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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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zutiefst besorgte Mutter hinterher. Was wussten sie schon von ihren halbherzigen Versuchen, eine Abtreibung vorzunehmen, ihrer jahrelangen Ausdauer. Hatte Ruth irgendetwas von Rachaelas mütterlicher Ader offenbart?
    Rachaela nahm das haferflockenfarbene Kleid aus dem Schrank und hängte es hoch. Zweifellos würde es ihr passen.
    Sie ging zurück ins Badezimmer und ließ Wasser in die Wanne. Als sie im Wasser lag, hörte sie die weichen, eiligen Schritte eines weiblichen Scarabae auf dem Korridor vor der Tür. Unice? Miriam?
    Das Geräusch war ihr so vertraut. Vielleicht hatte sie es in der Wohnung vermisst, dieses Vorübergehen. Nur die laute, schlechte Musik und die Streitigkeiten aus der Wohnung unter ihr auf dem Treppenabsatz. Sie dachte: Ich bin nur durch ein paar Wände, Treppen, Räume von ihm getrennt.
    Bis zu diesem Moment hatte sie kaum an Adamus gedacht. Er hatte ihr Leben in den letzten zwölf Jahren gestaltet, jeden einzelnen Tag, durch eine einzige außergewöhnliche Nacht. In den langen Jahren hatte sie manchmal halbherzig von ihm geträumt. Sie hatte sich diese Vorstellung niemals gestattet. Und über der Erinnerung hatte sich eine Wand aus Zement gebildet, die das Haus jetzt schmerzhaft und unwiderstehlich zertrümmerte.
    Sie hatte gewusst, dass sie bei ihrer Rückkehr mit Adamus oder dem Gedanken an Adamus konfrontiert werden würde.
    Ihretwegen war sie zurückgekehrt: Adamus und Ruth.
    Sie stieg aus der Wanne und trocknete sich ab.
    In ihrem Zimmer zog sie das Haferflockenkleid über, das sie erst am Tag zuvor passend gekauft haben könnte. Sein fadenscheiniges Aussehen, der weiche Duft des Verfalls, waren ihr nicht unangenehm. Sie musste sich tarnen und wappnen. Sie puderte ihr Gesicht im Spiegel und verstärkte den dunklen Kajalstrich um ihre Augen.
    Würde Camillo ihr eine weitere Geschenkmaus überbringen? Doch als sie die Tür öffnete, lag nichts davor. Nur die brennende Lampe übermittelte das unwirkliche Leben des Hauses. Dinierten die Scarabae immer noch, oder hatten sie ihre Gewohnheiten geändert?
    Sie würde es sehen.
    Rachaela betrat den Korridor, und als sie die Treppe hinabstieg, sah sie, dass im Wohnzimmer, wie in der ersten Nacht vor vielen Jahren, die Lampen erleuchtet waren.
    Im Wohnzimmer standen Michael und Maria wie Gestalten aus einem Schattenspiel in ihren dunklen Sklavengewändern.
    » Michael, Maria«, sagte sie.
    Sie verneigten sich steif vor ihr, genauso wie sie es erwartet hatte.
    Michael sagte: » Miss Rachaela, bitte begeben Sie sich direkt in das Esszimmer.«
    » Ich hätte gerne erst einen Drink, Michael.«
    » Miss Anna hat mich gebeten, Sie direkt hineinzuschicken.«
    Rachaela zuckte die Achseln. Irgendetwas regte sich in ihrem Bauch, das Phantom eines Ruthbabys. Sie ging auf die zweite Tür zu, und Michael eilte ihr voraus, um sie für sie zu öffnen.
    Sie betrat das Esszimmer, hielt inne, nicht überrascht, nur von dem beunruhigt, was sie so plötzlich erahnt hatte. Sie waren alle erschienen, wie zu den denkwürdigen Gelegenheiten in der Vergangenheit.
    Ihre bekannten, fast identischen Gesichter glitten in einer Welle aus schäbigen Smokingjacken und mit paillettenbesetzter alter Spitze an ihr vorüber. Konnte sie sie immer noch beim Namen nennen? Ja. Alice, Peter, Jack, Livia … Kein Camillo, niemals Camillo. Sie sah und registrierte all das in kurzer Zeit. Denn am Kopf des Tisches saß der bizarrste Scarabae von allen. In dem exakt gleichen, wahrscheinlich nachgemachten Kleid aus dunkelgrünem Schleierstoff und Netz, eine Kette, die ein Herz aus grün geschliffenem Glas darstellte, und Jadeohrhänger; ihr schwarzes Haar floss aus Schildpattkämmen, das Gesicht war zart gepudert, die Lider schwarz und die Lippen karmesinrot:
    Ruth.
    Ruth saß inmitten der Scarabae, wie eine lebende Pflanze unter antiken Statuen. Sie war durch ihre Zuwendung erblüht.
    Sie lächelte Rachaela mit ihren geraden, weißen Zähnen, die nie einen Zahnarzt gebraucht hatten, über den Raum hinweg an.
    » Hallo, Mami.«
    Fast das erste Mal, dass sie ihr freiwillig den ersten Gruß zubilligte. Aber hier war sie zu Hause, nicht nur der unerwünschte Gast von Rachaela.
    Rachaela antwortete nicht.
    Anna, die rechts neben Ruth gesessen hatte, war aufgestanden.
    » Komm und setz dich zu uns, Rachaela. Wir sind sehr froh, dass du gekommen bist. Wir haben so darauf gehofft.«
    » Ich musste kommen.« Ausdruckslos fügte sie hinzu: » Ihr habt mein Kind gestohlen.«
    » Oh, nein, Rachaela. Nicht

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