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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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dieses Mannes mit dem einer anderen verband.
    Anna hatte sich nicht verändert. Von allen ähnelte sie noch am meisten ihrem früheren Selbst. Doch jetzt war sie zu einer Gegnerin geworden.
    Rachaela wurde nicht mehr gewollt oder gebraucht. Sie würde als lästiges Anhängsel geduldet, und man würde sie daran hindern, weiteren Schaden anzurichten. Sie schuldeten ihr lediglich die Geburt von Ruth.
    » Nein, Anna, es ist schmutzig, und ich werde es nicht zulassen.«
    Anna hob die Hände und ließ sie wieder fallen.
    » Du kämpfst wie immer gegen die Flut.«
    » Sie ist ein Kind. Soll ich auch ihr das antun lassen?«
    » Sie wird zustimmen. Welche Alternative bietest du ihr? Du hattest deine Freiheit, Rachaela, und was hast du damit gemacht? Du verschläfst dein ganzes Leben.«
    » Es ist mein Leben.«
    » Dann lebe es und gestatte Ruth, ihr eigenes Leben zu leben.«
    » Wir werden uns nicht einig werden, Anna.«
    » Nein. Ich schätze nicht.«
    Rachaela fühlte sich zutiefst hilflos, genauso wie sie sich fühlen sollte, und sie nahm an, dass Anna das merkte.
    » Dann soll ich also dabei zusehen«, sagte sie.
    » Wenn du es wünschst.«
    Um sie herum pulsierte und schwelte der blutrote Raum. Rachaela stellte sich vor, wie Ruth darin schlief. Sie wurde von den Bediensteten umsorgt, ihr Bett wurde gemacht und ihre Habe sorgfältig abgestaubt. Dort auf dem Tisch lagen ein Malkasten und ein Zeichenblock; neben dem Bett eine Schachtel voller Juwelen, Perlen und geschliffenem Glas. Es war für alles gesorgt. Hier konnte Ruth leben: ein verwöhntes Wesen, eine Märchenprinzessin, endlich in Sicherheit im Schloss. Und auch für den Märchenprinzen war gesorgt.
    » Das ist alles zu perfekt«, sagte Rachaela. » Etwas wird passieren. Ihr kennt Ruth nicht.«
    » Oh, doch. Ruth ist wie wir. Du bist diejenige, die aus der Art geschlagen ist, Rachaela.«
    Rachaela lag in ihrem grünen und blauen Bett und lauschte dem Ächzen des Hauses und dem Atmen des Meeres.
    Sie brauchte einen Plan.
    Ein- oder zweimal hörte sie auf dem Korridor weiche, staksige Schritte.
    Die Turmuhr neben dem Bett zeigte auf fünf Uhr fünfzehn, es war also fast drei Uhr, wenn sie das Zeitintervall richtig in Erinnerung hatte. Es sei denn, die Uhr änderte ihr Verhaltensmuster. Doch gewiss war die Uhr wie der ganze Rest unveränderlich.
    Ob Adamus sich verändert hatte?
    Sah er jetzt alt aus? Er musste jetzt über siebzig sein … idiotisch, daran zu zweifeln. Es stimmte, musste wahr sein.
    Doch Ruth würde sich von einem alten Mann nicht angezogen fühlen. Dreißig würden einem elfjährigen Kind schon alt genug erscheinen. Aber Ruth war kein Kind. Rachaela erinnerte sich wieder daran, wie Ruth ausgesehen hatte, als sie geboren wurde. Eine ältliche Jungfer. Eine Maske in einem Kleid.
    Sie würde mit Ruth sprechen müssen.
    Zum ersten Mal richtig mit ihr sprechen müssen.
    Die See rauschte lauter, als sie gegen den Strand brandete.
    Die Macht des Wassers.
    War Sylvian immer noch dort draußen, schaukelte zwischen Galeonen und Treibgut?
    Am Morgen badete Rachaela, kleidete sich an und zog an dem Glockenstrang, bis Cheta wie durch Zauberei erschien. Alles war genauso oberflächlich wie zuvor.
    Toast und Tee.
    Rachaela war ihre frühere, hypnotisierte Ziellosigkeit noch sehr gut im Gedächtnis geblieben, und sie verließ eilig das Zimmer. Sie lief den richtigen Korridor entlang, fand den Salome-Anbau und stieg zum Dachboden hinauf.
    Der Speicher sah nicht mehr aus wie früher. Das Schaukelpferd war verschwunden. Massen von Staub bildeten ein kompliziertes Fadenmuster in dem verlassenen Raum. Auf den Kisten hatten sich Onkel Camillos braune Weinflaschen – vielen von ihnen fehlte der Korken – mit einem feinen Staubschleier überzogen.
    Camillo war seit Monaten, möglicherweise seit Jahren, nicht mehr auf dem Dachboden gewesen.
    Der Staub des alten Hauses sammelte sich überall an.
    Ein kirschrot und grün ausgestopfter Vogel verwandelte sich allmählich in ein staubiges Eiskristall.
    An dieser Stelle hatte sie den Hammer abgelegt, nach ihrem Versuch, das Turmfenster zu zerschlagen. Ein nutzloser Akt der Gewalt. Sie sollte daran denken und diesmal bedachter zu Werke gehen. Rachaela verließ den Speicher. Sie wanderte durch das Haus, wie schon zuvor, öffnete Türen und versuchte andere Türen gewaltsam aufzubrechen. Sie fand Alice, die in einem blassen Wohnzimmer strickte, dessen Fenster wie ein gigantischer Wolkenbruch aus Blassgelb und Grau wirkte. Am Fuß

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