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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ihre seltsame Art von Humor«, sagte Irving. Er spannte seine enormen Unterkiefermuskeln und nickte dem Nadelstreifen zu. Der Recorder lief. Irving nannte trocken Datum und Uhrzeit. Es war 11.30 Uhr vormittags. Bosch hatte nur ein paar Stunden geschlafen, fühlte sich aber viel kräftiger als bei Edgars Besuch.
    Dann fügte Irving die Namen der Anwesenden hinzu, wobei er diesmal auch den des Nadelstreifens nannte. Clifford Galvin jr. Abgesehen vom »jr.«, derselbe Name wie der eines anderen Deputy Chiefs im Department. Junior wird gehätschelt und getätschelt, dachte Bosch. Er war unter Irvings Fittichen auf der Überholspur.
    »Fangen wir von vorn an«, sagte Irving. »Detective Bosch, Sie beginnen, indem Sie uns alles über diese Sache berichten, und zwar seit dem Augenblick, in dem Sie dazugestoßen sind.«
    »Haben Sie zwei Tage Zeit?«
    Irving trat an den Recorder und drückte die Pausentaste.
    »Bosch«, sagte er, »wir alle wissen, was für ein cleverer Bursche Sie sind, aber davon wollen wir heute nichts hören. Ich halte das Band nur dieses eine Mal an. Wenn ich es wieder tue, steckt Ihre Marke Dienstag früh in einem Glasblock. Und das nur, weil morgen Feiertag ist. Und Ihre Pension können Sie vergessen. Ich werde dafür sorgen, daß Sie achtzig Prozent von nichts kriegen.«
    Er bezog sich darauf, daß das Department einem pensionierten Cop nicht gestattete, seine Marke zu behalten. Dem Chief und dem Stadtrat mißfiel die Vorstellung, daß einige der ehemals Besten der Stadt herumzogen und ihre Marken vorzeigen konnten. Razzien, freie Mahlzeiten, freie Unterkunft. Der Skandal war auf hundert Meilen abzusehen. Wenn man seine Marke also mitnehmen wollte, konnte man das tun: in einem hübschen Kunstharzblock mit einer dekorativen Uhr und einer Kantenlänge von gut dreißig Zentimetern. Zu groß, um ihn in die Tasche zu stecken.
    Irving nickte, und Junior drückte wieder auf den Knopf. Bosch erzählte, wie es gewesen war, ließ nichts aus und legte nur eine Pause ein, als Junior das Band umdrehen mußte. Die Seidenanzüge stellten von Zeit zu Zeit Fragen, ließen ihn aber meist erzählen. Irving wollte wissen, was Bosch vom Pier in Malibu hatte fallen lassen. Bosch erinnerte sich kaum noch. Niemand machte Notizen. Sie sahen ihm einfach beim Erzählen zu. Anderthalb Stunden später kam das Ende seiner Geschichte. Irving sah Junior an und nickte. Junior hielt das Band an.
    Als sie keine Fragen mehr hatten, stellte Bosch seine.
    »Was haben Sie in Rourkes Wohnung gefunden?«
    »Das geht Sie nichts an«, sagte Irving.
    »Und ob es das tut. Es gehört zu den Ermittlungen in einem Mordfall. Rourke war der Mörder. Er hat es mir gegenüber gestanden.«
    »Sie haben den Fall nicht mehr.«
    Bosch sagte nichts, während Wut in ihm hochkam. Er sah sich im Zimmer um und merkte, daß keiner der anderen, nicht einmal Junior, ihn ansehen mochte.
    Irving sagte: »Also, bevor ich rumlaufen und mir das Maul über einen Kollegen zerreißen würde, der im Dienst getötet wurde, würde ich dafür sorgen, daß ich die Fakten kenne. Und ich würde dafür sorgen, daß ich die Beweise hätte, diese Fakten zu belegen. Wir wollen nicht, daß über gute Männer Gerüchte verbreitet werden.«
    Bosch konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    »Und Sie glauben, Sie kommen damit durch? Was ist mit Ihren beiden Gorillas? Wie wollen Sie das erklären? Erst setzen sie eine Wanze in mein Telefon, dann platzen sie in eine gottverdammte Observation und lassen sich erschießen. Und Sie wollen aus denen Helden machen. Wem wollen Sie was vormachen?«
    »Detective Bosch, wir haben schon alles erklärt. Das soll nicht Ihre Sorge sein. Außerdem steht es Ihnen nicht zu, den öffentlichen Erklärungen des Departments oder des FBI in dieser Sache zu widersprechen. Das, Detective, ist ein Befehl. Wenn Sie mit der Presse darüber sprechen, wird dies Ihre letzte Tat als Detective der Polizei von Los Angeles sein.«
    Jetzt war es Bosch, der sie nicht ansehen mochte. Er starrte die Blumen auf dem Tisch an und sagte: »Wieso dann das Band, die Aussage, die ganzen Leute, die Sie bei sich haben? Welchen Sinn macht das, wenn Sie die Wahrheit nicht wissen wollen?«
    »Wir wollen die Wahrheit wissen, Detective. Was wir allerdings die Öffentlichkeit wissen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Intern garantieren ich und das Federal Bureau of Investigation, daß wir Ihre Ermittlungen zu Ende bringen und, wenn nötig, die angemessenen Schritte einleiten

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