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Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzer Mond über Soho: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Schrecken zu halten. Sollten Sie je den eisigen Atem des DPS im Nacken spüren, so wie ich in diesem Augenblick, dann ist es unerlässlich, zu wissen, welches seiner schauerlichen Häupter ihn ausstößt. Ich glaubte nicht, dass es das ACC, das Antikorruptionskommando, oder das IIC, das Kommando für interne Ermittlungen, war, denn einen Rettungswagen zu entführen war ja eher eine kriminelle Dummheit als ein dummes Verbrechen. Jedenfalls hoffte ich, dass man das dort auch so sah und ich nur das MCAV am Hals hatte, das Sondierungskommando für Zivilklagen wegen Fehlverhaltens, dessen Aufgabe es ist, sich Polizisten vorzuknöpfen, die einen solchen Mist gebaut haben, dass mit Anzeigen vonBürgerseite gegen die Met zu rechnen ist   – zum Beispiel von traumatisierten Sanitäterinnen.
    »Stehen Sie immer noch zu Ihrer Bewertung der Handlungen von Constable Grant an diesem Abend?«
    »Ja, Sir«, sagte Nightingale. »Ich glaube, dass Constable Grant eine schwierige Situation richtig erfasst und rasch und entschieden gehandelt hat, um den Tod des Individuums namens Ash Thames zu verhindern. Hätte er das kalte Eisen nicht aus der Wunde entfernt oder Ash nachfolgend nicht zum Fluss gebracht, wäre das Opfer zweifellos gestorben   – schon durch den Blutverlust.«
    Der Commissioner sah mich direkt an, und ich merkte, dass ich den Atem anhielt, bis er wieder zu Nightingale blickte.
    »Sie wurden trotz Ihres gesundheitlichen Zustands in Ihrer Aufsichtspflicht belassen, weil mir versichert wurde, Sie seien der einzige Beamte mit der nötigen Qualifikation, um gewisse ›Spezialfälle‹ zu übernehmen. War das ein Fehler meinerseits?«
    »Nein, Sir. Solange Constable Grant noch nicht voll ausgebildet ist, bleibe ich das einzige dahingehend qualifizierte Mitglied der Metropolitan Police. Glauben Sie mir, Sir, ich finde diese Perspektive ebenso beunruhigend wie Sie.«
    Der Commissioner nickte. »Da es aussieht, als hätte Grant keine andere Wahl gehabt, als zu handeln, wie er gehandelt hat, bin ich bereit, es in dieser Angelegenheit bei einer Verletzung der Aufsichtspflicht Ihrerseits bewenden zu lassen. Betrachten Sie dies als mündlichen Tadel. Ich werde einen Vermerk in Ihrer Dienstakte machen.« Er wandte sich an mich. Ich hielt den Blick auf einen hübschenfreundlichen Fleck an der Wand links hinter ihm gerichtet.
    »Mir ist klar, dass Sie erstens unerfahren und zweitens gezwungen sind, sich in Situationen, die   –« der Commissioner wählte seine Worte sorgfältig   –, »außerhalb der gewöhnlichen Polizeiarbeit liegen, auf Ihre eigene Urteilskraft zu verlassen. Dennoch möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie sowohl als Constable als auch als Lehrling einen Eid abgelegt haben. Und Sie wurden gewarnt, dass außergewöhnliche Dinge von Ihnen erwartet würden. Zum jetzigen Zeitpunkt werde ich keine disziplinarischen Maßnahmen ergreifen und auch nichts in Ihrer Akte vermerken. Ich erwarte jedoch, dass Sie in Zukunft mehr Taktgefühl und Diskretion an den Tag legen und versuchen, den Sachschaden auf ein Minimum zu begrenzen. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Der Sachschaden«, sagte der Commissioner zu Nightingale, »einschließlich desjenigen am Rettungswagen, wird aus dem Budget des Folly ersetzt werden, nicht aus den generellen Rücklagen der Met. Ebenso alle Gerichts- und sonstigen Kosten, die sich in dieser Sache aus Zivilklagen gegen die Metropolitan Police ergeben können. Klar?«
    Wir sagten beide: »Ja, Sir.«
    Ich schwitzte vor Erleichterung. Der einzige Grund, warum mich kein Disziplinarverfahren erwartete, war wohl, dass der Commissioner keine Lust hatte, der Polizeiaufsichtsbehörde zu erklären, warum ein einfacher Constable momentan de facto Leiter einer operativen Kommandoeinheit war. Jeder Rechtsanwalt, den ich mirvom Polizeiverband hätte stellen lassen können, hätte einen Heidenspaß damit gehabt, dass ich im Prinzip nicht unter Aufsicht durch einen ranghöheren Beamten stand   – Nightingale war ja krankgeschrieben. Ganz zu schweigen von den Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, die ich hatte eingehen müssen, als ich mitten in der Nacht in die Themse gesprungen war.
    Ich dachte, damit wäre es vorbei, aber es kam doch noch etwas. Der Commissioner drückte auf seine Sprechanlage. »Sie können sie jetzt hereinbitten.«
    Ich erkannte die Gäste. Der Erste war ein kleiner, knochiger weißer Mann mittleren Alters, der in seinem blauen Nadelstreifenanzug von Marks & Spencer

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