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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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war. Sergeant McShane hatte alle Hände voll zu tun, um die Freunde des Mannes zurückzuhalten, damit er wenigstens Platz zum Atmen hatte. Es war der Schrei des Highlanders nach medizinischer Hilfe, der den Bann am Ufer brach. McConnell sprang ins flache Wasser und schwamm auf die andere Seite. Stern rannte das Ufer entlang und hüpfte über die Brücke.
    Als McConnell den Kreis der Männer durchbrach, sah er, daß der junge Mann wie ein gestrandeter Fisch nach Luft schnappte, doch offenbar nichts davon in die Lungen bekam. Die Lippen des Soldaten liefen bereits grau an.
    Zyanose, dachte McConnell. Viel Zeit haben wir nicht mehr.
    Die Franzosen schrien laut in ihrer Muttersprache, daß jemand ihrem Kameraden das Wasser aus den Lungen pumpen solle. Die Augen des Mannes quollen entsetzt aus ihren Höhlen, während er vergeblich versuchte, Luft in seine Lungen zu bekommen. McConnell stieß zwei Kommandos mit dem Ellbogen beiseite und sagte scharf: »Je suis un medecin! Le Docteur!« Das schaffte ihm Platz. Er kniete sich neben Sergeant McShane und tastete die Kehle des Franzosen ab. Der Kehlkopf war ernstlich verletzt.
    »Ich brauche ein Taschenmesser«, sagte er. »J'ai besoin d'un couteau!«
    »Was haben Sie vor?« fragte McShane. »Der Mann hat Wasser in den Lungen!«
    »Nein, hat er nicht. Er kann nicht atmen. Un couteau!«
    »Wir müssen ihn auf den Bauch legen«, meinte McShane hartnäckig, »und das Wasser herausdrücken. Helfen Sie mir, ihn umzudrehen.«
    McConnell stieß den Arm des Sergeants beiseite, packte die Hand des jungen Franzosen und hielt sie McShane vor die Nase. »Sehen Sie sich seine Nägel an, Sergeant! Er erstickt!«
    Während McShane wie gebannt auf die blaue Haut unter den Nägeln starrte, drückte jemand McConnell ein kleines Schweizer Taschenmesser in die Hand. McConnell öffnete die beiden Klingen und entschied sich für die kleinere, die schärfer war. Das Gesicht des jungen Franzosen wurde mit jeder Sekunde blauer. McConnell tastete vorsichtig mit dem linken Zeigefinger nach seinem wichtigsten Orientierungspunkt - dem Ringknorpel des Adamsapfels -, und legte die Messerspitze an die Haut.
    »Versuchen Sie das nicht!« befahl McShane. »Er wird sich an seinem eigenen Blut verschlucken! Das habe ich im Feld oft genug mitangesehen. Wenn seine Kehle zerschmettert ist, bringen wir ihn in ein Krankenhaus!«
    »Er stirbt!« fuhr McConnell ihn an. »Halten Sie ihn fest!« Er hob das Messer und hielt die Klinge waagerecht, damit sie sauber zwischen dem Ringknorpel und der Schilddrüse eindringen konnte.
    Daß der Amerikaner plötzlich die Befehlsgewalt an sich riß, verblüffte McShane, und so gehorchte er und drückte den Franzosen mit dem linken Unterarm herunter. Aber mit der Rechten packte er McConnells Arm. »Warten Sie, verdammt noch mal!«
    »Ich bin Arzt!« schrie McConnell den großen Schotten an. Dann rief er auf französisch: »Metsle dehors! Schafft mir den Kerl vom Hals!«
    Ein Dutzend Hände rissen den erstaunten Highlander weg, und drei junge Franzosen nahmen seine Stelle ein, um den Kopf und den Körper ihres jungen Kameraden auf den kalten Boden zu drücken. Mit einem Stoß trieb McConnell die Klinge durch die Haut.
    Die Brust des Franzosen hob sich.
    »Man Dieu!« riefen ein Dutzend Kommandos im Chor.
    »Ich brauche etwas Hohles!« erklärte McConnell. »J'ai ... Scheiße! J'ai besoin de quelque chose de creux. Ein Schilfrohr, ein Strohhalm, ein Stift ... un stilol Irgendwas, und zwar schnell!«
    Als das Blut aus dem kleinen Schnitt tropfte, drehte McConnell das Messer, um die Öffnung vorsichtig zu weiten. Dann fuhr er mit dem rechten Zeigefinger an der Messerklinge entlang in das Loch, zog das Messer heraus und ließ den Finger drin, um den Einschnitt offenzuhalten. Er wollte gerade wieder losschreien, als Jonas Stern sich neben ihn kniete und ihm einen zerlegten Stift in die Hand drückte.
    »Der Ausbilder an der Brücke hat damit gerade seine Karteikarten ausgefüllt!«
    Stern hatte das Ende des Stiftes schon abgebrochen, und so eine Art Röhre erzeugt. McConnell nahm das breite Ende und führte es vorsichtig am Finger entlang in den Einschnitt, genauso wie er den Finger an der Messerklinge entlanggeschoben hatte. Als der hohle Stift in die Luftröhre glitt, hob sich die Brust des jungen Franzosen erneut und füllte sich mit Luft.
    »Regardez!« rief ein Soldat.
    McConnell befahl zwei Franzosen, die Beine des Mannes hochzuhalten, während er sich neben den Hals des Mannes

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