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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Gefühl hatte, es könnte weich genug sein, hob ich den Zauber auf. Die Lichtsphäre zerplatzte wie eine Seifenblase. Dann baute ich im Kopf das gute alte
Basis- Impello
auf. Das ist die zweite
Forma
, die ich gelernt habe, deshalb weiß ich, dass ich sie ganz ordentlich kann. Mit
Impello
setzt man Gegenstände in Bewegung, in diesem Fall die beiden Flügel der Doppeltür. Sie schwangen so heftig auf, dass das Schloss auseinanderbarst und eines der Türblätter aus den Angeln sprang.
    Es war ziemlich beeindruckend, wenn ich das so sagen darf. Meine Hilfstruppen, die hinter mir die Treppe heraufkamen, fanden das offenkundig auch.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte James.
    »Thermitkaugummi?«, schlug ich vor.
    Im Club ging der Feueralarm los   – Zeit, die Biege zu machen. Die Hilfstruppen und ich schlenderten sorglos um die nächste Ecke und erreichten die Frith Street in olympiaverdächtiger Zeit. Es war inzwischen so spät, dass die Touristen in ihre Hotels zurückgekehrt waren und die Straßen zunehmend von jugendlichen Radaubrüdern und -schwestern erobert wurden.
    James stellte sich vor mich, so dass ich anhalten musste.
    »Das hat was mit Cys Tod zu tun, oder?«
    Ich war zu erledigt, um zu diskutieren. »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Hat jemand Cyrus was angetan?«
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte ich. »Wohin würden Sie gehen, wenn Sie jetzt gerade einen Auftritt gehabt hätten?«
    James sah verwirrt drein. »Was?«
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge, James. Ich muss diesen Posaunisten finden   – wohin würden Sie gehen?«
    »Das Potemkin hat keine Sperrstunde«, sagte Max.
    Das klang gut. Im Potemkin bekam man bis fünf Uhr morgens etwas zu essen und, weit wichtiger, Alkohol. Ich hastete die Frith Street entlang, meine Hilfstruppen im Schlepptau. Sie wollten natürlich wissen, was los war. (Ich auch.) Insbesondere James erwies sich als gefährlich scharfsinnig.
    »Haben Sie Angst, dass diesem Posaunisten dasselbe passieren könnte?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    Wir bogen wieder in die Old Compton Street ein. Als ich das Blaulicht des Krankenwagens sah, wusste ich, dass ich zu spät kam. Er stand mit offener Laderaumtür vor einem Club, und die gemächliche Art, wie die Sanitäter sich bewegten, bedeutete, dass der Patient entweder bei bester Gesundheit oder unwiderruflich tot war. Ich rechnete der besten Gesundheit keine großen Chancen aus. Unter dem wachsamen Blick einiger Polizisten, darunter ein Constable, den ich aus meiner Zeit auf dem Revier von Charing Cross kannte, hatten sich ein paar halbherzige Gaffer versammelt.
    »Purdy«, rief ich. Er sah auf. »Was gibt’s?«
    Purdy stapfte zu uns herüber. Wenn man eine Stichschutzweste, einen Ausrüstungsgürtel, einen herausziehbaren Schlagstock, einen brustwarzenförmigen Helm, ein Schulterhalfter, ein Airwave-Funkgerät, Handschellen, Pfefferspray, ein Notizbuch und einen Not-Schokoriegel am Körper trägt, ist Stapfen die Fortbewegung der Wahl. Phillip Purdy genoss in eingeweihten Kreisen den Ruf einer »wandelnden Uniform«, also eines Beamten, dessen berufliche Fähigkeiten sich darauf beschränken, dieUniform spazierenzutragen. Umso besser   – momentan konnte ich keinen effizienten Gesprächspartner brauchen. Effiziente Polizisten stellen zu viele Fragen.
    »Wir begleiten den Krankenwagen«, sagte Purdy. »Da ist ’n Typ mitten auf der Straße einfach tot umgefallen.«
    »Kann ich mir die Sache anschauen?« Ich formulierte es als Frage. Höflichkeit zahlt sich meistens aus.
    »Sind Sie denn im Dienst?«
    »Weiß ich nicht, bis ich es mir angeschaut habe.«
    Purdy grunzte und ließ mich vorbei.
    Die Sanitäter hoben das Opfer gerade auf die Trage. Er war jünger als ich, dunkelhäutig mit afrikanischen Gesichtszügen   – ich hätte auf Nigeria oder Ghana getippt, oder besser: auf von dort stammende Eltern. Er war elegant gekleidet, Khakihosen, maßgefertigte Anzugjacke. Die Sanitäter hatten das teuer aussehende weiße Baumwollhemd aufgerissen, um den Defibrillator aufzusetzen. Seine Augen waren offen, dunkelbraun und leer. Ich brauchte nicht näher ranzugehen. Wenn er noch lauter
Body and Soul
gespielt hätte, hätte ich die Straße absperren und Eintrittskarten verkaufen können.
    Ich erkundigte mich bei den Sanis nach der Todesursache. Sie zuckten mit den Schultern und sagten etwas von Herzversagen.
    »Ist er tot?«, fragte Max hinter mir.
    »Was glaubst du denn   – dass er ’n Nickerchen macht?«, gab James

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