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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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ausgebaut hatte, und ich war sicher, dass diese Spanne so kurz sein würde wie möglich. Mit einem mir neuen Anflug von Überheblichkeit sagte ich demonstrativ gelangweilt: »Ich bin sicher, dass Mr. Abernathy und ich als vernünftige Menschen akute Probleme in gegenseitigem Einvernehmen lösen werden. Sehen Sie das nicht auch so, Mr. Abernathy?«
    Sein Kopf fuhr herum, er fixierte mich, als sei ich eine Zielscheibe. »Wieso nehmen Sie diesen Passus dann nicht heraus?«, fragte er in gedehntem Tonfall und bohrte seinen metallischen Blick in meinen.
    Ich schüttelte den Kopf, hielt aber dem Blick stand. »Mein Anwalt hat mir dringend nahe gelegt, Änderungen keinesfalls zu akzeptieren.« Eine Spur Spott schlich sich in meine Stimme, als ich hinzufügte: »Es wäre ausgesprochen unklug, eine gute Position aufzugeben. Würden Sie das an meiner Stelle tun?« Er war so ehrlich, den Blick abzuwenden.
    »Von Änderungen welcher Art auch immer kann ich nur dringend abraten«, meldete sich der Anwalt etwas verwirrt zu Wort. »Es dürfte im Interesse beider Seiten liegen, die Abläufe nicht noch weiter zu verzögern.«
    Wir sprachen beide gleichzeitig.
    »Änderungen stehen überhaupt nicht zur Debatte«, sagte ich entschieden.
    »Machen wir einfach weiter«, sagte mein zukünftiger Partner.
    Der restliche Teil verlief eintönig, bis der Anwalt uns feierlich um unsere jeweilige Unterschrift bat. Ich gab mir insgeheim Mühe, meinen Namen schwungvoll und selbstbewusst zu schreiben. Mark Abernathy kritzelte seinen betont beiläufig und brachte es doch fertig, meinen Schriftzug zu dominieren. Das ordentliche Verena Naumann verblasste gegen die kühne Silhouette, in der nur das M und das A einigermaßen klar erkennbar waren.
    »Normalerweise stoßen wir bei einem Vertragsabschluss auf das Geschäft an. In der Zeit können die Sekretärinnen die Unterlagen fertig machen. Aber vielleicht ziehen Sie es vor, dass wir Ihnen die Verträge zuschicken?«, fragte der Anwalt unsicher.
    »Nein, ich brauche das Zeug so schnell wie möglich«, entschied Abernathy. »Ich warte.«
    »Ich auch«, sagte ich schnell, obwohl es mir eigentlich lieber gewesen wäre, alles direkt an Dr. Weydrich schicken zu lassen. Aber die Gelegenheit schien mir günstig, meinen neuen Geschäftspartner etwas näher kennen zu lernen.
    Er war nicht gerade von der gesprächigen Sorte. Also ergriff ich die Initiative und versuchte es mit höflicher Konversation.
    »Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Ausstellungsstücke auf der Flower Show«, sagte ich. »Es muss schrecklich mühsam sein, alles auf diese wenigen Tage hin vorzutreiben. Lohnt sich der Aufwand denn überhaupt?«
    Er stieß gequält die Luft aus, und einen Moment dachte ich, er würde mich einfach ignorieren.
    »Waren Sie schon einmal dort?«, fragte er zurück. Es war offensichtlich, dass es eine rhetorische Frage war, deshalb sparte ich mir die Antwort.
    »Diese Show ist für uns das, was die großen Modemessen in Paris und Mailand für die Bekleidungsindustrie sind«, fuhr er in einem beleidigend herablassenden Tonfall fort. »Kämen Sie auf die Idee, Dior oder Armani oder einen von den anderen zu fragen, ob sich ihr Aufwand lohnt?«
    Ärgerlich über seine überhebliche Art gab ich spitz zurück: »Mit Dior und Armani mache ich keine Geschäfte, aber mit Ihnen.«
    Ein seltsamer Funke glomm in dem kalten Grau auf. »Und das lassen Sie mich auch keinen Moment vergessen, was? – Lohnt sich der Aufwand denn überhaupt? «, äffte er mich nach. »So kann nur jemand fragen, der keine Ahnung hat.« Er hob sein Glas, über dem Rand funkelte offener Spott in seinen Augen. »Wenn Sie morgen in der Schlange stehen, dann werden Sie sehen, dass eine Menge Menschen der Ansicht sind, dass es sich unbedingt lohnt.«
    Ich gab ihm Recht, als ich am nächsten Morgen etwa 100 Meter vor dem Haupteingang in der Schlange stand, die auf Einlass wartete. Eine halbe Stunde vor der Eröffnung war ich losgegangen und hatte mich gewundert, dass die Stadtpolizei praktisch alle Straßen der Umgebung gesperrt hatte. Ungläubig beobachtete ich, wie Menschenmassen strömten, wo sonst Autos fuhren. So viele konnten gar nicht Platz auf dem Gelände haben!
    Neugierig musterte ich die Besucher. Die meisten schienen von außerhalb gekommen zu sein. Geduldig aussehende Männer in Tweedsakkos und braunen oder grauen Cordhosen, Rücksäcke auf dem Rücken. Frauen mit Sonnenhüten und Programmheften in bequemen Laufschuhen. Einige besonders

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