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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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gefiel, als ich erwartet hätte.
    Sophia Abernathys Sinn für das Wesentliche zeigte sich auch in der Konzeption des Hausgartens. Auf den repräsentativen vorderen Teil hatte sie die wenigste Mühe verschwendet. Klugerweise hatte sie die Proportionen des Hauses für sich wirken lassen und sie nur durch wenige Elemente wie das kleine Bassin im Rondell und den einzelnen Rosenstock hervorgehoben.
    Im hinteren Teil begeisterte mich ein wunderschön angelegter Rosengarten, in dessen Zentrum ein weiß lackierter Pavillon mit einer schlichten Holzbank stand und dazu einlud, in den süßen Duftwolken zu schwelgen. »Hier dulde ich nur Sorten, die hervorragend duften«, erklärte Sophia stolz.
    Zwischen den Lavendelbüschen und grünen Bergen aus Frauenmantel hatten sich zahlreiche Unkräuter eingenistet. Ich bückte mich automatisch, um ein Franzosenkraut in voller Blüte herauszuziehen, merkte in letzter Minute, was ich zu tun im Begriff war, und bat um Entschuldigung. Keinesfalls wollte ich aufdringlich oder gar übereifrig erscheinen. Aber Sophia lächelte seltsam zufrieden und sagte entschuldigend: »Ich komme leider nicht mehr nach mit dem Jäten. Und das Gemüse ist wichtiger. – Kennst du die Rose de Resht? Sie ist mein Liebling.«
    Eine Rose war für mich immer eine perfekt geformte Blüte gewesen, ohne Leben, ähnlich den Callas: ideal geeignet für Imitate in Plastik. Bereits in London hatte ich meine abfällige Meinung revidieren müssen, aber die Ausstellungsstücke dort waren für den speziellen Anlass gezüchtet worden.
    Man hatte keine Rücksicht auf ihre natürliche Entwicklung genommen. Sophias Rosen merkte man hingegen an, dass sie sich frei entfalten durften, wie ihre Natur es verlangte. Sie hatten nicht nur mit ihren gezierten Verwandten aus den Blumenläden wenig gemein, sie strotzten auch vor Vitalität, explodierten geradezu. Die warme Luft des Spätnachmittags verschmolz ihren Duft mit dem leichten Geruch der Frühsommerwiesen, einem Hauch Meeresbrise und etwas Süßem, das mir unterschwellig bekannt vorkam, das ich aber nicht einordnen konnte.
    Wie ein kleiner Fußteppich hatten sich um die meisten Sträucher abgefallene Blütenblätter auf dem Boden gesammelt, manche fast lilafarben oder rötlich braun verfärbt, manche in dem gleichen Magenta wie am Strauch, manche in zu schmutzigem Weiß verblasstem Rosa. Auch an den Pflanzen variierten die Farben. Der erste Farbklecks an einer aufbrechenden Knospe unterschied sich von der prachtvollen Fülle der Blüten, die sich gegenseitig bedrängten, und von den bereits schütter werdenden älteren Blüten vom Vortag.
    Ich betrachtete die Rose, mit der Mark mich verglichen hatte, natürlich genauer als alle anderen. Rose de Resht war ein kompakter, schön proportionierter Strauch mit kräftigen Zweigen, aus deren dichtem Laub perfekt geformte, zierliche Blüten in einem auffälligen Purpur leuchteten. Er reichte mir ungefähr bis zum Bauchnabel und wirkte, inmitten der ausladenden langen Triebe seiner Nachbarn, ausgesprochen ordentlich. Ich senkte meine Nase in einen dieser seidigen Bälle, atmete tief ein und schloss die Augen. Der intensive Geruch erinnerte an Alfons’ Rosenessenz.
    »Kommst du weiter? Ich will dir noch den Rest zeigen.«
    Bedauernd folgte ich Sophia zu dem von Geißblatt überwucherten Torbogen in der Eibenhecke, die dem Rosengarten Windschutz gab. Je näher wir dem Torbogen kamen, desto intensiver wurde der süße Duft, den ich nicht hatte einordnen können. Hinter der Hecke erstreckte sich der Küchengarten bis hinunter zu dem Seerosenteich, den ich von meinem Zimmer aus gesehen hatte.
    Sophia bemerkte, dass ich begeistert schnupperte, und erklärte: »Ich mag ihn auch. Schade, dass er nur abends so duftet.« Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und fügte berichtigend hinzu: »Na ja, von jetzt bis etwa neun Uhr früh. Er ist etwas für Nachtschwärmer – und für Verliebte.«
    Der Kräutergarten direkt hinter der Küchentür war mit Steinwegen aus dem gleichen Hamhill-Stein eingefasst, aus dem das Haus errichtet worden war. Die einzelnen Beete waren auch bei schlechtem Wetter alle sauberen Fußes zu erreichen. Er wirkte relativ frisch angelegt, zwischen den einzelnen Steinplatten der Wege hatte sich noch kaum Unkraut angesiedelt und in den großzügigen Beeten wirkten manche Pflanzen noch etwas verloren.
    »Den hier verdanken wir Jonathan Dunnet«, sagte Sophia mit leicht grimmigem Unterton. Als ich sie fragend ansah,

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