Schwarzer Regen
gesetzt. Seine Frau, die auch mit zurückkommen
wollte, habe er aber bei ihren Eltern in Furue gelassen, und außer Yasuko seien
Frau Yoshimura, Frau Miyaji und Frau Doi mitgefahren. Er habe darauf bestanden,
daß er verantwortlich dafür sei, sie wieder zu ihren Familien zurückzubringen,
und habe mit dem Fischer wegen des Boots verhandelt. Meine Überlegung am Bassin
auf dem Sportplatz hatte sich also letzten Endes als annähernd richtig
erwiesen.
Der Himmel war verhangen vom Rauch der Brände.
Aus der Wasserleitung floß kein Wasser, ich ließ Yasuko sich daher die Hände im
Zierteich waschen, aber die Flecken blieben. Sie sagte, sie kämen vom schwarzen
Regen und säßen fest auf der Haut. Es war kein Teer, auch keine schwarze Farbe,
sondern irgend etwas Unbekanntes. Ich ging sofort zu
Nojima hinüber, um ihn zu fragen, wie die Dinge standen, und natürlich auch, um
ihm für seine Hilfe zu danken. Er war hastig dabei, das Haus zu räumen. Auch er
hatte die Flecken des schwarzen Regens an den Händen.
„Ob das Giftgas ist, was meinen Sie?“ fragte ich
ihn.
„Nein, Giftgas ist es nicht“, erwiderte er und
stopfte Lebensmittel und Notizbücher in einen Rucksack. „Man nimmt an, es kommt
von dem schwarzen Qualm, der bei der Explosion entstand. Er hat sich mit
Wasserdampf in der Atmosphäre vermischt und ist dann abgeregnet. Der schwarze
Regen fiel vor allem in den westlichen Teilen der Stadt. Ich hab vorhin jemand
vom Gesundheitsamt getroffen, der hat mir das erzählt. Für Menschen soll es
nicht schädlich sein.“
Wenn jemand vom Gesundheitsamt das gesagt hatte,
mußte es wohl stimmen.
Nach Nojimas Ansicht war es fast gewiß, daß das
Feuer jetzt jeden Augenblick auf Senda-machi übergreifen würde. Sowie er sein
Haus erreicht hatte, war er wieder zum Fluß unterhalb der Miyuki-Brücke gerannt
und hatte den Bootsführer gebeten, noch ein Weilchen zu warten, damit er mit
dem Boot nach Miyazu wegkam. Deshalb wollte er so schnell wieder losgehen. Wenn
wir auch nach Ujina wollten, sagte er, könnten wir doch im selben Boot fahren.
„Das ist ja die Idee“, sagte ich, innerlich
freudig bewegt. „Hier wird doch alles niederbrennen, wie Sie sagen, und außerdem
muß ich aus geschäftlichen Gründen so bald wie möglich zu Japan-Transport nach
Ujina. Ob meine Frau und Yasuko auch mit könnten?“
Nojima war ohne weiteres einverstanden. „Auf dem
Sportplatz sind sie wahrscheinlich ziemlich in Sicherheit“, sagte er, „aber ich
glaube doch, daß die ganze Gegend hier abbrennen wird.“
Wie Nojima wußte, waren Frau Doi und Frau
Yoshi-mura, nachdem sie zu Flause kurz hereingesehen hatten, zum Sportplatz
geflüchtet. Frau Miyaji hatte eine Nachricht von ihrem Mann vorgefunden und sich
in aller Eile zu ihren Verwandten nach Kichijimacho aufgemacht. Es war nicht
das erstemal, daß ich mich wunderte, wie Nojima immer über alles auf dem laufenden war.
Die Vorstellung, im Boot mitfahren zu. können,
hob meine Stimmung. Ich ging zurück und verkündete mit lauter Stimme: „Wir
fahren mit dem Schiff nach Ujina und suchen dort erst mal Zuflucht. Nojima
nimmt uns mit.“ Shigeko und Yasuko freuten sich genauso. Zusammen mit Nojima
verließen wir Senda-machi und folgten der Uferstraße bis zu der Stelle, wo
stromabwärts hinter der Miyuki-Brücke das Boot liegen sollte. Aber es war kein
Boot da.
„Was kann bloß passiert sein?“ murmelte Nojima
verlegen vor sich hin. „Bei dem Wasserstand kann er nicht stromauf gefahren
sein. Vielleicht liegt er ein Stück weiter stromab. Kommen Sie mit?“
„Kann es das da sein?“ fragte ich und wies auf
ein Schiff, das stromab zu sehen war.
„Nein, das nicht. Das ist abgesoffen. Der Kahn
aus Miyazu ist ein Zweieinhalbtonner, japanische Bauart. Ob der uns reingelegt
hat?“
Er zog wieder los. Wir blieben ihm auf den
Fersen. Wir kamen weiter nach Westen; hier standen die Häuser an der unteren
Uferstraße weniger schief. Dennoch war der Schaden an Dachziegeln und
verglasten Schiebewänden groß, obwohl die Häuser sich nur wenig neigten. Es gab
da zum Beispiel auch einige neue, solide gebaute Häuser, deren Dächer sehr
mitgenommen aussahen. Bei anderen war das Dach nur noch ein einziges Loch.
Nojima nahm sich die Sache zu Herzen und fühlte
sich in seiner Ehre verletzt. Er war ganz stumm geworden, nur ab und zu
murmelte er vor sich hin, als fiele es ihm gerade wieder ein: „Das ist wirklich
schrecklich“, oder: „Das ist mir aber entsetzlich peinlich.“ Manchmal
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