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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ausdruckslos. Sie folgte ihm zurück in die Halle.
    Drei weitere Familienmitglieder waren eingetroffen und standen wie angewurzelt auf der Treppe: Anita, Sascha und Alice. Dieselben Gesichter. Rachaela blickte hoch, und Miriam erschien auf dem oberen Treppenabsatz. Aus dem Korridor vor der Küche kam Cheta mit einer Schürze über ihrem dunklen Kleid, Michael und Maria folgten ihr wie ein Echo.
    Ohne ein Geräusch oder einen Schrei vernommen zu haben, wussten sie es und versammelten sich. Carlo ging auf Sylvian zu und hob ihn mit einem Ruck vom Boden auf. Es wäre sinnlos, sie zur Vorsicht zu ermahnen. Sie verachteten Medizin, Ärzte und jegliche vernünftige Behandlungsmaßnahmen. Sie sagten, Sylvian war tot. Und wahrscheinlich hatten sie Recht. Rachaela erinnerte sich an seine sauberen, drahtigen Hände, die in der Bibliothek die Bücher verstümmelten. Waren die Bücher an der Nordwand verschont geblieben?
    Carlo erklomm die Stufen. Die Scarabae gingen ihm gemächlich nach – eine seltsame Prozession.
    Rachaela folgte ihnen verschreckt.
    Auf der rechten Seite ging es einen Korridor entlang, bis Carlo eine Tür öffnete, wahrscheinlich die zu Sylvians Schlafzimmer. Sylvian wurde hineingetragen, und der Rest folgte. Sie machten kein Geräusch bis auf das zarte Rascheln und Schlurfen ihrer Kleider, Sandalen und Schuhe.
    Sylvian wurde aufs Bett gelegt. Auf dem darüberliegenden Fenster war irgendeine Schlacht abgebildet, Pferde und Harnische vor einem feuerroten Himmel. Der Raum war in flüssiges Licht gebadet, und Sylvian lag auf seinem großen, grauen Himmelbett mit den Schuhen auf der Tagesdecke und seinem aus Stein gemeißelten Kopf auf den Kissen. Carlo bettete Sylvians Arme neben seinen Körper.
    » Nein, nein, Carlo«, widersprach Miriam, » leg die Hände auf seinen Körper. Das macht es später einfacher.«
    Und Carlo gehorchte diesem seltsamen, düsteren Befehl.
    Nur Anna, Stephan und Camillo waren nicht erschienen.
    Sie scharten sich um das Bett.
    Sie starrten auf Sylvian, als wollten sie wirklich sichergehen. Es war bestimmt ein totes Gesicht, das Weiß der Augäpfel war gerade noch zu sehen, der Mund stand offen. Fast wie ein schlafender, alter Mann. Vielleicht hatten sie nach seinem Herzschlag gefühlt, oder brauchten sie das nicht? Erwarteten sie so alle das Ende ihres uralten Lebens? Nach so vielen Hundert Jahren, zwischen zwei Schritten, das Stocken des Atems, große Stille und völlige Dunkelheit, das Ablegen dieser würdelosen Würde.
    » Ich werde Sylvians Augen schließen«, sagte Alice.
    Sie trat vor. Sie versuchte auch den Mund zu schließen, doch der öffnete sich immer wieder hartnäckig.
    » Am besten, du lässt es bleiben«, meinte Jack. Alice gehorchte und trat beiseite.
    Einer nach dem anderen, immer zu zweit, zogen sie ab, die Scarabae verließen den Raum.
    Rachaela beobachtete den Auszug verwirrt und verloren.
    Bevor ihr etwas einfiel, was sie zu ihnen sagen könnte, waren sie alle verschwunden. Sie war allein mit dem toten Sylvian, der Korridor draußen war leer. Sie erreichte Cheta auf dem Treppenabsatz.
    » Cheta, was wird jetzt geschehen?«
    » Geschehen, Miss Rachaela?«
    » Mit Sylvian, natürlich.«
    » Miss Anna und Mister Stephan werden sich darum kümmern.«
    Cheta wandte sich ab und lief die Treppe hinunter.
    Es gab so viel zu tun. Eine Todesurkunde musste ausgestellt, eine Beerdigung arrangiert werden. Rachaela erinnerte sich der zahllosen Pflichten der Lebenden bei einem Tod.
    Die Ruhe des abgelegenen Hauses würde unterbrochen und gestört werden. Sie stellte sie sich vor, auf irgendeinem ländlichen Friedhof, einundzwanzig schwarze Krähen, die um ein Grab herumstanden. Es schien unvorstellbar. Rachaela ging in ihr Zimmer und schaltete das Radio ein. Musik erscholl, um die Leere zu füllen, doch die Musik half nicht, und das Fenster störte sie.
    Ihr Mangel an Furcht war unheimlich. Dieses Symbol von Vergänglichkeit. Es schien ihnen nichts auszumachen. Sie erkannte ihre Reaktion auf den Tod ihrer Mutter wieder – Desinteresse, vielleicht sogar Erleichterung –, demonstriert von den Scarabae, die hätten jammern und zittern müssen.
    » Bist du da, Camillo?«
    Das Speicherfenster schien blau vor Staub, ein Vorhang aus fleckiger Luft. Das Schaukelpferd erhob sich wie zwei Hügel in dem sterbenden Licht. Die Flaschen blinkten. Der Schaukelstuhl war leer.
    Sie entdeckte Camillo, der auf einem Kissen auf dem Boden saß, und an irgendetwas herumspielte.
    » Du bist gekommen,

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