Schwarzer Tanz
kochenden Bürgersteigen drang durch die geöffneten Fenster in die Wohnung ein.
Nach dem siebenundzwanzigsten Tag träumte Rachaela von Ruth im Haus der Scarabae.
Sie schien Annas Abendkleid zu tragen, lang und schwarz reichte es mit seinen glitzernden Pailletten bis zum Boden. Ihr langes Haar wehte hinter ihr her, wenn sie sich bewegte. Die Scarabae falteten wohlwollend die Hände.
Ruth war im Garten, in dem rote und weiße Rosen blühten. Onkel Camillo sprang hinter einem Busch hervor. Er ritt auf dem Schaukelpferd, das sich mühelos über den Rasen bewegte. Er überreichte Ruth einen Brief.
Rachaela konnte nur wenige Worte darauf ausmachen: Komm zu mir.
Sie lief ins Haus. Es war Nacht, und einzig die rubinrote Lampe brannte in der Vorhalle. Die Tür zum Turm war angelehnt.
Als sie dort stand, trat Adamus aus dem Turm.
Sie hatte sein Gesicht vergessen oder aus ihren Gedanken vertrieben, sie sah es wie durch einen Nebel, sein Körper war nackt, genauso wie sie ihn in Erinnerung hatte, goldweiß, muskulös und schlank, an seiner Leiste dichtes Schwarz, aus dem bernsteinfarben der Penis ragte.
Sein schwarzes Haar fiel auf seine Schultern herab. » Du bist es«, sagte er.
» Ja. Du darfst es nicht tun«, stieß sie eilends hervor und rang in seltsam melodramatischer Gebärde die Hände.
» Aber ich muss.«
» Adamus, sie ist nur ein Kind.«
» Nein«, sagte er.
» Elf Jahre alt«, flehte Rachaela.
» Eine Frau.«
Aus der Dunkelheit stahl sich Ruth, in ihr langes, schwarz glitzerndes Gewand gehüllt, in den Raum.
Sie trug ihr Make-up, doch diesmal kunstvoll aufgetragen, die schwarzen Augenlider schimmerten nur zart angehaucht, die mit rotem Lippenstift bemalten Lippen waren weich. Ihr Haar war seines.
Sie war kein Kind. Sie bekam ihre Menstruation und hatte straffe, volle Brüste.
Sie bewegte sich auf ihn zu, als wäre Rachaela gar nicht vorhanden. Sie legte ihre dünne weiße Hand in seine.
Adamus beugte sich herab und küsste Ruth auf ihren scharlachroten Mund. Er lehnte sich vor, hob sie auf und trug sie an seinen Körper gepresst in den atmenden, unbeleuchteten Turm. Rachaela folgte ihnen.
Sie betraten das obere Zimmer.
Im Kamin glühte ein Feuer. In seinem Schein sah Rachaela, wie Adamus Ruth auf das Klavier legte. Er kletterte ebenfalls auf den Flügel. Er kniete über Ruth und knöpfte langsam das schwarze Kleid auf.
» Ich fürchte mich.« Ruth kicherte, wie sie das als Kind immer mit Emma getan hatte.
Adamus beugte sich über Ruths perfekte Brüste und ließ seine Zunge darübergleiten. Ruth zog seinen Kopf näher an ihren Körper heran. Er schob ihre Schenkel auseinander und strich mit den Händen über Haut und Stoff, warf das Kleid zu Boden und küsste sie.
Flammen drohten Rachaela zu verschlingen. Sie wollte schreien. Sie war unsichtbar, man würde sie nicht hören, sie war ein Geist.
Ruth stöhnte. Sie zog Adamus zu sich herab. Er verließ ihre ebenholzschwarze Öffnung und streichelte sie mit seinen Fingern. Er schob seinen glühenden Phallus in sie hinein. Ruth schrie.
» Du tust mir weh. Tu mir noch einmal weh.«
Zu keiner Bewegung fähig, beobachtete Rachaela, wie sie sich zusammen erhoben und wieder fallen ließen; ihre Körper rasten in preschendem Galopp auf dem Rücken des wilden, schwarzen Pferdes der Wollust dahin …
Ruth schrie. Sie schrie und trat und umklammerte ihn mit ihren langen weißen Beinen.
Rachaelas Körper wurde von langen, schmerzhaften Krämpfen geschüttelt; sie erwachte in ihrem Bett in der Wohnung und starrte in die Dunkelheit.
Es war einfach nicht möglich.
Vater und Großvater. Das durfte er nicht.
Aber warum sollte er sich von irgendetwas aufhalten lassen? Rachaelas Zeit war vorüber, sie hatte ihren Zweck erfüllt. Jetzt würde Ruth vielleicht zur Königin des Jahres gekrönt. Fortdauer. Die verrückten Leute hielten sie in Ehren, und Adamus war ihr Instrument.
Sei keine Närrin. Wenn es sein muss, dann lass es geschehen.
Sie versuchte sich an sein Gesicht zu erinnern, aber wie im Traum war es verschwommen und unklar.
Rachaela setzte sich auf und schaltete das Licht an. Draußen auf der Straße brüllten einige Trunkenbolde. Sie war froh darüber. Sie stieg aus dem Bett und ging in die Küche, um sich Tee zu machen. Das war Emmas Medizin gegen alle Wehwehchen gewesen. Tee oder ein Tropfen Sherry.
Was würde Emma davon halten?
» Du darfst nicht zulassen, dass sie sie erwischen, Rachaela. Nach dem, was du über sie erzählst, müssen sie
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