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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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zurück.
    Ich fragte Purdy, ob man ihn schon identifiziert hatte. Er hielt einen Zipverschluss-Plastikbeutel mit einer Brieftasche in die Höhe. »Übernehmen Sie?«
    Ich nickte, nahm den Beutel, unterschrieb das nötigeFormular, um für eventuelle spätere juristische Maßnahmen eine lückenlose Kontrollkette vorweisen zu können, und stopfte ihn in die Hosentasche.
    »War er in Begleitung?«
    Purdy schüttelte den Kopf. »Hab niemanden gesehen.«
    »Wer hat den Notruf abgesetzt?«
    »Keine Ahnung. Handy wahrscheinlich.«
    Es sind Beamte wie Purdy, die der Metropolitan Police ihren Ruf des gediegenen Kundenservice verleihen, um den uns die gesamte zivilisierte Welt beneidet.
    Als die Trage in den Wagen geladen wurde, hörte ich, wie Max sich geräuschvoll übergab.
    Purdy musterte ihn mit dem unverhohlenen Interesse des Polizisten, der noch eine lange Nachtschicht vor sich hat und mit Freuden die Amtshandlung, einen Betrunkenen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses in die Ausnüchterungszelle zu sperren, auf mehrere Stunden ausdehnen würde. All der Papierkram in der Kantine bei einer Tasse Tee und einem Sandwich   – ach, dieser verfluchte Bürokratismus, der aufrechte Polizisten von der vordersten Front abhält, wo sie sich so gern ins Gefecht stürzen würden! Ich vereitelte Purdys Hoffnungen, indem ich versprach, mich darum zu kümmern.
    Die Sanitäter wollten sich auf den Weg machen, aber ich bat sie, noch einen Moment zu warten. Ich wollte nicht riskieren, dass die Leiche abhandenkam, bevor Dr.   Walid sie sich anschauen konnte, aber ich musste mich vergewissern, ob der Typ im Mysterioso gespielt hatte. Von meinen Hilfstruppen sah Daniel am zurechnungsfähigsten aus.
    »Daniel? Sind Sie nüchtern?«
    »Oh ja. Nüchterner mit jeder Sekunde.«
    »Ich muss mit dem Rettungswagen mitfahren. Können Sie noch kurz in den Club zurückgehen und mir eine Kopie des Programms von heute Abend besorgen?« Ich gab ihm meine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Sie es haben.«
    »Sie glauben, ihm ist dasselbe passiert?«, sagte er. »Wie Cyrus, meine ich.«
    »Ich weiß es nicht. Sobald ich was erfahre, rufe ich Sie an.«
    Die Sanis wurden ungeduldig. »Kommen Sie jetzt oder nicht?«
    »Schaffen Sie das?«
    Daniel grinste. »Hey, Sie haben’s mit einem Jazzer zu tun.«
    Ich streckte ihm die Faust entgegen, und nach einem Augenblick der Verwirrung hob er die seine und ließ die Knöchel gegen meine prallen.
    Dann stieg ich in den Wagen, und der Sani zog die Tür zu.
    »Fahren wir zum UCH?«, fragte ich.
    »Haben wir vor.«
    Blaulicht und Sirene ließen wir ausgeschaltet.
     
    Man kann eine Leiche nicht einfach so in ein Leichenschauhaus bringen. Zuerst muss sie von einem vertrauenswürdigen Arzt offiziell für tot erklärt werden. Egal in wie vielen Teilen du sie anlieferst   – solange nicht ein voll approbiertes Mitglied des britischen Ärzteverbands dir bestätigt, dass sie tot ist, befindet sie sich bürokratisch gesehen in einem undefinierten Zustand, genau wie einElektron, eine Katze plus Atomkern in einer Kiste oder auch meine Befugnis, nach eigenem Ermessen eine Mordermittlung durchzuführen.
    Eine Samstagnacht in der Notaufnahme ist immer ein Genuss: jede Menge Blut, dazu Gezeter, Gebrüll und laute Vorwürfe, wenn der Rausch abklingt und der Schmerz einsetzt. Ein Polizist mit hinreichendem sozialem Sendungsbewusstsein, sich dort blicken zu lassen, hat die Aussicht auf unzählige spannende Diskussionen, typischerweise mit Ron und seinem besten Kumpel Ken, und
wir haben doch gar nichts gemacht, Mann, die sind einfach auf uns los, total ohne Grund, ey
! Also blieb ich schön bei meiner braven stillen Leiche in meiner Untersuchungskabine, besten Dank. Ich lieh mir ein Paar Latexhandschuhe aus einer Schachtel in einer Schublade und ging seine Brieftasche durch.
    Mickey the Bone hieß mit vollem Namen Michael Adjayi   – nigerianisch also. Laut Geburtsdatum auf dem Führerschein war er gerade neunzehn geworden.
    Deine Mum wird jetzt verdammt sauer auf dich sein, dachte ich traurig.
    Er besaß einen ganzen Stapel Karten: Visa, Mastercard, Bankkarte und einen Mitgliedsausweis der Musikergewerkschaft. Es gab auch ein paar Visitenkarten, darunter eine von einem Agenten. Ich schrieb mir die Details in mein Notizbuch ab. Dann steckte ich alles sorgfältig wieder in den Beweisbeutel.
    Erst um Viertel vor drei tauchte ein Assistenzarzt auf und erklärte Michael Adjayi verbindlich für tot. Nachdem ich meinerseits

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