Schwarzes Echo
verstehe Sie nicht.«
»Ich möchte Sie was fragen. Haben Sie tatsächlich Leute an den Tunnelausgängen postiert, oder waren die Karte, der Zeigestock und der SWAT-Mann nur Show?«
»Geben Sie mir Wish. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Tut mir leid, sie kann im Augenblick nicht ans Telefon kommen.«
»Bosch, kommen Sie zurück. Irgendwas stimmt doch nicht. Sie sind schon die ganze Nacht auf den Beinen. Ich glaube, Sie sollten … nein, ich werde zwei neue Leute darauf ansetzen. Ich werde Ihren Lieutenant anrufen und …«
»Sie kannten Meadows.«
»Wie?«
»Wie ich es gesagt habe. Sie kannten ihn. Ich habe seine Akte, Mann. Seine vollständige Akte. Nicht die gekürzte Version, die Wish mir gegeben hat. Sie waren sein Vorgesetzter in der Botschaft in Saigon. Ich weiß Bescheid.«
Schweigen. Dann: »Ich war der Vorgesetzte von einer Menge Leute, Bosch. Ich habe sie nicht alle gekannt.«
Bosch schüttelte den Kopf.
»Das ist lau, Lieutenant Rourke. Ziemlich lau. Das ist schlimmer, als es zuzugeben. Ich will Ihnen was sagen: Wir sprechen uns später.«
Bosch hängte ein und ging ins Darling’s, wo er zwei Kaffees und zweimal Mineralwasser bestellte. Er stand an der Kasse, wartete, daß das Mädchen seine Bestellung holte, und sah aus dem Fenster. Er dachte nur noch an Rourke.
Das Mädchen brachte die Bestellung in einem Pappkarton an die Kasse. Er zahlte, gab ihr Trinkgeld und ging wieder hinaus zur Telefonzelle.
Wieder wählte Bosch Rourkes Nummer, nur weil er wissen wollte, ob er noch da war. Nach dem zehnten Klingeln legte er auf. Dann rief er die LAPD-Einsatzzentrale an und bat den Operator, die FBI-Einsatzzentrale anzurufen und nachzufragen, ob die ein SWAT-Team in der Gegend um den Wilshire oder in Beverly Hills hatten und ob die vielleicht Hilfe brauchten. Während er wartete, versuchte er, sich in Rourke hineinzuversetzen. Er machte einen Kaffeebecher auf und nippte daran.
Der Operator meldete sich mit der Bestätigung, daß das FBI tatsächlich eine SWAT-Observation im Wilshire District hatte. Verstärkung wurde nicht angefordert. Bosch bedankte sich und hängte ein. Jetzt glaubte er zu wissen, was Rourke vorhatte. Es gab nur eine Erklärung: Da waren gar keine Männer, die in den Tresor einbrachen. Die Falle im Tresor war nichts weiter als das: eine Falle. Der Tresor war ein Köder. Bosch dachte daran, wie er Tran hatte gehen lassen, nachdem er ihm zum Tresor gefolgt war. Er hatte den zweiten Captain und seine Diamanten aufgespürt, damit sich Rourke über ihn hermachen konnte. Bosch hatte ihm den Mann in die Hände gespielt.
Als Bosch wieder beim Wagen war, sah er, daß Wish in Meadows’ Akte las. Noch war sie nicht bei dem Brief des Kongreßabgeordneten angekommen.
»Wo bist du gewesen?« fragte sie freundlich.
»Rourke hatte eine Menge Fragen.« Er nahm ihr Meadows’ Akte aus den Händen und sagte: »Ich möchte, daß du dir hier was ansiehst. Von wem hattest du die Akte über Meadows, die du mir gezeigt hast?«
»Ich weiß nicht. Rourke hatte sie. Wieso?«
Er fand den Brief und reichte ihn ihr, ohne ein Wort zu sagen.
»Was ist das? Neunzehnhundertdreiundsiebzig?«
»Lies es. Das ist Meadows’ Akte, von der ich eine Kopie aus St. Louis bekommen habe. So ein Brief existiert nicht in der Akte, die Rourke dir für mich gegeben hat. Er hat sie gesäubert. Lies, dann verstehst du, warum.«
Er sah hinüber zur Tresortür. Nichts geschah, aber er erwartete auch nichts. Dann beobachtete er sie beim Lesen. Sie schob eine Augenbraue hoch, während sie beide Seiten überflog, sah den Namen aber nicht.
»Ja, er war also eine Art Held, steht da. Ich weiß nicht …« Ihre Augen wurden groß, als sie unten ankam. »Kopie an Lieutenant John Rourke.«
»Mh-hm. Den ersten Hinweis hast du übersehen.«
Er deutete auf den Satz, in dem Rourke als Meadows’ Vorgesetzter genannt wurde.
»Der Informant. Was meinst du, was wir tun sollen?«
»Ich weiß nicht. Bist du sicher? Das beweist nichts.«
»Wäre es ein Zufall gewesen, hätte er sagen können, daß er den Mann kennt. Genau wie ich. Ich habe es gesagt. Er nicht, weil er nicht wollte, daß die Verbindung bekannt wurde. Ich habe ihn am Telefon danach gefragt. Er hat gelogen. Er wußte nicht, daß wir das hier haben.«
»Jetzt weiß er, daß du es weißt?«
»Ja. Ich habe keine Ahnung, was er glaubt, was ich wissen könnte. Ich hab’ aufgelegt. Die Frage ist, was wir deswegen unternehmen. Wahrscheinlich ist der ganze Aufwand hier
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