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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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mir ausgehen?«
    Als sie aufhören konnte zu lachen, sagte sie: »Mit Freuden.«
    Sonntags gehen nur Studenten und Leute aus Basildon in die Clubs, also sahen wir uns im Renoir einen Film an:
Die Erscheinung auf der Rolltreppe   – un film de Dominique Baudis
. Trotz der Untertitel entpuppte er sich als romantische Komödie. Das Renoir ist ein Programmkino im Untergeschoss des Brunswick Centre, einer cremefarbenen Kreuzung aus Einkaufszentrum und Wohnblock, der mich immer an eine umgekrempelte Aztekenpyramide erinnert und bequemerweise nur zwei Minuten Fußweg vom Folly entfernt liegt. Der Kinosaal hat noch diese altmodischen Sitze, in denen man mit seiner Freundin kuscheln kann, ohne Gefahr zu laufen, von einem Flaschenhalter massakriert zu werden. Sie fragte mich nach dem Schnitt in meiner Wange, und ich erzählte ihr, ich sei in eine Schlägerei geraten.
    Danach aßen wir im YO! Sushi zu Abend, wo Simone noch nie gewesen war, obwohl sie eine Filiale praktisch direkt vor der Haustür hatte.
    »Ich bin eine furchtbar treue Kundin von Valerie«, gestand sie.
    Sie war entzückt von den bunten Schälchen, die auf dem Fließband vorbeizuckelten, und bald stapelten sich die leeren neben ihrem Teller wie ein Haufen abgenagter Schädel. Sie aß sehr kultiviert, aber energisch und entschlossen. Ich stocherte in einer Schale mit scharf gewürztem Reis und Lachs herum   – mein Magen hatte sich nochnicht ganz beruhigt. Aber es war eine Freude, zu sehen, wie sie jedes Gericht sichtlich genoss. Zum Glück schloss das YO! Sushi, bevor mein Kreditkartenlimit erreicht war, und wir kehrten dem Brunswick Centre den Rücken und schlenderten über die Bernard Street zur U-Bahn -Station am Russell Square.
    Während wir im Kino gewesen waren, hatte es geregnet, und die Straßen waren glänzend und blitzblank. Simone blieb stehen, zog meinen Kopf zu sich hinunter und küsste mich. Sie schmeckte nach Sojasoße.
    »Ich will nicht nach Hause«, sagte sie.
    »Wir könnten zu mir gehen.«
    »Zu dir?«
    »Mehr oder weniger.«
    Die Remise ist als Liebesnest nicht gerade der Brüller, aber ich wollte auf keinen Fall, dass Simone Molly begegnete, wenn die schlecht drauf war. Simone würdigte mein elektronisches Heim-Equipment im Wert von zwei Riesen keines Blickes, sondern steuerte sofort auf die Gemälde unter dem verglasten Dach zu.
    »Wer ist das?« Zielsicher hatte sie das Aktbild von der Kirschen essenden Molly gefunden.
    »Jemand, der hier vor Jahren mal gearbeitet hat.«
    Sie warf mir einen listigen Blick zu. »Dreh dich um. Und mach die Augen zu.«
    Ich tat wie geheißen. Hinter mir war leises Kleiderrascheln zu hören, ein unterdrückter Fluch, gefolgt von dem Öffnen eines Reißverschlusses, dem dumpfen Poltern ihrer Schuhe auf dem Boden und dem Flüstern von Seide auf nackter Haut. Eine lange Stille, dann hörte ich das Knarren von antikem Mobiliar.
    Sie machte es noch einen Moment lang spannend.
    Dann sagte sie: »Du kannst dich umdrehen.«
    Nackt und wunderschön lag sie auf der Chaiselongue. Da sie keine Schale voller Kirschen hatte, spielte sie mit den Fingern in ihren langen braunen Locken. Sie war so zum Anbeißen, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
    Dann sah ich es, ein kleiner Fleck in ihrem Mundwinkel, wie ein portweinfarbenes Muttermal. Ich dachte, es sei ein Restchen Sojasoße, aber noch während ich es betrachtete, riss es auf. Mit einem fürchterlichen Knacken zersplitterte ihr Unterkiefer, und ein unregelmäßiges Dreieck aus Haut löste sich von ihrem Gesicht. Ich konnte sehen, wie Muskeln, Sehnen und Knochen sich bis zum Zerreißen spannten und auseinanderplatzten und ihr Kiefer herunterklappte wie bei einer kaputten Puppe.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Nichts. Ihr Gesicht war wieder genau so, wie ich es kannte, rund und bezaubernd. Nur ihr Lächeln war verflogen, als ich zurückgetaumelt war.
    »Peter?«
    »Entschuldige. Keine Ahnung, was da eben los war.« Ich kniete mich neben die Chaiselongue und legte die Hand an ihre Wange. Die Knochen unter ihrer Haut waren beruhigend fest. Ich küsste sie, aber nach einem Augenblick schob sie mich weg.
    »Ist was passiert?«
    »Ich war in einen Unfall verwickelt«, sagte ich. »Dabei ist jemand gestorben.«
    »Oh.« Sie schlang die Arme um mich. »Was denn für ein Unfall?«
    »Darüber darf ich eigentlich nicht reden.« Ich strich ihr über den Schenkel und hoffte, das würde sie ablenken.
    »Aber wenn du dürftest«, sagte sie, »dann würdest du mit mir

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