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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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so was gibt.«
    »Ja«, sagte Bosch. Deprimiert wandte er sich von seinem ehemaligen Partner ab. Sein Arm schien stärker zu pochen.
    »Hör mal, Harry«, sagte Edgar nach einer halben Minute. »Ich sollte hier besser verschwinden. Ich weiß nicht, wann sie kommen, aber sie kommen bestimmt, Mann. Paß auf dich auf, und mach, was ich dir sage. Gedächtnisschwund. Dann nimm die achtzigprozentige Dienstunfähigkeit, und sie können dich mal gern haben.«
    Edgar tippte mit einem Finger an seine Schläfe und nickte. Geistesabwesend nickte Harry ebenfalls, und dann ging Edgar hinaus. Bosch sah einen uniformierten Beamten auf dem Stuhl vor der Tür.
    Nach einer Weile nahm sich Bosch das Telefon neben dem Bett. Er bekam kein Freizeichen, also drückte er den Rufknopf für die Schwester. Ein paar Minuten später kam eine herein und erklärte ihm, das Telefon sei auf Anweisung des LAPD abgestellt worden. Er bat um eine Zeitung, und sie schüttelte den Kopf. Auch das nicht.
    Er wurde noch deprimierter. Er wußte, daß sowohl das LAPD als auch das FBI in dieser Sache große Probleme mit der Öffentlichkeit haben würden, aber er sah keine Möglichkeit, wie man sie vertuschen könnte. Zu viele Behörden. Zu viele Leute. Sie konnten es niemals geheimhalten. Wären sie dumm genug, es zu versuchen?
    Er löste den Gurt an seiner Brust und versuchte, sich ganz aufzusetzen. Ihm wurde schwindlig, und sein Arm schrie nach Ruhe. Er merkte, wie ihm übel wurde, und griff nach einer Blechschüssel auf dem Nachttisch. Das Gefühl ließ nach. Aber es löste die Erinnerung an den Tunnel und Rourke gestern morgen aus. Teile des Gesprächs fielen ihm ein. Er versuchte, die neuen Informationen mit dem zusammenzufügen, was er schon gewußt hatte. Dann dachte er über die Diamanten nach – die Beute vom WestLand-Coup – und ob man sie gefunden hatte. Wo? So sehr er die Planung des Coups bewunderte, brachte er es doch nicht über sich, den Initiator zu bewundern: Rourke.
    Bosch spürte, wie Müdigkeit ihn überkam wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schob. Er sank ins Kissen zurück. Und bevor er wegdöste, dachte er als letztes noch daran, was Rourke im Tunnel gesagt hatte. Daß er einen größeren Anteil bekommen würde, weil Meadows, Franklin und Delgado tot waren. Und als er gerade in das schwarze Dschungelloch glitt, in das Meadows zuvor gesprungen war, wurde sich Bosch der ganzen Bedeutung von Rourkes Worten bewußt.

    Der Mann auf dem Besucherstuhl trug einen 800-Dollar-Nadelstreifenanzug, goldene Manschettenknöpfe und einen Onyxring am kleinen Finger. Aber er konnte sich nicht verstellen.
    »IAD, stimmt’s?« sagte Bosch und gähnte. »Vom Traum zum Alptraum.«
    Der Mann zuckte zusammen. Er hatte nicht gemerkt, daß Bosch wach war. Er stand auf und verließ wortlos das Zimmer. Bosch gähnte noch einmal und sah sich nach einer Uhr um. Es gab keine. Er löste wieder den Brustgurt und versuchte, sich aufzusetzen. Diesmal ging es schon besser. Kein Schwindelgefühl. Keine Übelkeit. Er sah zu den Blumenarrangements auf der Fensterbank und der Kommode hinüber. Sie schienen während seines Schlafs zahlreicher geworden zu sein. Er fragte sich, ob auch von Eleanor welche dabei waren. War sie dagewesen, um ihn zu besuchen? Wahrscheinlich hatte man sie nicht hereingelassen.
    Nach einer Minute kam der Mann mit den Nadelstreifen zurück, hatte ein Bandgerät bei sich und führte eine Prozession an, die aus vier weiteren Anzügen bestand. Einer war Lieutenant Bill Haley, Chef der LAPD-Einheit, die sich um Schießereien kümmerte, ein anderer war Deputy Chief Irvin Irving, Chef des IAD. Bosch vermutete, daß die beiden anderen vom FBI kamen.
    »Wenn ich gewußt hätte, daß so viele schicke Anzüge auf mich warten, hätte ich mir den Wecker gestellt«, sagte Bosch. »Aber man hat mir keinen Wecker gegeben, und kein funktionstüchtiges Telefon, keinen Fernseher, keine Zeitung.«
    »Bosch, Sie wissen, wer ich bin«, sagte Irving und deutete auf die anderen. »Und Sie kennen Haley. Das ist Agent Stone und das da Agent Folsom, FBI.«
    Irving sah den Mann mit den Nadelstreifen an und deutete mit einer Kopfbewegung zum Nachttisch. Der Mann trat vor und stellte den Recorder auf den Tisch, legte einen Finger an den Aufnahmeknopf und drehte sich zu Irving um. Bosch sah ihn an und sagte: »Und dich stellt man mir nicht vor?«
    Der Nadelstreifen ignorierte ihn, wie alle anderen auch.
    »Bosch, ich möchte das hier schnell hinter mich bringen, und zwar ohne

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