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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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heranzukommen, dachte er erbittert. Aber die Bombe in ein Flugzeug verladen und dann das Flugzeug entführen, war so gut wie unmöglich. Und auch wenn man es irgendwie fertigbrachte, die Bombe als Fracht zu deklarieren, stand es nicht fest, ob Dahlia einen Piloten zwingen konnte, im Sturzflug das Stadion anzufliegen, selbst wenn sie ihm einen Revolver an die Schläfe hielt.
Fasil betrachtete den Himmel im Nordosten über New Orleans. Drei Kilometer entfernt das Superdome-Stadion. Dahinter das Hotel Marriott und das Hochhaus des internationalen Handelszentrums. Und hinter der Skyline, keine fünfzehn Kilometer entfernt, der Lakefront Airport. Von dort her würde die dicke Zigarre, das Luftschiff, am 12. Januar ohne die tödliche Last harmlos heranschweben. Verflucht sollte er sein, dieser Lander, bis ins zehnte Glied.
Fasil sah plötzlich deutlich vor sich, wie das Unternehmen abgelaufen wäre. Das silbern glänzende Luftschiff senkt sich lautlos herab, anfangs kaum beachtet von den Zuschauern, die sich ganz auf das Spiel konzentrieren. Während es immer tiefer herunterkommt, blicken mehr und mehr Zuschauer nach oben, und es wird immer größer und größer über ihnen, es hängt über ihnen, und sein langer Schatten verdunkelt das Spielfeld, und manche der Zuschauer blicken unmittelbar auf das Gehäuse der Bombe, die mit einem Blitz, grell wie die Sonne, explodiert. Die Tribünen schwanken, heben sich und brechen zusammen, von Toten übersät. Der Donner der Explosion und die Schockwelle rollen betäubend über die Gegend hin. Noch in dreißig Kilometer Entfernung bersten die Fenster, und Schiffe wirbeln herum wie im Taifun. Ein Sturmwind, der seinen Namen in dieses Land heult: Fasiiiiiiiiil!
Es wäre unglaublich schön gewesen. Er mußte sich setzen. Er zitterte. Er mußte sich zwingen, wieder an Alternativen zu denken. Er mußte aus der Situation das Beste machen. Als er sich beruhigt hatte, durchströmte ihn ein Gefühl des Stolzes und der Stärke. Er war Fasil. Und er würde sein Bestes tun.
Auf der Rückfahrt in die Stadt dachte er über den Lastwagen und den Tarnanstrich nach. Noch ist nicht alles verloren, sagte er sich. Vielleicht ist es sogar besser. Daß man einen Amerikaner nötig hatte, war ihm immer gegen den Strich gegangen. Jetzt war es sein Unternehmen. Es würde zwar weniger spektakulär und weniger effektiv sein als ein Angriff von oben, aber es würde ihm ungeheures Prestige eintragen, und die Guerillabewegung würde natürlich auch davon profitieren.
Dort zur Rechten war das Stadion mit dem unfertigen Dach. Das Metall glitzerte im Sonnenlicht. Und was stieg dahinter langsam auf? Ein Hubschrauber vom Typ Skycrane. Er hob eine Last, offenbar ein Maschinenteil. Jetzt schwebte er über dem Dach.
Neben einer der Lücken im Dach warteten Arbeiter. Der Schatten des Hubschraubers glitt über sie hin. Langsam, behutsam ließ der Hubschrauber seine Last durch die Lücke im Dach hinunter. Der Schutzhelm eines Arbeiters wurde weggewirbelt, er rollte, ein winziger Fleck, über das Dach und fiel dann ins Leere. Der Hubschrauber stieg wieder, von seiner Last befreit, und entschwand hinter dem unfertigen Bauwerk.
Fasil dachte nicht mehr an Lastwagen. Einen Lastwagen konnte er jederzeit beschaffen. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Ob der Hubschrauber auch am Sonntag eingesetzt wurde? Er wies den Taxichauffeur an, ihn zum Superdome zu fahren.
Zwei Stunden später las Fasil in der öffentlichen Bücherei eine bestimmte Seite in Jane’s All the World’s Aircraft. Von der Bücherei ging er sodann ins Hotel Monteleone und schrieb sich die Nummer des Telefons in der Halle auf. Wenig später notierte er sich die Nummer eines Apparats in einer Telefonzelle im Union Passenger Terminal. Dann ging er zum Telegrafenamt. Mit Hilfe der Codekarte, die er in sein Kamerafutteral eingeklebt hatte, füllte er sorgfältig ein Telegrammformular aus. Minuten später ging die nach Bengasi in Libyen adressierte Botschaft durch das atlantische Kabel im Ozean.
Tags darauf war Fasil um neun Uhr früh wieder im Passenger Terminal. Er löste von einer Telefonzelle nahe dem Eingang einen gelben Aufkleber mit der Inschrift AUSSER BETRIEB ab und klebte ihn an die Tür der Zelle, die er am Ende der Reihe ausgesucht hatte. Er sah auf seine Uhr. Eine halbe Stunde noch. Mit einer Zeitung ließ er sich auf einer Bank vor der Telefonzelle nieder.
Nie zuvor hatte Fasil es gewagt, von Nadscheers Beziehungen zu Libyen Gebrauch zu machen. Wäre

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