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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Mal bezahlte sie das Taxi. Er hielt die Eingangstür auf. Sie zögerte. Wollte
allein sein. Aber sie war angetrunken, wütend und müde. Sie ging an ihm
vorbei ins Haus. Auf der Treppe nach oben zur Wohnung spürte sie seine Hand.
Harte Finger. Sie wand sich los. »Hör auf.«
    Per Ole antwortete nicht.
    Als sie im Wohnungsflur standen, umfasste er ihre Taille.
»Nein«, sagte sie. »Ich will nicht.« Sie taumelte ins Bad. Er folgte ihr,
blieb in der Badezimmertür stehen. Im Spiegel sah sie sein Gesicht.
    Sein Mund spie Worte aus. Sie tat so, als hörte sie sie
nicht, sammelte kaltes Wasser in den Händen und wusch sich das Gesicht.
    Er schrie lauter.
    Plötzlich überfiel sie eine düstere Wut, und sie brüllte:
»Ich will einfach nicht! Mach die Tür zu!«
    »Du kannst mir ja wohl sagen, warum nicht.«
    Ihr Zorn war nicht zu bremsen. »Weil du widerlich bist«,
zischte sie. »Nein, du bist nicht widerlich, wie konnte ich so etwas nur
sagen, mich so ungenau ausdrücken!«
    Es war, als würde sie sich erbrechen, kein Essen diesmal,
aber Wut und Frustration, verpackt in ekelhafte Worte: »Du bist ein Nichts, du
bist langweilig, unsichtbar, ohne unsichtbar zu sein. Wenn wir mit anderen
Leuten zusammen sind, und jemand spricht über etwas, wovon du keine Ahnung
hast, siehst du aus, als würdest du gleich anfangen zu heulen. Das macht alle
nervös, mich am allermeisten, und dann suchen wir panisch nach Themen, die du
verstehst, damit du mit deinem Gejammer nicht die ganze Stimmung kaputt machst.
Aber am liebsten sollten wir uns ja hier einigeln, nicht wahr? Du und ich
alleine in deiner Wohnung. Jeden Tag, jeden einzelnen Abend, an dem wir allein
sein können. Als wäre ich ein Ding, ein Gegenstand, mit dem du Spaß haben
kannst. Natürlich bist du nicht widerlich, du bist nur ein Kind, nein, nicht
mal das bist du, du bist ein Hund, den man belohnt, wenn er lernt wie man Sitz
und Platz macht und sich unter Menschen bewegt!«
    Sie duckte sich, als der erste Schlag kam. Griff nach der
Türklinke, um ihn auszusperren. Da stellte er den Fuß dazwischen. Es brannte
am ganzen Arm, als er ihr Handgelenk packte. »Fass mich nicht an!«
    Er traf sie an der Schläfe. Einen Moment lang war sie
weggetreten. Bemerkte, dass sie am Boden kniete.
    Da wusste sie bereits, wie es enden würde. Sie wusste es,
noch ehe der nächste Schlag kam. Ehe sie auf den Boden gepresst wurde. Sie
hatte das schon einmal erlebt. Seine Nägel kratzten über ihre Hüfte, als er
ihr die Unterwäsche herunterriss.
    Sie versuchte, auf die Seite zu rollen, aber er zwang sie auf
den Rücken. Sie blieb bewegungslos liegen. Wollte es einfach nur hinter sich
bringen. Ihr Hinterkopf donnerte bei jedem Stoß, den er mit dem Unterleib
machte, gegen die Badezimmerwand. Als er endlich fertig war, riss sie sich los.
Er blieb auf dem Bauch liegen. Ein schluchzendes Bündel, die Hose in den
Kniekehlen und das Hemd zerknittert. Sie setzte sich auf den Wannenrand und
duschte sich zwischen den Beinen. Seifte sich ein. Wollte ihn weghaben.
    Sie ließ den Duschkopf fallen und stand auf, machte einen
Schritt über ihn hinweg und ging an den Schrank im Schlafzimmer. Holte frische
Kleider. Zog sich an. Als sie fertig war, stand er mit vergrämtem Gesicht in
der Schlafzimmertür und sah sie an.
    Ohne ein Wort ging sie zur Wohnungstür. Als sie an ihm
vorbeiwollte, legte er eine Hand auf ihre Schulter. Sie blieb stehen und
starrte die Hand so lange an, bis er sie fortnahm. Dann wandte sie sich zum
Gehen und öffnete die Tür.
    »Wohin willst du?«
    »Nach Hause.«
    Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen, er hielt dem
Blick nicht stand. Hustete, räusperte sich. Seine Stimme versagte, als er
sprach. »Kommst du zurück?«
    »Nein. Ich werde keinen Fuß mehr in diese Wohnung
setzen.«

28
    In der Nacht lag Vebjørn wach und fragte sich, was am Tag
zuvor eigentlich geschehen war. Erling Sachs hatte behauptet, Néslien ein
Aktienpaket von Spenning im Wert von einer halben Milliarde Kronen verkauft zu
haben. Das konnte nicht stimmen. Aber was sollte er tun? Er konnte die Sache
auf sich beruhen lassen, bis zur Hauptversammlung warten, den Kampf dort
aufnehmen und herausfinden, wo der Hund begraben lag. Doch das war nicht
offensiv genug. Eine solche Strategie musste fehlschlagen. Es gab nur einen
logischen Weg, sich den notwendigen Überblick zu verschaffen. Er musste eine
Zusammenkunft mit Reeder Néslien arrangieren.
    Als er am

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