Schwarzer Regen
Sägen, die sie zum Einreißen von Häusern
mitgebracht hatten, überhaupt nichts. Sie sammelten Kessel und leere Flaschen,
die sie zwischen den Trümmern fanden, füllten sie mit Wasser und verteilten es
an die Opfer, die unter quälendem Durst litten. Oft genug trafen sie Menschen
mit schweren Verbrennungen, die den Weg entlangstolperten oder am Boden saßen;
denen öffneten sie den Mund und gossen ihnen vorsichtig, damit nichts
vorbeilief, Wasser hinein. Mit solchen Aufgaben und dem Einäschern der Toten
hatten sie mehr als genug zu tun.
Das Bergen der Überlebenden hingegen war nicht
so einfach. Sie konnten verschiedene der einundzwanzig Mitglieder der
Kojin-Brigade von Kobatake finden, aber insgesamt neunzehn von ihnen,
einschließlich derer, die sofort getötet worden waren, und anderer, die später
an der Strahlenkrankheit starben, kamen nicht mehr lebend nach Hause.
Inzwischen erreichte in der Nacht vom 6. August
die Poliklinik von Kobatake ein Telegramm, adressiert an den Leiter, in dem es
hieß: „Schwere Verluste. Sofort kommen.“ Der Leiter der Einrichtung, ein Dr.
Satake, machte sich sogleich auf den Weg (er war nur zwei oder drei Tage in
Hiroshima, kehrte zurück und starb nach Kriegsende) und übermittelte Herrn
Kano, dem Leiter der medizinischen Abteilung, den Befehl, unverzüglich nach
Hiroshima zu kommen, um die Not der Überlebenden lindern zu helfen. Er sollte
auch die Gemeindeschwestern vom Bezirk Jinseki mitbringen. Kano ging am 10.
August zusammen mit zwölf Schwestern aus dem Bezirk zu Fuß los, aber wegen Überschwemmungen
fuhr kein Zug vom Bahnhof Shoge, so daß sie bis Miyoshi laufen mußten und die
Nacht über dort blieben. Am nächsten Morgen fuhren sie mit dem Zug nach
Yaga-machi und von dort weiter zum Hauptquartier des Rettungsdienstes.
Das Hauptquartier war, wie sie feststellten, in
einen Teil eines Backsteingebäudes auf dem Gelände des Heeresbekleidungsamtes
gezogen. Die Hauptaufgabe der Schwestern bestand darin, sich um die Verwundeten
zu kümmern. Der Leiter des Hauptquartiers, Kitajima, der auch Vorsitzender der
Sanitätsabteilung der Präfektur war, trug ein Dreiecktuch um das Gesicht, wo
ihn die Strahlung getroffen hatte.
Kano sollte die Verwaltungsarbeiten übernehmen.
Patienten kamen in Strömen, aber weder der Leiter noch die anderen Ärzte
wußten, wie man die Krankheit mit den Symptomen von hohem Fieber und Durchfall
behandeln sollte. Als einzige Hilfsmaßnahme konnten — in der Annahme, daß
diätetische Behandlung zumindest nicht schadete — die Schwestern, die mit Kano
gekommen waren, Vitamin- und Glukoseinjektionen geben, die sie in ihren
Rucksäcken mitgebracht hatten. Zwischen dem zehnten und fünfzehnten Tag, als
alles aufgebraucht war, bekamen sie Befehl von oben, sich von Schwestern ablösen
zu lassen, die aus einem anderen Bezirk mit Medikamenten eintrafen. Auch Kano
wurde abgelöst und kehrte in sein Dorf zurück.
Auf ihrem Rückweg litten einige der Schwestern
an Durchfall und bemerkten leichten Haarausfall wie bei den Opfern der
Strahlenkrankheit. Aber man wußte nicht, wie man sich behandeln sollte, und hatte
auch keine Medikamente. In panischer Angst begannen sie erregt miteinander zu
beraten. Als Ergebnis tat aber jede doch, was sie für das Beste hielt. Die
einen beruhigten ihre Nerven, indem sie auf die Moxibustion zurückgriffen;
andere vermieden es, in der Sonne zu gehen, um die Zahl der weißen
Blutkörperchen beizubehalten; wieder andere stopften sich mit Tomaten voll, und
einige aßen sogar die Blätter der Aloe. Ich kann jedenfalls sehr gut verstehen,
wie sich jeder an einen Strohhalm zu klammern versuchte.
Die Mitglieder des Bergungstrupps, die durch die
Trümmer zogen, mußten teurer bezahlen als die Schwestern. Von einundzwanzig
Männern aus Takafuta starb einer schon in Hiroshima, und elf starben nach ihrer
Rückkehr an der Strahlenkrankheit. Und dabei waren sie nur durch die Trümmer
gegangen. Im Dorf Kitami verschieden fünfzehn von sechzehn, nur einer ist noch
heute am Leben. In Senyo starben alle.
Da ich keinen Grund sehe, länger zu schweigen,
habe ich diese Dinge beschrieben, einschließlich der abergläubischen Zuflucht
der Schwestern zur Moxibustion, so, wie sie sich ereigneten. In gleicher Weise
habe ich genaue statistische Angaben über den Tod derjenigen gemacht, die die
zerstörte Stadt durchwanderten.
Ich habe dies getan, weil die Gespräche über die
Heirat meiner Nichte Yasuko, die zügig auf eine Übereinkunft
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