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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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einreden, das wird nichts ändern: Ich fahre nach Ettlingen, basta!«
    »Tut mir leid, Leon, aber das kann ich nicht zulassen! Außerdem hat Dr. Klein gesagt, dass eine solche Anstrengung zu viel für dich wäre.«
    »Versuch doch, mich daran zu hindern!«
    »Leon, ich bin dein Erziehungsberechtigter! Du musst mir gehorchen!«
    |267| »Einen Scheiß muss ich! Wenn du willst, dass dir jemand gehorcht, kauf dir einen Hund!«
    Sein Onkel blickte ihn mit seinen wässrig blauen Augen an, die auf einmal müde und traurig wirkten. Dann erhob er sich ohne ein weiteres Wort von Leons Bett und verließ das Zimmer.

|268| 54.
    Lennard verabschiedete sich mit einem kurzen Kuss und kehrte gutgelaunt in sein Hotelzimmer zurück. Die Zweifel, ob er wirklich in der Lage war, eine glückliche Beziehung einzugehen, ob nicht die Enttäuschung für alle vorprogrammiert war, hatte er in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verdrängt. Er wollte die glücklichen Momente mit Fabienne auskosten, solange er konnte. Das Leben hatte ihm deutlich genug gezeigt, wie wichtig das war.
    Er klappte den Laptop auf. Die Digitalanzeige der Überwachungssoftware zeigte 0:15 Uhr. Pawlow schlief bereits. Ohne großes Interesse sah Lennard sich im schnellen Vorlauf die Aufzeichnung des Geschehens während seiner Abwesenheit an.
    Pawlow saß eine Zeitlang fast reglos vor dem Fernseher. Dann stand er plötzlich auf und verschwand im Eingangsbereich.
    Lennard hielt die Aufnahme an, spulte ein Stück zurück und schaltete den Ton ein. Die im Bild eingeblendete Zeit war 21.17 Uhr, als es an Pawlows Wohnungstür klingelte.
    Pawlow wirkte überrascht. Mit spätem Besuch schien er nicht gerechnet zu haben. Er stand auf und betrat den kurzen Flur. Hier hatte Lennard keine Kamera installiert, so dass er nicht sehen konnte, mit wem seine Zielperson sprach.
    »Du? Was machst du denn hier?«
    Die Antwort war zu leise, als dass Lennard sie durch das Mikrofon im Wohnzimmer verstehen konnte.
    »Es ist viel zu gefährlich! Wenn dich jemand gesehen hat! Wir hatten doch vereinbart …«
    |269| Diesmal konnte Lennard die flehenden Worte verstehen: »Bitte, Mirko, ich musste dich einfach sehen! Ich halte es nicht mehr aus!«
    Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Also gut, komm rein«, sagte Pawlow unwirsch. Er trat ins Blickfeld der Wohnzimmer-Kamera, gefolgt von einer Frau, die sich einen Seidenschal um den Kopf gebunden hatte. Sie nahm ihn ab und entblößte ihr langes, rötlichblondes Haar.
    Ungläubig starrte Lennard auf den Monitor. Es war Eva!
    »Willst du was trinken?«, fragte Pawlow. Ohne die Antwort abzuwarten, stellte er ein zweites Glas auf den Tisch, in das er Rotwein einschenkte.
    Sie nahm das Glas und leerte es in einem Zug. Dann warf sie sich ihm an die Brust. »O mein Gott, ich hab dich so vermisst!«
    Er nahm sie in den Arm, zögerlich, wie es Lennard schien, und streichelte ihr sanft den Rücken. »Ist ja gut, Baby. Ist ja gut.«
    Sie hob den Kopf. Für eine Sekunde brach sich das Licht der Deckenlampe in ihren unglaublich grünen Augen, und Lennard hatte das Gefühl, wieder fünfzehn zu sein.
    Schon damals hatten alle geahnt, dass sie mal ganz groß rauskommen würde. Sie war der strahlende Stern der Schule, und die Liste ihrer Verehrer war lang. So lang, dass der junge Lennard Pauly keinen Gedanken daran verschwendete, sie könne sich jemals für ihn interessieren. Also hatte er sie im Stillen bewundert, sich damit begnügt, sie aus der Distanz zu beobachten, von ihr zu träumen.
    Eva hatte damals einen mindestens drei Jahre älteren Freund gehabt. Es hieß, er spiele Volleyball in der Bundesliga und habe schon Abitur. Jedenfalls ging er nicht auf Lennards Gymnasium. Er holte Eva oft nach der Schule mit dem Auto ab, und ihre männlichen Klassenkameraden |270| beobachteten ihn mit einer Mischung aus Hass, Neid und heimlicher Bewunderung.
    Die Tatsache, dass Evas Gunst vergeben war, hatte Lennard nicht abgeschreckt. Er bewunderte sie einfach weiter im Stillen.
    Er hatte schon immer gern beobachtet. Als Kind konnte er stundenlang aus dem Fenster sehen und den Verkehr auf der Straße vor dem heruntergekommenen Mietshaus verfolgen, in dem er einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte. Er studierte, wie Ameisen auf dem Bürgersteig neue Wege erkundeten, wie sie regelrechte Straßen einrichteten, wenn sie in der Nähe ihres Nestes eine Futterquelle entdeckt hatten.
    Zu seinem neunten Geburtstag hatte er ein billiges Teleskop bekommen. Der damalige Freund

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