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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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da.«
    Wie Fingerabdrücke zeichneten sich auch die von einem Paar Schuhe hinterlassenen Spuren nicht nur durch das Profil der Sohlen und die Größe aus, sondern auch durch eine ganze Reihe geringfügiger gebrauchsbedingter Defekte: Abnutzungsspuren, in die Sohle hineingetretener Split, Einschnitte, Einkerbungen und Löcher, die durch Zweige, Nägel, Glas- oder Metallsplitter oder spitzkantige Kieselsteine verursacht wurden … Einmal abgesehen davon, dass diese Spuren, im Unterschied zu Fingerabdrücken, eine begrenzte Lebensdauer hatten. Nur ein rascher Vergleich mit dem Paar, das diese Spuren hinterlassen hatte, erlaubte eine zweifelsfreie Identifizierung. Denn kaum hatte man mit demselben Paar auch nur einige wenige weitere Kilometer zurückgelegt – und zwar ganz gleich, auf welchem Terrain –, wurden diese kleinen Fehler auch schon durch andere ersetzt.
    »Haben Sie Monsieur Lombard verständigt?«, fragte er Marchand.
    »Ja, er ist am Boden zerstört. Er wird seinen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten abkürzen, um so schnell wie möglich zurückzukommen. Er wird schon heute Abend ins Flugzeug steigen.«
    »Sie leiten also den Rennstall?«
    »Den Reiterhof, ja.«
    »Wie viele Personen arbeiten hier?«
    »Es ist kein großes Gestüt. Im Winter sind wir zu viert. Alle machen mehr oder minder alles. Es gibt einen Stallburschen, es gibt mich, Hermine, die vor allem als Pflegerin für Freedom und zwei weitere Pferde arbeitet – sie ist am schlimmsten mitgenommen –, und es gibt einen Reitlehrer. Im Sommer stellen wir zusätzliche Mitarbeiter ein: Reitlehrer und Führer für die Ausritte, Saisonarbeiter.«
    »Wie viele schlafen hier?«
    »Zwei: der Stallbursche und ich.«
    »Sind heute alle da?«
    Marchand blickte in die Runde.
    »Der Reitlehrer hat bis Ende der Woche Urlaub. Im Herbst ist nichts los. Ich weiß nicht, ob Hermine heute Morgen gekommen ist. Das hat sie sehr mitgenommen. Kommen Sie.«
    Sie überquerten den Hof in Richtung des höchstgelegenen Gebäudes. Schon am Eingang stach Servaz der Geruch von Pferdemist in die Nase. Augenblicklich war sein Gesicht von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Sie gingen an einer Sattelkammer vorbei und standen schon am Eingang einer großen Reithalle. Eine Reiterin arbeitete mit einem Schimmel; das Pferd führte jeden seiner Schritte mit unendlicher Anmut aus. Die Reiterin und ihr Tier schienen miteinander zu verschmelzen. Das weiße Fell des Pferdes spielte ins Bläuliche; aus der Ferne schimmerten seine Brust und seine Schnauze wie Porzellan. Servaz dachte an einen weiblichen Zentaur.
    »Hermine!«, rief der Leiter des Reiterhofs.
    Die Reiterin wandte den Kopf um und lenkte ihr Pferd langsam zu ihnen, brachte es zum Stehen und stieg ab. Servaz sah, dass sie rote, verquollene Augen hatte.
    »Was gibt’s?«, fragte sie, während sie Hals und Gesicht des Pferdes tätschelte.
    »Geh Hector holen. Die Polizei will euch befragen. Geht in mein Büro.«
    Sie nickte schweigend. Höchstens zwanzig Jahre alt. Eher klein, recht hübsch, ein Hauch von etwas Burschikosem, strohblondes Haar und Sommersprossen. Sie warf Servaz einen leidvollen Blick zu, dann entfernte sie sich, wobei sie das Pferd mit gesenktem Kopf hinter sich herzog.
    »Hermine vergöttert Pferde; sie ist eine ausgezeichnete Reiterin und eine hervorragende Trainerin. Und ein prima Kerl, aber mit einem ziemlich gewöhnungsbedürftigen Charakter. Sie muss noch etwas reifer werden. Sie hat sich um Freedom gekümmert, von seiner Geburt an.«
    »Was heißt das konkret?«, fragte Servaz.
    »Zunächst einmal bedeutet es, früh aufzustehen, das Pferd zu säubern und zu striegeln, es zu füttern, es auf die Wiese zu führen und es zu massieren. Der Pferdepfleger ist eine Art Reiter und Betreuer. Hermine kümmert sich auch um zwei weitere ausgewachsene Vollblutpferde. Rennpferde. Das ist kein Beruf, in dem man die Stunden zählt. Selbstverständlich hätte sie erst nächstes Jahr begonnen, Freedom zuzureiten. Monsieur Lombard und sie fieberten dem regelrecht entgegen. Er war ein sehr vielversprechendes Pferd, mit einem sehr schönen Stammbaum. Freedom war ein bisschen das Maskottchen hier.«
    »Und Hector?«
    »Er ist der Älteste von uns. Er arbeitet schon immer hier, länger als wir alle, viel länger.«
    »Wie viele Pferde haben Sie hier?«, fragte ihn Ziegler.
    »Einundzwanzig. Vollblutpferde, französische Reitpferde, einen Holsteiner. Vierzehn gehören uns, die anderen sind bei uns in Pflege. Wir bieten

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