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Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur

Titel: Schwarzer Purpur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wahl
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was Mark mir bedeutete. Gefühle sind so schrecklich instabil. Ich wollte nicht über morgen oder gar übermorgen nachdenken. Ich wollte, dass die Zeit Stillstand, wenn ich mit ihm zusammen war. Ich wollte eine Ewigkeit, um zu entdecken, was er dachte, fühlte, empfand. Und wenn ich mir ganz, ganz sicher sein konnte – dann würde ich diese drei besonderen Worte sage. Ich liebe dich.
    »Ich glaube zu verstehen, wovor du Angst hast«, sagte Sophia und nickte erleichtert. »Und ich bin froh darüber, dass du mir nicht ein oberflächliches ›Ich liebe ihn‹ hingeworfen hast.« Sie lächelte mir zu, und das Strahlen in ihrem Gesicht ließ sie plötzlich viel jünger und liebenswerter erscheinen. Sie war nicht mehr die Furcht einflößende, selbstherrliche Patriarchin, sondern eine warmherzige Frau, die gelernt hatte, sich mit einer harten Schale zu schützen. »Aber sag mir … magst du ihn?«, beharrte sie.
    Ich dachte an sein mitfühlendes Interesse, sein feines Gespür für meine Stimmungslagen, seine Sanftheit und seine Leidenschaft, als er mich geliebt hatte; seine Freundlichkeit den alten Dunnets gegenüber; seine ruhige Bestimmtheit, die er meiner unklaren Panik entgegengesetzt hatte; seinen Humor, der immer dann durchbrach, wenn man es nicht erwartete.
    »Und wie!«, flüsterte ich in meine Teetasse. Ja, ich war bis über beide Ohren verliebt, aber bei aller Hochstimmung: Es machte mir schreckliche Angst. Meine erste und einzige Erfahrung auf diesem Gebiet war ein solches Desaster gewesen. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen, aber ich schämte mich trotzdem. Die letzten Jahre hatte ich es vorgezogen, diese Episode einfach wegzuschieben, zu ignorieren. Aber meine jetzigen Gefühle konfrontierten mich wieder damit.
    Es war das gleiche Herzklopfen, das auch Dieters Anblick damals in mir ausgelöst hatte. Die gleiche Sehnsucht nach Nähe, nach Intimität, einem anderen so nahe wie möglich zu sein.
    Nachdem ich das alles kennen gelernt hatte, war es so viel härter gewesen, wieder darauf verzichten zu müssen, dass ich diese Erfahrung nicht ein zweites Mal durchmachen wollte. Und es würde diesmal viel schlimmer werden, denn in der Nacht nach dem Ball hatte Mark Gefühle in mir geweckt, wie es Dieter niemals gekonnt hätte.
    »Er mag dich auch«, riss Sophia mich aus meinen Gedanken. »Sehr sogar. Ich habe noch nie erlebt, dass er so durcheinander war«, sagte sie nachdenklich. »Ich frage mich …« Sie brach ab und starrte stirnrunzelnd auf den Teller mit den Kresseschnittchen.
    Ich wartete geduldig und höflich, doch es fiel mir nicht mehr schwer. Die nervöse Anspannung war gewichen. Ich hatte keine Angst mehr vor Sophia Abernathy.
    Sie nahm sich zusammen, bot mir eine zweite Tasse Tee an und sagte: »Du bist anders, als ich dich mir vorgestellt hatte. Ich habe immer befürchtet, eines Tages würde eine von diesen Hyänen, die seit Jahren hinter ihm her sind, Mark zur Strecke bringen. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Er ist auch nur ein Mann …« Die alte Dame lächelte mir vertraulich zu und verriet: »Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dich zu hassen.« Ungerührt biss sie dann herzhaft in eine Kresseschnitte und fuhr mit vollem Mund fort: »Aber ich habe gleich gemerkt, dass du nicht so eine bist – trotz dieser Schuhe.« Sie blinzelte in Richtung meiner Manolo Blahniks. »Man darf nicht nach dem Äußeren gehen: Diesem Jonathan Dunnet würde man auch nicht zutrauen, dass er ein Ei kochen kann, so geschniegelt, wie er herumläuft. – Woher kennst du ihn eigentlich? «
    Ein Schmunzeln unterdrückend befriedigte ich ihre Neugier. Ich fasste mich kurz, erzählte von meiner Vorgeschichte nur das Nötigste und schilderte ihr dafür ausgiebig meine Kochlektionen und Jonathans Einsatz für meine Garderobe.
    Sophia nickte zustimmend: »Geschmack hat er, das muss man ihm lassen. – Ich muss zugeben, ich war alles andere als glücklich, auch noch einen bekannten Fernsehkoch beherbergen zu müssen. So etwas bringt den ganzen Haushalt durcheinander. Rosie spricht ununterbrochen davon, und heute Morgen hat sie prompt den Toast anbrennen lassen. Ich hoffe, sie fängt sich. – Wenn du Lust hast, zeige ich dir jetzt den Garten.«
    Ihre Sprunghaftigkeit erinnerte mich an Mr. Dunnet, doch die alte Dame war bei glasklarem Verstand. Sie hielt sich nur nicht mit langen Überleitungen auf. Wenn ein Thema für sie erledigt war, dann wechselte sie ohne Präliminarien zum nächsten. Ich merkte, dass mir das besser

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