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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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daheim«, erklärte James.
    »Sally, Viv, Tolene«, zählte Max auf.
    »Daria«, sagte James. »Weißt du noch, Daria?«
    Max nickte. »Wie gesagt. Dieses Saxofon-Charisma.«
    Ich sah Daniel mit den Drinks kommen und stand auf, um ihm zu helfen, sie heil an unseren Tisch zu befördern. Er taxierte mich unauffällig, und ich ahnte, dass sein Neid auf Cyrus’ Frauengeschichten sich in Grenzen hielt. Ich grinste ihn politisch korrekt an und stellte die Drinks auf den Tisch. Max und James sagten Prost, und wir alle stießen an.
    Sie schienen vergessen zu haben, dass ich von der Polizei war, was mir sehr gelegen kam. Ich formulierte meine nächste Frage mit einiger Sorgfalt. »Und Melinda störte das nicht?«
    »Ach, Melinda störte das schon«, sagte James. »Aberes war nicht gerade hilfreich, dass sie nie zu einem Gig kam.«
    »Sie mochte Jazz nicht besonders«, sagte Daniel.
    »Sie wissen doch, wie das mit Frauen ist«, sagte James. »Die mögen es nicht, wenn man was tut, womit sie selber nichts anfangen können.«
    »Sie stand auf dieses New-Age-Zeug, Kristalle und Homöopathie«, sagte Max.
    »Aber sie war immer nett zu uns«, merkte Daniel an. »Brachte uns Kaffee, wenn wir probten.«
    »Und Kekse«, sagte Max nostalgisch.
    »Mit den anderen Mädels   – das war nie was Ernstes«, sagte James. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob es da überhaupt richtig zur Sache ging. Außer bei Simone. Da war von Anfang an klar, dass es Scherereien gibt.«
    Simone war die Erste gewesen, die mit zu Cyrus kam, um sich eine Probe anzuhören.
    »Sie war so still, dass man nach einer Weile ganz vergaß, dass sie da war«, sagte Daniel.
    Nur Melinda Abbott vergaß nicht, dass Simone da war, und ich konnte es ihr nicht verdenken. Ich versuchte mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn mein Dad eine Frau mit nach Hause gebracht hätte, die ihm beim Proben zuhörte. Es wäre nicht gut ausgegangen, so viel kann ich Ihnen sagen. Tränen wären nur der Anfang gewesen.
    Melinda, die vornehmes Betragen offenbar in einem Maß verinnerlicht hatte, das bei meiner Mutter nur ein Schnauben hervorgerufen hätte, wartete wenigstens, bis alle das Haus verlassen hatten, bevor sie sozusagen die Ärmel hochkrempelte und nach dem Nudelholz griff.
    »Danach probten wir in einem Schuppen, den Max denLondoner Transportwerken abgeschwatzt hatte«, erzählte James. »War zugig, aber viel entspannter.«
    »Allerdings eiskalt«, sagte Daniel.
    »Und dann konnten wir plötzlich wieder zu Cy«, fuhr James fort. »Nur dass nicht mehr Melinda Kaffee und Kekse servierte, sondern die hinreißende Simone.«
    »Wann war das?«
    »April, Mai, ich weiß nicht mehr«, überlegte Max. »Irgendwann im Frühling.«
    »Wie hat Melinda das aufgenommen?«,
    »Keine Ahnung«, sagte James. »Wir haben nie viel von ihr gesehen, selbst als sie noch da war.«
    »Ich hab mich ein paarmal mit ihr getroffen«, gestand Daniel.
    Die anderen starrten ihn an. »Hast du nie erzählt«, sagte James.
    »Sie hat mich angerufen, sie wollte reden. Sie war völlig fertig.«
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Max wissen.
    »Würde ich ungern erzählen. Es war persönlich.«
    Und dabei blieb es. Es gelang mir, das Gespräch wieder auf Melindas »mystische« Hobbys zu lenken, aber von denen hatte die Band auch nicht viel mitbekommen. Das French House war inzwischen fast gerammelt voll, und obwohl Musikbeschallung aus der Konserve dort strikt tabu war, musste ich schreien, um mich verständlich zu machen. Ich schlug vor, noch etwas essen zu gehen.
    »Übernimmt die Polizei, unser aller Freund und Helfer, die Rechnung?«, fragte James.
    »Ich denke, eine gewisses Spesenaufkommen ist drin«, sagte ich. »Solange wir es nicht übertreiben.«
    Die Bandmitglieder nickten eifrig. Natürlich. »Gratis« ist für einen Musiker ein magisches Wort.
    Wir landeten im Wong Kei in der Wardour Street. Das Essen ist in Ordnung, man wird schnell und schroff bedient, und man kriegt samstagabends um halb zwölf noch einen Tisch   – wenn man kein Problem damit hat, sich irgendwo dazuzusetzen. Ich zeigte dem Typen an der Tür vier Finger, und er winkte uns in den ersten Stock, wo eine streng blickende junge Frau in rotem T-Shirt uns an einen der großen runden Tische dirigierte.
    Zwei blasse amerikanische Studenten, die den Tisch bisher für sich gehabt hatten, schraken sichtlich zusammen, als wir uns auf die Stühle fallen ließen.
    »Guten Abend«, sagte Daniel. »Keine Sorge, wir sind völlig harmlos.«
    Die beiden

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