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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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ja? Von wem hast du denn geträumt?«
    »Von Brad Pitt. Er hat mich zu sich in seine Luxusvilla nach Kalifornien eingeladen. Wir haben am Pool gesessen, und dann hat er mir den Rücken eingecremt und …«
    »Erspar mir bitte die Details. Hilf mir lieber. Ich muss bis Donnerstag noch einen Song fertigkriegen.«
    »Hast du nicht langsam genug Songs? Immerhin hast du elf CDs veröffentlicht!«
    »Elf ist gar nichts! Elvis hat 23 LPs aufgenommen, Livealben und Soundtracks nicht mitgerechnet. Und Carpendale hat schon über 40 …«
    »Carpendale! Hör mir bloß auf mit dem! Das schöne Mädchen … von Seite eins … das will ich haben … und weiter keins …«
    |102| »Hat dir eigentlich schon mal einer gesagt, dass du überhaupt nicht singen kannst?«
    »Hör auf zu meckern und crem mir lieber mal den Rücken ein, ja?«
    »Ruf doch Brad Pitt an!«
    »Au ja, mach ich! Holst du mir mal das …«

|103| 18.
    Jochen Walter blickte missmutig aus dem Fenster. Er hatte zu spät eingecheckt und keinen Gangplatz mehr bekommen. Er hatte wenig Sinn für die Schönheit der Landschaft unter sich – das flache Rheintal, die Hügel des Pfälzer Waldes im Nordwesten, Karlsruhe schräg vor ihm mit der charakteristischen dunkelgrünen Waldzunge, die sich nördlich des Stadtzentrums ausbreitete.
    Der Bengel machte natürlich wieder mal Ärger. Beinahe hätte er seinetwegen den Flug nach Berlin sausen lassen müssen. Doch diesmal hatte er nicht klein beigegeben. Dafür war die Veranstaltung heute Abend zu Ehren des sechzigsten Geburtstags eines führenden Parteimitglieds zu wichtig.
    Er hatte schon in der Schlange am Gate des Flughafens Baden Airpark gestanden, bereit, seine Bordkarte kontrollieren zu lassen und in den Bus zu steigen, als das Handy klingelte. Den missbilligenden Blick der jungen Frau ignorierend, war er rangegangen. Es war natürlich Martina.
    »Ist es wichtig? Ich bin gerade im Begriff, ins Flugzeug zu steigen.«
    »Ja, es
ist
wichtig. Ben steckt in Schwierigkeiten!«
    »In Schwierigkeiten? Was für Schwierigkeiten?«
    »Er ist verhaftet worden.« Er hatte Martinas Stimme anhören können, wie sie mit den Tränen kämpfte. So was nahm er besser ernst, wenn er nicht schon wieder einen Streit riskieren wollte. »Wann? Warum?«
    »Weiß ich auch nicht so genau. Da war eine Demo, auf dem Schlossplatz, und es gab eine Schlägerei. Die Polizei hat was von Landfriedensbruch gesagt …«
    |104| Landfriedensbruch! Ausgerechnet Ben! Wahrscheinlich wieder so eine pubertäre Trotzreaktion. »Was wird ihm genau vorgeworfen?«
    »Ich weiß es nicht. Er sagt, er hat nichts gemacht. Aber die Polizisten verhören einen nach dem anderen. Bitte, kannst du hinfahren und ihn da rausholen? Ich will nicht, dass er in die Sache mit hineingezogen wird!«
    »Wenn die Polizei ihn vorläufig festgenommen hat, ist es dafür längst zu spät. Ich kann da gar nichts machen!«
    »Wie bitte? Du kannst nichts machen? Wozu bist du denn Strafverteidiger, bitteschön?«
    »Reg dich bitte nicht wieder so auf!« Die letzten Fluggäste hatten inzwischen das Gate passiert und warteten im Bus auf ihn. Die Frau vom Bodenpersonal machte ihm ein Zeichen, dass er das Gespräch beenden sollte. »Es ist ja noch nicht mal Anklage erhoben worden. Schlimmstenfalls verbringt er mal eine Nacht in Untersuchungshaft, das wird ihm schon nicht schaden. Ich kann jetzt wirklich nicht. Du weißt, ich muss heute Abend auf diese Veranstaltung! Die ganze Parteispitze ist da, und …«
    »Es ist unser Sohn, verdammt! Er sitzt im Gefängnis, und du willst auf eine Party gehen?«
    »Hör zu, Schatz. Sobald ich in Berlin bin, rufe ich Dr. Brenner an und bitte ihn, sich um die Sache zu kümmern. Jetzt muss ich aber wirklich Schluss machen!«
    »Das kannst du nicht tun, Jochen! Wenn du jetzt …«
    »Also entweder Sie beenden jetzt sofort das Gespräch, oder wir fliegen ohne Sie!« Die Frau vom Bodenpersonal meinte es offensichtlich ernst.
    »Tut mir wirklich leid, Martina, es geht nicht!« Er legte einfach auf.
    Ben war ein verzogener, undankbarer Bengel. Walter hatte immer versucht, ihn wie ein eigenes Kind zu behandeln, doch der Junge hatte ihn von Anfang an nicht akzeptiert. |105| Martina litt sehr darunter. Nur ihr zuliebe hatte er eine Engelsgeduld aufgebracht. Mehr konnte man nun wirklich nicht von ihm verlangen. Wenn sein Stiefsohn jetzt mal die Quittung für sein Verhalten bekam, geschah ihm das nur recht.
    Nein, es war richtig, nach Berlin zu fliegen. Er war noch ein kleines

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