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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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es nur Sekunden gewesen waren. Noch immer hallten die Schüsse im Tunnel nach. Er roch Kordit. Wieder hörte er schnelle Schritte. Er rennt weg, dachte er. Hoffte er.
    Bosch rollte in der Finsternis im Wasser herum, um die M-16 und die Brille zu finden. Nach einer Weile gab er es auf und versuchte, seine Waffe zu ziehen. Der Holster war leer. Er setzte sich auf und schob sich an die Wand. Er merkte, daß seine rechte Hand taub war. Die Kugel hatte ihn ins Schultergelenk getroffen, und dumpfer Schmerz summte in seinem Arm, von der Wunde bis hinunter in die gefühllose Hand. Er spürte, daß unter seinem Hemd Blut die Brust und den Arm hinablief.
    Er wurde sich bewußt, daß er keuchend nach Luft schnappte, und bemühte sich, sein Atmen zu regulieren. Es waren erste Anzeichen für einen Schock, das wußte er. Aber er konnte nichts dagegen tun.
    Dann hörten die schnellen Schritte auf. Bosch hielt die Luft an und lauschte. Warum war er stehengeblieben? Er war in Sicherheit. Bosch schob seine Beine über den Boden des Tunnels, um seine Waffe zu finden. Sie war nicht auszumachen, und im Dunkeln konnte er nicht sehen, wohin sie gefallen war. Auch die Taschenlampe war weg.
    Dann hörte er eine Stimme, zu weit entfernt und zu gedämpft, als daß er sie erkennen oder verstehen konnte, aber irgend jemand sagte etwas. Und dann hörte er eine zweite Stimme. Zwei Männer. Bosch versuchte zu verstehen, was gesagt wurde, konnte es aber nicht. Plötzlich wurde die zweite Stimme schrill, dann folgte ein Schuß, dann noch einer. Der Abstand zwischen den Schüssen war zu groß, dachte Bosch. Das war keine M-16.
    Während er noch über die Bedeutung dieser Beobachtung nachdachte, hörte er wieder Schritte im Wasser. Nach einer Weile war er sicher, daß diese Schritte in seine Richtung kamen.

    Die Schritte hatten nichts Gehetztes an sich. Langsam, gleichmäßig, gemessen, wie eine Braut auf dem Weg zum Altar. Bosch saß an die Wand gelehnt und suchte wieder mit den Beinen in dem feuchten, schleimigen Boden nach einer seiner Waffen. Ohne Erfolg. Er war schwach und müde, wehrlos. Der summende Schmerz in seinem Arm hatte zu pulsieren begonnen. Seine rechte Hand war noch immer nicht zu gebrauchen, und er preßte die Linke gegen das aufgerissene Fleisch an seiner Schulter. Er zitterte heftig, stand unter Schock, und wußte, daß er bald das Bewußtsein verlieren und nicht wieder aufwachen würde.
    Dann konnte Bosch ein kleines Licht erkennen, das sich im Tunnel in seine Richtung bewegte. Mit starrem Blick und offenem Mund sah er es an. Die Kontrolle über einige seiner Muskeln hatte er schon verloren. Kurz darauf blieben die watenden Schritte vor ihm stehen, und wie die Sonne hing das Licht über ihm. Es war nur eine Stiftlampe, aber trotzdem zu hell. Er konnte nicht dahinter sehen. Egal, er wußte, wessen Gesicht dort war, wessen Hand die Lampe hielt und was in der anderen war.
    »Sagen Sie«, flüsterte er heiser. Er hatte gar nicht gemerkt, wie trocken sein Hals war. »Die Lampe da. Gab es die im Geschenkset mit dem kleinen Zeigestock?«
    Rourke hielt die Lampe nach unten, bis sie auf den Boden zeigte. Bosch sah sich um und entdeckte die M-16 und seine eigene Waffe nebeneinander an der gegenüberliegenden Wand im Wasser. Zu weit weg. Er merkte, daß Rourke, der seinen schwarzen Overall in die Stiefel gestopft hatte, eine weitere M-16 auf ihn gerichtet hielt.
    »Sie haben Delgado erschossen«, sagte Bosch. Eine Feststellung, keine Frage.
    Rourke sagte nichts. Er hob die Waffe in der Hand.
    »Und jetzt wollen Sie einen Cop erschießen. Hab’ ich recht?«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, heil aus dieser Sache rauszukommen. Es wird aussehen, als hätte Delgado Sie zu erst mit diesem Ding erwischt.« Er hielt die M-16 hoch. »Dann hab ich ihn gekriegt. Und steh als Held da.«
    Bosch wußte nicht, ob er Wish erwähnen sollte. Es würde sie ihn Gefahr bringen. Aber ihm konnte es das Leben retten.
    »Vergessen Sie es, Rourke«, sagte er schließlich. »Wish weiß alles. Ich habe es ihr gesagt. Es gibt einen Brief in Meadows’ Akte, der Sie verrät. Wahrscheinlich hat sie es längst allen erzählt. Geben Sie auf und helfen Sie mir. Es wäre besser für Sie, wenn Sie mich hier rausschaffen würden. Ich steh’ unter Schock, Mann.«
    Bosch war nicht sicher, aber er meinte, eine leichte Veränderung in Rourkes Miene, in seinen Augen zu erkennen. Sie waren zwar offen, aber es schien, als hätten sie aufgehört zu sehen, als würden sie nur noch

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