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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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einigen der kaum noch leserlichen Namensschilder entdeckte ich den Namen Abernathy .
    »Ein Vorfahre von mir hat den Grundstock hierfür aus dem malaiischen Archipel mit nach England gebracht«, erklärte mein Begleiter bescheiden, als ich ihn danach fragte. Augenblicklich war ich wie elektrisiert. »Gibt es noch alte Exemplare in der Gärtnerei?«, fragte ich geradezu gierig.
    Er betrachtete mich amüsiert. »Wieso?«
    »Weil viele dieser alten Spielarten inzwischen an ihren natürlichen Standorten ausgerottet sind. Ich züchte selbst Orchideen und würde schrecklich gerne mit solchen Samen experimentieren!«, erklärte ich ihm aufgeregt.
    Abernathy schmunzelte wie ein guter Onkel, der gleich die Schokolade aus der Tasche ziehen wird. »Na so was! Da tauchen ja interessante neue Seiten an Ihnen auf! – Wir haben tatsächlich noch eine spezielle Sammlung. Hauptsächlich dunkel blühende Sorten. Ich hatte eigentlich geplant, sie ebenfalls über Purple Passion anzubieten, weil sie gut ins Sortiment passen, aber ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, mich mit ihnen zu beschäftigen.«
    »Dass ausgerechnet bei Ihnen solche Schätze schlummern …«
    »Das Leben ist ungerecht, nicht wahr?«, stimmte er mir mitfühlend zu, lachte und führte mich auf verschlungenen Pfaden sicher zum Ausgang zurück.
    »Wollen Sie noch mit zum Stand kommen und die Sortimentsliste gleich mitnehmen, oder müssen Sie sich beeilen?«
    »Wieso beeilen?«, fragte ich erstaunt.
    »Ihre Verabredung.« Sein attraktives Gesicht verzog sich zu einer Grimasse übertriebenen Erstaunens. »Sie haben doch nicht etwa Ihr Rendezvous vergessen, für das Sie sich so fein gemacht haben?«
    »Keineswegs«, sagte ich so würdevoll wie möglich. »Ich habe nur nicht angenommen, dass Sie sich dieses für sie unwichtige Detail gemerkt haben.«
    »Oh, ich habe ein gutes Gedächtnis für Details«, versicherte er. »Das braucht man als Züchter. Am besten hole ich Sie morgen kurz vor acht ab. Wo wohnen Sie?«
    »Bei Jonathan – Dunnet. Warten Sie, ich habe die Adresse hier irgendwo …« Ich kramte hektisch in meiner unübersichtlichen Handtasche.
    »Sie wohnen bei Jonathan Dunnet? Dem Jonathan Dunnet?« Die Überraschung in seiner Stimme ließ mich aufblicken.
    »Ja, wieso nicht?«, bestätigte ich ungeduldig. Es irritierte mich, dass die beiden so ähnlich aufeinander reagierten. »Er ist ein guter Freund eines Freundes – nein, nicht, was man denken könnte. Die beiden haben sich vor ewig langer Zeit kennen gelernt und den Kontakt gehalten. Jonathan ist ein reizender Mensch, kein bisschen eingebildet, und …«
    »Schon gut, Sie müssen ihn nicht verteidigen«, beschwichtigte Abernathy mich. »Sie können aufhören zu suchen. Jeder Taxifahrer weiß, wo Jonathan Dunnet wohnt.«
    Ich ließ die Handtasche sinken und starrte ihn misstrauisch an. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Er seufzte und erklärte dann mit deutlichem Widerwillen: »Ein ziemlich primitives Massenblatt hat die letzte Saure-Gurken-Zeit damit gefüllt, prominenten Homosexuellen nachzuspüren. Wo verkehren sie, wo wohnen sie und so weiter. Die Taxifahrer bekamen Prämien für Hinweise. Und Dunnet fährt ja nur Taxi. Für die Fahrer waren er und einige andere Männer wahre Goldesel. Sie haben ihnen regelrecht aufgelauert, wie später herauskam.«
    Widerlich! Der arme Jonathan tat mir jetzt noch leid. »Und? Was war weiter?«
    »Was soll weiter gewesen sein? Das Übliche: Es hat ein oder zwei als Unfälle deklarierte Selbstmorde gegeben, aber die meisten Betroffenen sind untergetaucht und haben gehofft, dass der nächste Skandal sie in Vergessenheit geraten lässt. – Was auch geschah«, bemerkte er trocken. »Und nun genug von unerfreulichen Geschichten. Hier – eine kleine Erinnerung, damit Sie mich bis morgen nicht vergessen.« Mit diesen Worten zog er einige Stiele aus dem Black Monk -Arrangement und reichte sie mir. Ihr süßer Duft stieg mir in die Nase, und ich beschloss im Stillen, mir eine private Ecke für sie anzulegen. Sie waren absolut fantastisch.
    Ehe ich ihm danken konnte, hatte er mir schon geschäftsmäßig knapp zugenickt und war in einer Gruppe pastellfarbener Strohhüte untergetaucht.
    Jonathan erwartete mich mit der übertriebenen Besorgnis eines unerfahrenen Kindermädchens. »Und? Wie war es?«, bedrängte er mich, sich die Hände an der adretten Servierschürze abwischend. »Komm in die Küche und erzähl mir alles. Was hat er zu dem Kleid gesagt?«
    »Er fand es

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