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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der Rezeption die Nachricht verbreitet, daß Bosch im Büro war, und der alte Cop war nach hinten geschickt worden, um ihn auszuhorchen?
    Pederson hatte Haar, das weißer war als Kreide, und er wirkte wie ein alter Cop, war aber nur wenige Jahre älter als Bosch. Seit zwanzig Jahren fuhr oder lief er auf dem Boulevard Streife, was einen vorzeitig ergrauen lassen konnte. Bosch mochte Pederson. Er war eine Goldgrube an Informationen über die Straße. Es gab kaum einen Mord auf dem Boulevard, bei dem Bosch nicht Rücksprache mit ihm hielt, um zu sehen, was seine Informanten sagten. Und fast immer kam etwas dabei heraus.
    »Ja, es ist seltsam«, sagte Bosch. Weiter nichts.
    »Schreibst du einen Bericht über die Schießerei?« fragte Pederson, nachdem er sich vor der Schreibmaschine eingerichtet hatte. Als Bosch nicht antwortete, fügte er hinzu: »Hast du noch welche von den Zigaretten da?«
    Bosch stand auf und brachte Pederson die ganze Schachtel. Er legte sie vor dem Cop auf die Schreibmaschine und sagte, er könne sie behalten. Pederson verstand. Es war nicht persönlich gemeint, aber Bosch würde nichts zu der Schießerei sagen, speziell nicht, was zwei IAD-Detectives dort gewollt hatten.
    Daraufhin machte sich Pederson an die Arbeit, und Bosch widmete sich wieder seiner Mordakte. Er las alles, ohne daß ihm auch nur das kleinste Licht aufgegangen wäre. Er saß da, im Hintergrund die klappernde Schreibmaschine, rauchte und überlegte, was er noch tun konnte. Es gab nichts. Er stand vor einer Wand.
    Er beschloß, zu Hause anzurufen und seinen Anrufbeantworter abzuhören. Er nahm den Hörer, dann überlegte er es sich und legte auf. Es bestand die geringe Chance, daß sein Apparat nicht angezapft war, also ging er an Jerry Edgars Platz und benutzte dessen Telefon. Sein Anrufbeantworter meldete sich, er tippte einen Code ein und hörte ein Dutzend Nachrichten ab. Die ersten neun stammten von Cops und alten Freunden, die ihm baldige Genesung wünschten. Die letzten drei, die neuesten Nachrichten, stammten von dem Arzt, der ihn behandelt hatte, von Irving und von Pounds.
    »Mr. Bosch, hier ist Dr. McKenna. Ich halte es für höchst unvernünftig und unklug, daß Sie das Krankenhaus verlassen haben. Sie riskieren, daß sich Ihr Zustand verschlimmert. Wenn Sie diese Nachricht abhören, kommen Sie bitte wieder ins Krankenhaus. Wir halten Ihnen das Bett frei. Ich kann Sie nicht länger behandeln oder als meinen Patienten betrachten, wenn Sie nicht zurückkommen. Bitte. Danke.«
    Irving und Pounds waren nicht so sehr um Boschs Gesundheit besorgt.
    Irvings Nachricht lautete: »Ich weiß nicht, wo Sie sind und was Sie treiben, aber ich hoffe für Sie, daß Ihre Flucht am Krankenhausessen liegt. Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe, Detective Bosch. Machen Sie keinen Fehler, der uns beiden leid tun könnte.«
    Irving hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen Namen zu nennen, mußte es aber auch nicht. Ebenso Pounds. Seine Nachricht war die letzte. Sie war der Schlußakkord.
    »Bosch, rufen Sie mich zu Hause an, sobald Sie das hier hören. Man hat mir gesagt, Sie hätten das Krankenhaus verlassen. Wir müssen reden. Bosch, ich wiederhole, Sie sind nicht befugt, etwaige Ermittlungen im Zusammenhang mit der Schießerei am Samstag fortzusetzen. Rufen Sie mich an.«
    Bosch legte auf. Keinen von ihnen würde er zurückrufen. Noch nicht. Auf Edgars Tisch lag ein Notizblock, auf dem der Name Veronica Niese stand. Sharkeys Mutter. Daneben war eine Telefonnummer vermerkt. Edgar schien sie angerufen zu haben, um sie über den Tod ihres Sohnes zu informieren. Bosch stellte sich vor, wie sie den Anruf entgegennahm, einen ihrer Wichser erwartete und statt dessen Jerry Edgar dran war, der ihr sagen wollte, daß ihr Sohn tot war.
    Der Gedanke an den Jungen erinnerte Bosch an die Vernehmung. Es gab keine Abschrift des Tonbands. Er beschloß, es sich anzuhören und kehrte an seinen Platz zurück. Er zog seinen Recorder aus der Schublade. Das Band war verschwunden. Er erinnerte sich, daß er es Eleanor gegeben hatte. Er versuchte sich auszurechnen, ob die Vernehmung noch auf der Sicherungskopie sein konnte. Wenn das Sicherungsband durchgelaufen war, spulte es zurück und überspielte alles. Je nachdem, wie oft die Anlage im Vernehmungszimmer seit dem Dienstag mit Sharkey benutzt worden war, konnte das Frage-Antwort-Spiel noch auf dem Band sein.

    Bosch holte die Cassette aus dem Recorder und brachte sie an seinen Tisch. Er legte sie

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