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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nach innen schauen. Dann waren sie wieder da, sahen Bosch mitleidslos an, haßerfüllt. Bosch stemmte seine Absätze in den Schlamm und versuchte, sich an der Wand aufzurichten. Aber er hatte sich nur ein paar Zentimeter bewegt, als Rourke sich vorbeugte und ihn problemlos zu Boden stieß.
    »Bleiben Sie sitzen, verdammt. Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Sie glauben, ich schaff Sie hier raus? Ich schätze, Sie kosten uns fünf, vielleicht sechs Millionen, gemessen an dem, was Tran in seiner Box hatte. Soviel müßte es gewesen sein. Wir werden es nie mehr erfahren. Sie haben uns das perfekte Verbrechen versaut. Sie kommen hier bestimmt nicht raus.«
    Bosch ließ den Kopf sinken, bis sein Kinn auf der Brust lag. Er wollte schlafen, aber er kämpfte dagegen an. Er stöhnte, sagte aber nichts.
    »Sie waren das einzig Unberechenbare in dem ganzen verdammten Plan. Und was passiert? Das einzig Unberechenbare tritt ein. Sie sind eine einzige Katastrophe, Mann.«
    Bosch schaffte es, zu Rourke aufzusehen. Es war ein schrecklicher Kampf. Danach rutschte seine Hand von der Schulterwunde. Er hatte nicht mehr die Kraft, sie dort zu lassen.
    »Was?« preßte er hervor. »W-was … meinen Sie? … Unberechenbar?«
    »Ich meine den Zufall. Sie werden zu Meadows gerufen. Das war nicht eingeplant, Bosch. Ist das zu fassen? Ich frage mich, wie die Chancen stehen. Ich meine, Meadows wird in eine Röhre gelegt, von der wir wissen, daß er schon früher da übernachtet hat. Wir hoffen, er wird erst nach zwei Tagen gefunden, und dann dauert es vielleicht noch zwei, drei Tage, bis man seine Identität anhand der Fingerabdrücke ermittelt. Bis dahin ist er längst als Überdosis abgehakt, ein Namenloser. Der Mann steht als Drogenkonsument in den Akten. Wies o nicht?
    Aber was passiert? Prompt meldet dieser Junge die Leiche«, er schüttelte den Kopf, als belästigte man ihn, »und wer kriegt den Auftrag? Ein runtergekommener Plattfuß, der den Toten auch noch kennt und ihn zwei Sekunden später identifiziert. Ein verdammter Busenfreund aus den Tunneln von Vietnam. Nicht zu fassen.
    Sie haben alles kaputtgemacht, Bosch. Sogar Ihr eigenes beschissenes Leben … Hey, hören Sie mir noch zu?«
    Bosch spürte, wie sein Kopf sich hob, den Lauf der Waffe unter dem Kinn.
    »Hören Sie noch zu?« fragte Rourke wieder, und dann stach er den Lauf in Boschs rechte Schulter. Eine Schockwelle aus neonrotem Schmerz brannte seinen Arm hinab und durch die Brust, bis runter in die Eier. Er stöhnte und japste nach Luft, dann griff er in Zeitlupe nach der Waffe. Es reichte nicht. Er griff in die Luft. Er schluckte Erbrochenes herunter und spürte, wie Schweißtropfen durch sein feuchtes Haar liefen.
    »Sie sehen gar nicht gut aus, Sportsfreund«, sagte Rourke. »Ich glaube, vielleicht muß ich es gar nicht tun. Vielleicht hat der gute Delgado Sie mit dem ersten Schuß geschafft.«
    Der Schmerz hatte Bosch wieder zu sich gebracht, machte ihn munter, zumindest vorübergehend. Schon jetzt spürte er, daß er das Bewußtsein wieder verlor. Noch immer stand Rourke über ihn gebeugt. Er sah auf und bemerkte die Laschen, die an Brust und Taille des Overalls hingen. Der FBI-Agent trug den Overall links herum. Irgendwo klickte es in Boschs Gehirn. Er erinnerte sich daran, daß Sharkey meinte, einen leeren Werkzeuggürtel um die Hüfte des einen Mannes am Reservoir gesehen zu haben. Das war Rourke. Er hatte den Overall auch in jener Nacht links herum getragen. Weil auf dem Rücken FBI stand. Er wollte nicht riskieren, daß jemand es sah. Diese Information war jetzt nutzlos, aber aus irgendeinem Grund freute sich Bosch, dem Puzzle ein weiteres Teil hinzufügen zu können.
    »Was grinst du so? Du bist so gut wie tot«, sagte Rourke.
    »Am Arsch.«
    Rourke hob einen Fuß und trat gegen Boschs Schulter, aber Bosch war darauf vorbereitet. Er packte den Absatz mit der linken Hand und stieß ihn von sich weg. Rourkes anderer Fuß gab auf dem glatten Algenbett nach und rutschte unter ihm weg. Mit lautem Klatschen fiel er auf den Rücken. Nur ließ er die Waffe nicht los, wie Bosch gehofft hatte. Das war das Ende. Mehr war nicht drin. Bosch unternahm einen halbherzigen Versuch, die Waffe zu packen, aber Rourke löste seine Finger ohne Probleme vom Kolben und stieß ihn wieder an die Wand. Bosch beugte sich zur Seite und erbrach sich ins Wasser. Er spürte, wie Blut im Schwall aus seiner Schulter trat und den Arm herunterlief. Das war seine Chance gewesen. Jetzt war alles

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