sich mit weitreichenden katholischen Wohltätigkeitsprojekten beschäftigte -und alle schienen diese Erklärung plausibel zu finden. Wintons und Pauls Bezirk war in der oberen Stadt, zwischen der Foster Avenue im Norden, dem Lake Shore Drive im Osten, der Irving Park Road im Süden und der North Ashland Avenue im Westen. Es war die ärmste Wohngegend Chicagos mit den höchsten Verbrechensquoten; hier lebten Schwarze und Indianer, hauptsächlich aber Appalachen und Spanier. Nach diesen fünf Tagen mit Winton und Paul hegte Brendan große Sympathien für beide Männer und starkes Mitgefühl für all die vielen ehrlichen Menschen, die in diesen schmutzigen Straßen und heruntergekommenen, baufälligen Gebäuden hausen und arbeiten mussten -und die den Rudeln menschlicher Schakale zum Opfer fielen. Er hatte bei seinen Fahrten mit den beiden Polizisten schon gelernt, mit allem zu rechnen, aber diese Schießerei war der schwerste Vorfall, den er bis jetzt miterlebt hatte.
    Weitere Schrotflintenkugeln schlugen in den Wagen ein und ließen ihn erzittern.
    Brendan lag -zusammengekrümmt wie ein Fötus -auf dem Boden und versuchte zu beten, fand aber keine Worte. Gott war für ihn immer noch verloren, und er fühlte sich schrecklich einsam.
    Draußen schrie Paul Armes: »Gebt auf!«
    Einer der Gangster brüllte zurück: »Du kannst mich mal ...«
    Als Brendan sich nach einer Woche im Kinderkrankenhaus bei Vater Wycazik gemeldet hatte, war er von diesem in ein anderes Hospital geschickt worden, wo er in der Abteilung für hoffnungslose Fälle arbeiten musste, einem schrecklichen Ort, wo es keine Kinder gab. Auch dort hatte Brendan rasch herausgefunden, welche Lehre Stefan Wycazik ihm erteilen wollte. Die meisten Menschen, die am Ende ihres Lebens standen, fürchteten den Tod nicht, sondern empfanden ihn als Gnade, für die sie Gott dankten, anstatt Ihn zu verfluchen. Und im Sterben wurden viele, die nie gläubig gewesen waren, es zuletzt doch noch, und viele, die vom Glauben abgefallen waren, fanden ihn wieder. Die Leiden, von denen das Scheiden der Menschen aus dieser Welt begleitet war, hatte häufig etwas Eindrucksvolles und tief zu Herzen Gehendes an sich, so als trüge jeder von ihnen eine Zeitlang die mystische Last des Kreuzes.
    Aber auch nach dieser Lektion hatte Brendan seinen Glauben nicht wiedergefunden. Und jetzt zerhackte das Hämmern seines Herzens die

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