Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Worte des Gebetes, noch bevor er sie aussprechen konnte, und sein Mund war pulvertrocken.
    Draußen wurde gebrüllt, aber er konnte nichts mehr verstehen, vielleicht weil es nur zusammenhanglose Wortfetzen waren, vielleicht aber auch, weil er von den Schüssen halb taub war.
    Er begriff noch nicht ganz, welche Lehre sich Vater Wycazik für ihn von diesem Einsatz im Armenviertel erhofft hatte. Und während er nun das Chaos dort draußen hörte, wusste er genau, dass die Lektion - worin sie auch bestehen mochte - ihn niemals würde überzeugen können, dass Gott so real wie Gewehrkugeln war. Der Tod war eine blutige, stinkende, grausame Realität, angesichts derer das Versprechen einer Belohnung im Jenseits nicht im geringsten überzeugend wirkte.
    Die Schrotflinte ging wieder los, gefolgt von Revolverschüssen. Man hörte, wie jemand schnell wegrannte. Wieder Revolverschüsse. Zersplitterndes Glas. Ein Schrei, noch schrecklicher als der erste. Ein weiterer Schuss. Stille. Totale Stille.
    Die Fahrertür wurde aufgerissen.
    Brendan schrie erschrocken auf.
    »Bleiben Sie unten!« rief Paul Armes ihm vom Vordersitz aus zu; auch er duckte sich. »Die beiden sind tot, aber drinnen könnten noch mehr von diesen Dreckskerlen sein.«
    »Wo ist Winton?« fragte Brendan.
    Paul gab keine Antwort. Statt dessen griff er nach dem Funkmikrophon, rief die Zentrale, gab seinen Standort durch und forderte Verstärkung und einen Notarztwagen an.
    Immer noch auf dem Boden liegend, schloss Brendan die Augen und sah mit herzzerreißender Deutlichkeit die Fotos vor sich, die Winton Tolk in seiner Brieftasche hatte und stolz vorzeigte, wenn man ihn nach seiner Familie fragte - Fotos von seiner Frau, Raynella, und von seinen drei Kindern.
    »Diese verdammten Scheißkerle!« sagte Paul Armes mit zitternder Stimme.
    Brendan hörte leise kratzende Geräusche, die ihn verwirrten, bis er begriff, dass Armes seinen Revolver neu lud. »Ist Winton angeschossen worden?« fragte er.
    »Darauf können Sie wetten.«
    »Vielleicht benötigt er Hilfe.«
    »Sie ist schon unterwegs.«
    »Aber vielleicht braucht er jetzt Hilfe.«
    »Ich kann nicht reingehen. Vielleicht ist noch einer drin. Oder sogar zwei. Wer weiß? Wir müssen auf die Verstärkung warten.«
    »Aber Winton braucht vielleicht eine behelfsmäßige Arterienpresse ... oder sonstige erste Hilfe. Bis der Notarzt eintrifft, wird er vielleicht schon tot sein.«
    »Glauben Sie, ich weiß das nicht?« sagte Paul Armes bitter und wütend. Er glitt mit geladenem Revolver wieder aus dem Wagen und bezog eine Position, von der aus er die Imbissstube im Auge behalten konnte.
    Je länger Brendan darüber nachdachte, dass Winton Tolk dort drin vielleicht auf dem Boden hingestreckt lag, desto wütender wurde er. Wenn er noch an Gott geglaubt hätte, wäre es ihm vielleicht möglich gewesen, im Gebet Trost zu finden. Aber so wurde seine Wut immer größer, steigerte sich zu heißem Hass.
    Sein Herzklopfen war jetzt noch lauter als vorhin, während der Schießerei. Es fraß wie eine Säure an ihm, dass Winton ein so ungerechtes Schicksal erlitt -es war so grenzenlos unfair, so gemein.
    Er sprang aus dem Wagen und rannte durch den Schnee auf den Eingang der Imbissstube zu.
    »Brendan!« schrie Paul Armes von der anderen Seite des Streifenwagens. »Bleiben Sie hier! Um Gottes willen, gehen Sie nicht rein!«
    Brendan hörte nicht auf ihn; er wurde von seinem Zorn ebenso vorangetrieben wie von dem Gedanken, dass Winton Tolk möglicherweise sofortige Hilfe benötigte.
    Ein toter Mann in karierter Jagdjacke lag am Gehweg auf dem Rücken. Eine Kugel aus Armes' Revolver hatte ihn in die Brust getroffen, eine zweite in den Hals. Im Schnee neben der Leiche lag ein Revolver, vielleicht derselbe, mit dem Tolk angeschossen worden war.
    »Cronin!« brüllte Paul Armes. »Kommen Sie zurück, Sie Idiot!«
    Durch die zerbrochenen Fensterscheiben konnte Brendan in die Imbissstube hineinblicken, in der es überraschend dunkel war. Entweder waren die Lampen von Kugeln getroffen worden, oder es hatte einen Kurzschluss gegeben, und das graue Tageslicht erhellte nur wenige Meter des Raumes. Er konnte niemanden sehen, was aber natürlich nicht bedeutete, dass es ungefährlich war hineinzugehen.
    »Cronin!« schrie Armes wieder.
    Brendan lief zum Eingang, wo er den toten Schwarzen fand, der  - von mehreren Kugeln getroffen -inmitten von Glassplittern zusammengekrümmt dalag.
    Brendan stieg über die Leiche hinweg und betrat die

Weitere Kostenlose Bücher