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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Beschreibung nicht genauer sein. Er hatte dunkle Sachen angehabt, möglicherweise einen Overall. Sharkey sagte, dazu habe er eine Art Werkzeuggürtel oder eine Zimmermannsschürze getragen. Die dunklen Werkzeugtaschen hingen leer an den Hüften und schlugen wie eine Schürze an seinen Unterleib. Das war merkwürdig, dachte Bosch, und er stellte Sharkey mehrere Fragen, näherte sich aus verschiedenen Richtungen, bekam aber keine genauere Beschreibung.
    Nach einer Stunde waren sie fertig. Sie ließen Sharkey in dem verqualmten Zimmer zurück, während sie sich draußen erneut besprachen. Wish sagte: »Jetzt müssen wir nur noch einen Jeep mit einer Decke im Kofferraum finden. Eine Mikroanalyse vornehmen und Haare vergleichen. Nur, daß es gut zwei Millionen weiße oder beigefarbene Jeeps in diesem Staat gibt. Möchten Sie, daß ich eine Fahndungsmeldung rausgebe, oder wollen Sie sich selbst darum kümmern?«
    »Hören Sie. Vor zwei Stunden hatten wir überhaupt noch nichts. Jetzt haben wir eine ganze Menge. Wenn Sie wollen, lassen Sie mich den Jungen hypnotisieren. Wer weiß, vielleicht kriegen wir dadurch ein Kennzeichen, eine bessere Beschreibung des Fahrers, vielleicht erinnert er sich daran, daß ein Name gefallen ist, oder kann das Siegel an der Tür beschreiben.«
    Bosch hob die Hände mit offenen Handflächen. Sein Angebot stand, aber sie hatte es schon einmal abgelehnt. Und sie tat es auch diesmal.
    »Noch nicht, Bosch. Lassen Sie mich mit Rourke sprechen. Vielleicht morgen. Ich möchte es nicht übereilen und später möglicherweise feststellen müssen, daß es ein Fehler war. Okay?«
    Er nickte und ließ die Hände sinken.
    »Und was jetzt?« sagte sie.
    »Na ja, der Junge hat gegessen. Wieso liefern wir ihn nicht ab, und dann gehen Sie und ich zusammen was essen. Ich kenne da einen Laden …«
    »Ich kann nicht«, sagte sie.
    »… an der Overland.«
    »Ich habe heute abend schon was vor. Tut mir leid. Vielleicht ein andermal.«
    »Natürlich.« Er trat an die Tür des Vernehmungszimmers und sah durch die Scheibe, nur damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er kam sich albern vor, weil er sich so schnell an sie herangemacht hatte. Er sagte: »Wenn Sie gehen müssen, dann gehen Sie. Ich bring’ ihn für die Nacht in eine Unterkunft oder sonst wohin. Wir müssen nicht beide unsere Zeit damit verplempern.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, klar. Ich kümmer’ mich um ihn. Ich besorg’ eine Streife, die uns fährt. Auf dem Weg holen wir sein Motorrad ab. Ich laß mich an meinem Wagen absetzen.«
    »Das ist nett. Ich meine, daß Sie sein Motorrad holen und sich Gedanken um ihn machen.«
    »Na, wir haben doch einen Deal mit ihm, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ich erinnere mich. Aber Sie machen sich Gedanken um ihn. Ich habe beobachtet, wie Sie mit ihm umgehen. Erkennen Sie ein Stück von sich selbst in ihm wieder?«
    Er wandte sich von der Scheibe ab und sah sie an.
    »Nein, nicht unbedingt«, sagte er. »Er ist nur ein Zeuge, der verhört werden muß. Wenn Sie meinen, er ist jetzt ein kleiner Scheißkerl, dann warten Sie noch ein Jahr, warten Sie, bis er neunzehn oder zwanzig ist, falls er es soweit schafft. Bis dahin ist er ein Monstrum auf Raubzug. Es wird heute nicht das letzte Mal sein, daß er in diesem Zimmer sitzt. Sein ganzes Leben wird er mal drinnen, mal draußen sein, bis er jemanden umbringt, oder sie ihn umbringen. Es ist das Darwinsche Gesetz. Das Recht des Stärkeren, und er ist stark genug, zu überleben. Also, nein, ich sorge nicht für ihn. Ich bringe ihn in eine Unterkunft, damit ich weiß, wo er ist, falls wir ihn noch mal brauchen. Das ist alles.«
    »Hübsche Ansprache, aber das nehme ich Ihnen nicht ab. Ich weiß ein bißchen über Sie Bescheid, Bosch. Sie machen sich sehr wohl Gedanken um ihn. So, wie Sie ihm was zu essen besorgt und ihn gefragt haben …«
    »Hören Sie, es ist mir egal, wie oft Sie meine Akte gelesen haben. Sie meinen, das bedeutet, Sie wüßten etwas über mich? Ich habe es Ihnen schon mal gesagt: Das ist Blödsinn.«
    Er trat an sie heran, bis sein Gesicht kaum zwei Handbreit von ihrem entfernt war. Aber sie sah ihn nicht an, starrte in ihr Notizbuch, als hätten ihre Aufzeichnungen irgend etwas mit dem zu tun, was sie sagte.
    »Hören Sie zu«, sagte er. »Wir können zusammen daran arbeiten, vielleicht sogar rausfinden, wer Meadows ermordet hat, falls wir noch mehr solche Chancen kriegen wie heute mit dem Jungen. Aber wir werden niemals echte Partner werden, und wir

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