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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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für ein Mechanismus dahintersteht. Wir brauchen mehr Daten, und deshalb begeben Sie sich jetzt bitte in diese Maschine.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Tun Sie’s für die Wissenschaft.«
    Es hat etwas unvergleichlich Klaustrophobisches, in einen Kernspintomografen hineingefahren zu werden. Die rotierenden Magnete haben Industrieausmaße, das von ihnen generierte magnetische Feld ist sechzigtausendmal stärker als das der Erde. Und man wird mit nichts als einem Krankenhauskittel am Leib da reingesteckt, so dasseinem ein kalter Luftzug um die empfindlichen Körperteile streicht.
    Wenigstens ließ mich Dr.   Walid nicht lange auf die Ergebnisse warten.
    »Das ist das Gehirn Ihres Vaters.« Er zeigte auf ein paar verwischte dunkelgraue Stellen. »Das hier sieht aus wie kleinere Läsionen, wahrscheinlich hyperthaumaturgische Zersetzung. Ich werde das Bild besser auflösen und einige Vergleiche anstellen müssen, um sicherzugehen. Das hier ist Ihr Gehirn. Makellos und unbefleckt von Magie oder irgendwelchen Denkprozessen.«
    »Das heißt, sie hat mich nicht ausgesaugt. Warum bin ich dann in Ohnmacht gefallen?«
    »Sie hat Sie ausgesaugt. Nur noch nicht so viel, dass es Ihr Gehirn geschädigt hätte.«
    »Sie ist ein Vampir«, sagte ich. »Ein Jazzvampir.«
    »Ich denke, Jazz ist nur die Würze. Was sie ihren Opfern raubt, ist Magie.«
    »Und das ist was genau?«, fragte ich wieder einmal.
    »Sie wissen, dass wir das nicht wissen.« Und er schickte mich zum Anziehen.
    »Hab ich einen Gehirntumor?«, fragte mein Dad in der Umkleide.
    »Nein, die wollten nur deinen hohlen Kopf für die Nachwelt festhalten.«
    »Mit den Mädels hattest du noch nie viel Glück, hm?«, fragte er. Es ist sehr seltsam, ein Elternteil im fortgeschrittenen Alter halb nackt zu sehen. Man kann nicht anders, als fasziniert die schlaffe Haut, die Falten und die Altersflecken zu betrachten und zu denken: Eines Tages siehst du auch so aus. Natürlich nur, wenn du dich zurückhaltenkannst, Bleichen Ladies nachzusteigen oder dich in Vampire zu verlieben.
    »Abgesehen von der Sache mit Mum, wie war euer Auftritt?«
    »Gar nicht schlecht. Ein paar Proben mehr hätten nicht geschadet, aber das ist ja immer so.«
    Selbst mit den sterilen Nadeln, die er vom Staatlichen Gesundheitsdienst bekam, hatte mein Dad es geschafft, sich die Armvenen kaputtzumachen, und ich hatte angenommen, dass er sich inzwischen in die Beine spritzte. Aber ich sah keine Anzeichen dafür.
    »Wann hast du zuletzt deine Medizin genommen?«
    »Ich setze gerade mal ’ne Runde aus.«
    »Seit wann?«
    »Seit dem Sommer. Ich dachte, deine Mum hätte es dir erzählt.«
    »Sie hat gesagt, dass du aufgehört hättest zu rauchen.«
    »Ich hab gleich mit beidem aufgehört.« Mein Dad schlüpfte in sein militärgrünes Hemd und schüttelte die Faust auf altbewährte Cockney-Art. »Schluss mit dem Scheiß. Aber ganz ehrlich, das mit den Kippen war der schwerere Part.«
    Ich bot ihm an, ihn nach Hause zu bringen, aber er meinte, erstens fühle er sich hervorragend, zweitens finde er die Aussicht auf etwas Ruhe und Frieden sehr angenehm. Da es schon dämmerte, wartete ich mit ihm an der Haltestelle, bis sein Bus kam. Dann schlenderte ich zurück zum Russell Square.
    Ich bin es gewohnt, das Folly für mich zu haben, daher war es ein kleiner Schock für mich, als ich das Atrium betrat und mich von einem halben Dutzend Typen umgebenfand, die es sich dort in den Lehnsesseln bequem gemacht hatten. Einen von ihnen, einen stämmigen Kerl mit gebrochener Nase, erkannte ich. Es war Frank Caffrey, unser Kontakt bei der Feuerwehr und Reservist bei den Fallschirmjägern. Er stand auf und schüttelte mir die Hand. »Hab ’n paar Kumpels mitgebracht.«
    Ich nickte den Herrschaften zu. Es waren ausnahmslos durchtrainiert wirkende Männer mittleren Alters mit kurz geschorenem Haar, die zwar verschiedene Varianten von Zivilkleidung trugen, aber etwas an ihrer Haltung deutete an, dass der Schritt zur Uniform nicht weit wäre. Sie waren von Molly mit Tee und Kuchen versorgt worden. Unter den Beistelltischen und neben den Lehnsesseln standen und lagen robuste schwarze Nylontaschen   – solche mit verstärkten Riemen und Griffen, in denen man kleine, schwere Metallgegenstände bequem und relativ gefahrlos transportieren konnte.
    Ich fragte, wo Nightingale sei.
    »Telefoniert mit dem Commissioner«, sagte Frank. »Wir warten auf sein Okay.«
    Das bescherte mir einen kalten Schweißausbruch. Ich

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