Schwarzes Echo
Flur rauf ins Büro des Revierleiters ging, aber jedes Kind konnte die Tür in drei Sekunden mit einem Brieföffner knacken. Ständig kam der Lieutenant zurück und mußte feststellen, daß sein Büro nach Zigarettenrauch stank. Er hatte zwei Ventilatoren in seinem drei mal drei Meter großen Zimmer und eine Dose Geruchsspray auf dem Tisch. Da der Gestank seit Boschs Versetzung vom Parker Center zu den Hollywood Detectives zugenommen hatte, war Pounds überzeugt davon, daß Bosch der Hauptschuldige war. Und damit lag er genau richtig, hatte Bosch nur noch nie auf frischer Tat ertappt.
»Darum geht es hier?« fragte Bosch. »Das Rauchen im Büro?«
»Setzen Sie sich hin«, schnauzte Pounds ihn an.
Bosch hob seine Hände, um zu zeigen, daß er keine Zigaretten zwischen den Fingern hielt. Dann drehte er sich zu den beiden Männern vom IAD um.
»Tja, Jed, sieht so aus, als sollten wir Zeugen einer Lewis-und-Clarke-Expedition werden. Ich hab’ die großen Entdecker nicht mehr gesehen, seit sie mich auf unbezahlten Urlaub nach Mexiko geschickt haben. Haben damals eine ihrer schönsten Leistungen gezeigt. Schlagzeilen, Kurznachrichten, alles dabei. Die Stars von Internal Affairs.«
Die Gesichter der beiden IAD-Cops liefen augenblicklich rot an.
»Diesmal sollten Sie sich selbst den Gefallen tun und Ihre große Klappe halten«, sagte Clarke. »Sie haben bösen Ärger, Bosch. Ist Ihnen das klar?«
»Ja, das ist mir klar. Danke für den Tip. Ich hab auch einen für dich. Hol wieder deinen Freizeitanzug aus dem Schrank, den du immer anhattest, bevor du Irvings Knecht geworden bist. Du weißt schon, das gelbe Ding, das so gut zu deinen Zähnen gepaßt hat. Polyester steht dir besser als Seide. Ehrlich gesagt hat einer von den Typen draußen im Bullenstall erwähnt, daß dein Anzug am Arsch zu glänzen anfängt, weil du immer nur am Schreibtisch hockst.«
»Schon gut, schon gut«, ging Pounds dazwischen. »Bosch, Edgar, setzen Sie sich hin und halten Sie einen Moment den Mund. Das hier …«
»Lieutenant, ich hab’ kein Wort gesagt«, setzte Edgar an. »Ich …«
»Klappe halten! Alle Mann! Halten Sie einen Moment den Mund«, bellte Pounds. »Himmelherrgott! Edgar, fürs Protokoll: Diese beiden da sind von der Abteilung für Innere Angelegenheiten, falls Sie es noch nicht wissen sollten. Die Detectives Lewis und Clarke. Was das zu bedeuten hat …«
»Ich will einen Anwalt«, sagte Bosch.
»Ich glaub’, ich auch«, fügte Edgar hinzu.
»Ach, Unsinn«, sagte Pounds. »Wir werden darüber reden und einige Dinge klären, und von diesem Polizeischutzquatsch will ich hier nichts hören. Wenn ihr einen Anwalt wollt, besorgt euch später einen. Im Augenblick werdet ihr euch hier hinsetzen, alle beide, und ein paar Fragen beantworten. Falls nicht, Edgar, hole ich Sie eigenhändig aus diesem Achthundertdollaranzug und stecke Sie wieder in eine Uniform, und Bosch, Scheiße, Bosch, Sie werden diesmal wahrscheinlich endgültig ausgezählt.«
Einen Moment lang war in dem kleinen Raum alles still, wenn auch die Spannungen zwischen den fünf Männern drohte, die Scheiben zu sprengen. Pounds starrte in den Einsatzraum hinaus und sah ein gutes Dutzend Detectives, die so taten, als würden sie arbeiten, sich aber in Wahrheit große Mühe gaben, soviel wie möglich durch die Scheiben aufzuschnappen. Einige hatten versucht, dem Lieutenant von den Lippen zu lesen. Er stand auf und ließ die Jalousien an den Fenstern herab. Das tat er nur selten. Für die Truppe war es das Zeichen, daß es um eine große Sache ging. Sogar Edgar zeigte sich besorgt, denn er atmete hörbar aus. Pounds setzte sich wieder hin. Er tippte mit einem langen Fingernagel auf dem blauen Plastikhefter herum, der zugeklappt auf seinem Schreibtisch lag.
»Okay, kommen wir zur Sache«, begann er. »Sie beide sind den Meadows-Fall los. Soviel vorweg. Keine Fragen, das ist gelaufen. Und jetzt werden Sie uns die ganze Geschichte erzählen, und zwar von Anfang an.«
Dabei klappte Lewis seinen Aktenkoffer auf und nahm einen Cassettenrecorder heraus. Er stellte ihn an und postierte ihn auf Pounds’ makellosem Schreibtisch.
Edgar war erst seit acht Monaten Boschs Partner. Bosch kannte ihn nicht gut genug, um sagen zu können, wie er die Schikanen aufnehmen würde oder wie lange er gegen diese Scheißkerle durchhalten konnte. Allerdings kannte er ihn gut genug, um zu wissen, daß er ihn mochte und nicht wollte, daß er in die Klemme geriet. Seine einzige Sünde bei
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