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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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den Regeln für
landwirtschaftlichen Besitz berechnet war. Der Papierhersteller konnte demnach
frei über sechzigtausend Hektar Rohstoff verfügen. In Wirklichkeit hatte
Borregaard riesige stille Reserven. Nun strebte der Zementhersteller Norcem
eine Fusion an. Per Ole hatte die Sache durchschaut. Ein paar gierige Krämer
in Norcems Topetage hatten hier an der Mündung des Flusses Glomma ein
Gold-klümpchen entdeckt und wollten sich jetzt den Reichtum sichern, ohne
dafür zu bezahlen. Nun hatten sich zwei Lager gebildet: Norcem auf der einen,
die Aktionäre auf der anderen Seite. Norcem hatte die Arbeiter hinter sich.
Sie glaubten, dass mit einer Beteiligung von Norcem ihre Arbeitsplätze
gesichert seien. Per Ole begriff nicht, wie es möglich war, dass niemand
Norcems Pläne durchschaute. Er reiste allein aus Rücksicht auf seine
Geldanlagen zu dieser außerordentlichen Hauptversammlung an. Gäbe es eine
Fusion, würde er noch lange auf Wertsteigerung seiner Aktien warten
können.
    Eigentlich mussten sie nur der Menschenmenge folgen. Es
zeigte sich, dass die Festivitet ein ansprechendes Ziegelgebäude war, das in
der Ecke eines großen Parks lag. Vor der Tür hatten sich Demonstranten
versammelt. Der Mann mit den Koteletten war einer von ihnen. Die beiden Freunde
wurden mit Buhrufen und Beschimpfungen empfangen. Zwischen ihnen flog eine
Tomate an die Wand. Ein Spritzer landete auf Per Oles Schlips. Er drehte sich
um und sah unmittelbar in das grinsende Gesicht des Koteletten-Mannes.
    »Lasst die Finger von unseren Arbeitsplätzen! Geht nach
Hause und spielt Golf!«
    Per Ole war schockiert. Der Schlips war aus Seide und hatte
über achthundert Kronen gekostet. Und Tomatenflecken waren schließlich
besonders schwer zu entfernen. Er hatte doch nur nach dem Weg gefragt. Das Bild
dieses aggressiven Mannes quälte ihn während der gesamten Veranstaltung. Mit
Schrecken überlegte er, was dieser Mann seinem Auto antun könnte. Die
Vorträge der ernsten Männer auf der Rednerliste hörte er kaum. Mit Mühe
gelang es ihm, seine Stimme abzugeben.
    Doch, Gott sei Dank, hatten noch andere das gleiche Anliegen
wie er. Die Abstimmung verwarf die geplante Fusion. Als Jim und er sich
zwischen demonstrierenden Arbeitern aus dem Haus gekämpft hatten, konnte er
sich endlich entspannen.
    Der Wagen war während der Sitzung von drei Polizisten streng
bewacht worden.
    Es war Mitternacht, als Anders im Wohnzimmer stand und sah,
wie sein Vater den neuen BMW in der Einfahrt parkte, anstatt sich die Mühe zu
machen, ihn in die Garage zu fahren. Als er den Motor abstellte, leuchteten in
der Kurve die Lichter eines weiteren Wagens auf. Es war Per Oles Porsche.
    Anders empfing sie im Flur. Er sagte: »Ein Polizist hat
angerufen. Sie kümmern sich um Mama.«
    »Kümmern?«
    Zwei Köpfe wandten sich ihm zu. Per Ole und Papa – wie
Pompel und Pilt, die beiden Puppen aus dem Kinderfernsehen: gleiche Brille,
gleiche Frisur, das gleiche verdatterte Gesicht.
    »Sie soll mit dem Küchenmesser auf eine Leinwand
losgegangen sein.«
    Pompel: »Eine Leinwand?«
    Pilt: »Mit dem Küchenmesser?«
    »Ja, eine Kinoleinwand. Es ist ihr offensichtlich gelungen,
einen ordentlichen Schaden anzurichten.«
    Pompel noch einmal: »An der Leinwand?«
    »Im Kino, Saga Kino.«
    »Und der Film?«
    »Hab ich nicht gesehen.«
    Der Vater, ungeduldig: »Ich will wissen, welcher Film lief.
Das muss doch etwas damit zu tun gehabt haben. Jetzt antworte mir doch
mal.«
    »Ich habe nicht nach dem Film gefragt. Der Polizist hat
gesagt, er glaube, Mama sei krank.«
    »Krank?«
    Vebjørn, noch immer mit zugeknöpftem Mantel und Handschuhen
an den Händen, sank auf den Telefonhocker. »Da muss etwas anderes
dahinterstecken.«
    Anders zuckte die Achseln. »Soweit ich weiß, ist sie hier
zu Hause nie auf den Fernseher losgegangen.« Er schielte zu seinem Vater
hinüber. »Aber ich weiß ja nicht, was ihr beide für Erfahrungen im Kino
gemacht habt.«
    Vebjørn starrte abwesend und nachdenklich vor sich hin.
»Wann hat der Polizist angerufen?«
    Anders warf einen Blick auf die Uhr. »Vor zwanzig
Minuten.«
    »Und was wollte er eigentlich?«
    Wieder zuckte Anders die Schultern. »Er hat gesagt, dass
Mama krank ist, dass sie durchgedreht ist. Er wollte, dass einer von uns kommt,
am besten zusammen mit dem Hausarzt der Familie – wenn wir einen hätten.
Dann würde man sie einliefern können, anstatt sie in die Gummizelle zu

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