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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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es kaum erwarten konnten, bis ich abhaute, damit sie ins Bett verschwinden konnten. Ich nahm eilig meine Jacke, gab meiner Mum zum Abschied ein Küsschen und floh aus der Wohnung. Es gibt Dinge, über die man als junger Mensch nicht genauer nachdenken möchte.
    Im Aufzug bekam ich einen Anruf von Dr.   Walid.
    »Haben Sie meine Mail schon gelesen?«
    Ich erklärte ihm, dass ich meine Eltern besucht hatte.
    »Ich habe eine Todesstatistik von Jazzmusikern im Stadtgebiet von London zusammengestellt und Ihnengemailt«, erzählte er. »Sie sollten sich das so schnell wie möglich anschauen   – rufen Sie mich morgen an.«
    »Gibt es etwas, was ich besser jetzt schon wissen sollte?«
    Die Aufzugtür öffnete sich, und ich trat in den gefliesten Eingangsbereich hinaus. Der Abend war warm, und ein paar Kinder lungerten vor der Haustür herum. Ein Junge starrte mich provozierend an, aber ich starrte zurück, und der Kleine senkte den Blick. Wie gesagt, das hier war mein Terrain. Und außerdem war ich auch mal dieser Junge gewesen.
    »Aus den Daten schließe ich, dass im Großraum London im letzten Jahr zwei bis drei Jazzmusiker innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Auftritt gestorben sind.«
    »Ich nehme an, das ist statistisch signifikant?«
    »Steht alles in der Mail.«
    Als wir auflegten, war ich gerade am Auto angekommen.
    Also dann, auf in die Tech-Gruft, dachte ich.
     
    Nightingale zufolge wird das Folly von einer Reihe ineinandergreifender magischer Schutzmechanismen geschützt. Zuletzt wurden sie 1940 erneuert, um es der Post zu ermöglichen, ein damals supermodernes Koaxial-Telefonkabel ins Hauptgebäude zu verlegen und ein Vermittlungspult zu installieren. Ich hatte das Pult unter einer Staubschutzhülle in einem Alkoven neben der Eingangshalle entdeckt. Es hatte eine wunderschöne Mahagonioberfläche mit Messingbeschlägen, von Mollys unbeherrschbarem Drang zu polieren in glänzendem Zustand gehalten.
    Nightingale behauptet, diese Schutzmechanismen seien lebenswichtig, will aber nicht verraten, warum, und pflegt hinzuzufügen, dass er allein nicht in der Lage sei, sie zu erneuern. Ein Breitbandkabel zu verlegen kam also nicht in Frage, und einige Zeit sah es so aus, als würde ich für den Rest meiner Karriere ausweglos im finsteren Mittelalter feststecken.
    Glücklicherweise stammt das Folly aus der Regency-Zeit, als es Mode war, hinter einer repräsentativen Villa ein separates Wirtschaftsgebäude zu bauen, damit die Pferde und die geruchsintensiveren Bediensteten leewärts der Herrschaft untergebracht werden konnten. Daher gab es hinten im Hof des Folly eine Remise und darüber einen ausgebauten Dachboden, der einst als Dienstbotenquartier und dann als Partyraum für das Jungvolk gedient hatte, als es im Folly noch Jungvolk gab   – oder jedenfalls mehr als einen. Da die »Schutzzauber« (Nightingale war nicht glücklich, wenn ich »Kraftfelder« dazu sagte) die Pferde scheu machten, war die Remise davon ausgenommen. Was bedeutete, ich konnte das Breitbandkabel dorthin verlegen lassen, und schon gab es wenigstens einen Ort im Folly mit Anschluss ans 21.   Jahrhundert.
    Der Speicher über der Remise verfügt über ein teilverglastes Dach, eine Ottomane, eine Chaiselongue, einen Plasmafernseher und einen Ikea-Küchentisch, den zusammenzubauen Molly und mich geschlagene drei Stunden gekostet hat. Indem ich mich auf den Status des Folly als operative Kommandoeinheit berief, brachte ich das Direktorat für Informationen dazu, ein halbes Dutzend Airwaves   – digitale Handfunkgeräte   – samt Ladegerät und einen für die Arbeit mit HOLMES 2 eingerichteten Computerauszuspucken. Außerdem standen hier mein Laptop, mein Reserve-Laptop und meine Playstation (nicht dass ich bisher die Zeit gefunden hätte, sie auszupacken). Aus diesem Grund hängt vor der Tür ein großes Schild mit der Aufschrift: MAGIE STRENGSTENS VERBOTEN! BEI ZUWIDERHANDLUNG KEINE GARANTIE FÜR LEIB UND LEBEN.   Das Ganze nenne ich die Tech-Gruft.
    Das Erste, was nach dem Hochfahren des Rechners hereinkam, war eine Mail von Lesley mit dem Betreff
Mir ist langweilig!
, also schickte ich ihr Dr.   Walids Autopsiebericht, da hatte sie was zu tun. Dann öffnete ich Police National Computer Xpress, überprüfte bei der Kfz-Zulassungsstelle Melinda Abbotts Autonummer und stellte fest, dass die dort gespeicherten Daten mit denen auf ihrem Führerschein übereinstimmten. Simone Fitzwilliam überprüfte ich gleich mit, aber offenbar

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