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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Selbstbeherrschung, ruhig zu bleiben. Als Schörner wieder das Wort ergriff, befand sich sein Mund fast an ihrem rechten Ohr.
    »Kilometer von jedem Kampf entfernt«, murmelte er.
    Ohne jede Vorwarnung schob er die rechte Hand in Rachels Kleid und umfaßte ihre linke Brust. Es war, als träfe sie ein elektrischer Schlag; dann spürte sie, wie ihre Blase schwach wurde. Genauso schnell fielen ihr jedoch die Diamanten wieder ein, und sie zwang sich dazu, die Beine zusammenzupressen. Sanft drückte Schörner ihre Brust, wie eine Marktfrau, die eine Melone abschätzt. Rachel erschauerte.
    »Stehen Sie still.«
    Rachel gehorchte. Schörner streichelte ihren Busen eine Weile und zog dann die Hand zurück. Rachel traten die Tränen in die Augen. Schörners Hand glitt zu ihrer Hüfte, und sein Atem beschleunigte sich. Rachel konnte es nicht mehr ertragen. Noch vor einem Moment hatte er zu ihr wie ein menschliches Wesen gesprochen. Und jetzt ... Sie trat einen Schritt vor und drehte sich zu ihm um.
    »Sturmbannführer«, sagte sie so empört und vornehm wie sie es auf deutsch nur konnte. »Zwingt sich ein Gentleman einer Dame auf?«
    Schörner sah sie mit einer Mischung aus Zorn und Faszination an. Rachel suchte verzweifelt nach irgendeinem Argument, das bei einem SS-Offizier wirken würde. »Würden Sie mich gegen meinen Willen nehmen?« fragte sie. »Das wäre etwa so, als würden Sie einen Kriegsorden stehlen.«
    Schörner schien von ihrer Reaktion fasziniert.
    Rachel machte weiter. Was hatte sie schon zu verlieren? »Sie behaupten, Sie wären ein Mann von Ehre. Würden Sie einen erschlichenen Orden aus falscher Eitelkeit tragen? Genauso ist es beim Liebesakt.«
    Schörner lächelte traurig und kratzte sich dann unmittelbar unter der Augenklappe. »Es gibt dabei einen entscheidenden Unterschied, Frau Jansen.« Er zog das Ritterkreuz aus dem Kragen. »Orden können einen Mann nachts nicht warm halten«, sagte er und strich über das rotweißschwarze Band. »Orden können die Einsamkeit dieses Ortes nicht einen Moment vergessen machen. Sie dagegen schon, glaube ich. Eine Stunde in Ihren Armen würde das schaffen. Jedenfalls für eine Weile.«
    Rachel war sprachlos. Hier stand der Mann vor ihr, der ihren Ehemann und wer weiß wieviele andere kaltblütig ermordet hatte, und dieser Mann bat sie jetzt in sein Bett. »Sturm ... Sturmbannführer«, stammelte sie. »Ich flehe Sie an als Gentleman. Ich bin gerade erst verwitwet. Dafür bin ich noch nicht bereit.«
    Schörners Miene versteinerte sich zu einer förmlichen Maske. »Verstehe«, sagte er steif. »Sie sind noch in Trauer, und Sie bitten mich um Zeit, um die Gedanken an Ihren Ehemann aus Ihrem Kopf zu vertreiben.« Er trat ans Fenster und sah hinaus auf den Exerzierplatz, wo Sturms Soldaten gerade gedrillt wurden. »Wie lange, glauben Sie, werden Sie brauchen?«
    Rachel war verwirrt. »Ich weiß nicht ... Vielleicht sechs Monate?«
    Sturmbannführer Schörner holte tief Luft und hielt inne, als ziehe er im stillen eine Liste mit gesellschaftlichen Sitten zu Rate. »Unmöglich«, sagte er schließlich. »Draußen ist die normale Trauerzeit natürlich ziemlich lang. Sie kann bis zu einem Jahr dauern.« Er wandte sich wieder vom Fenster ab. »Hier jedoch liegen die Dinge anders. Wir sind schließlich im Krieg. Jeden Tag werden Tausende Frauen zu Witwen gemacht. Sie können Ihre Jugend nicht einfach aus lauter Sentimentalität wegwerfen.«
    Rachel suchte krampfhaft nach einem weiteren Argument, aber ihr fiel keins ein.
    »Ich gewähre Ihnen eine Woche«, sagte Schörner und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
    »Ist das alles, Sturmbannführer?«
    »Ja. Ach so, einen Moment noch. Von jetzt an bekommen Sie Sonderrationen. Nachdem die Abendmahlzeit beendet ist, gehen Sie in die Gasse zwischen dem Krankenhaus und dem Experimental-Block. Insasse Weitz wird Sie dort mit Nahrung erwarten.«
    Schörner griff nach einem Stift und trug etwas in ein Formular ein, das vor ihm auf dem Tisch lag. Rachel überkam plötzlich ein Anflug von Mut, ähnlich dem unfehlbaren Instinkt, der sie über den Blockzaun getrieben und dazu gebracht hatte, nach den Diamanten zu suchen. »Darf ich meine Kinder mitbringen, Herr Major?«
    »Was?« Schörner sah sie verwirrt an. »Dürfen meine Kinder diese Sonderrationen auch essen?«
    »Oh.« Sein Auge funkelte wissend. »Ich denke, ja.«
    Rachel drehte sich um und ging zur Tür. Schörners Stimme hielt sie auf.
    »Wenn Sie Ihre Meinung ändern,

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