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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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er sich um. Schwitzte, weil er dort drinnen war, weil er etwas
Verbotenes tat. Gleichzeitig wiederholte er für sich: Der Scheißkerl hat Opas
Geschenk geklaut. Der Scheißkerl hat …
    Doch wie sehr er auch versuchte, sein Handeln zu
rechtfertigen – der Diebstahl der Münze wirkte dagegen vergleichsweise
läppisch.
    In einer Schale auf dem Wohnzimmertisch lagen ein paar
Scheine.
    Sollte er es tun?
    Darum bist du hier
, dachte er.
Das Geld. Das
Geschenk. Er hat es dir gestohlen.
    Anders verharrte. Er betrachtete die Schale mit den Scheinen.
Drei Hunderter, ein Fünfziger und ein paar Zehner.
    Er riss sich los. Ging am Tisch vorbei, ohne die Scheine zu
berühren, vorbei am Rolltisch, auf dem die Schnapsflaschen standen und das
Cover einer Platte von Bert Kaempferts Orchester, hinein ins Schlafzimmer. Die
Betten waren nicht gemacht. Mitten auf dem Laken lag zusammengeknüllt ein rosa
Nachthemd. Das Fenster war gekippt und ließ einen Hauch kalter Winterluft
herein. Durch den Spalt waren einige Zweige der Büsche draußen zu sehen. Die
Gardine bewegte sich leise. Ein Geräusch. Er erstarrte. War doch jemand hier?
Er hielt die Luft an, starrte das gekippte Fenster an und die Gardine, die
leicht in der Zugluft flatterte. Er umrundete das Doppelbett. Blieb vor der
offenen Tür zum Badezimmer stehen. Gegenüber vom Badezimmer führte eine Tür
in eine Garderobe. Sofort wusste er, wie seine Rache ausfallen würde. Er
würde auf Erling Sachs’ Kleider pinkeln. Er ging ins Bad. Hielt sich am
Türrahmen fest. Blinzelte sich den Schweiß aus den Augen. Biss die Zähne
zusammen. Ließ Badewanne und Klosett hinter sich und betrat die fensterlose
Garderobe. Es roch staubig. An allen Wänden hingen auf Bügel drapierte
Kleidungsstücke: Kleider, Hemden, Blusen, Jacketts und Anzüge. Blind riss er
einen blauen Anzug herunter auf den mit Teppich ausgelegten Boden. Eine braune
Herrenjacke. Er schob Kleider in unterschiedlichen Farben zur Seite. Die
Damenkleider sollten verschont bleiben. Eine blaue Anzughose, runter mit ihr
auf den Boden. Bebend schaute er über die Schulter, während er den
Reißverschluss öffnete. Jetzt würde er es ihm heimzahlen. Erling Sachs.
Jetzt würde er auf seine Kleider pissen, sie kaputtmachen, beschmutzen.
    Es kam nichts.
    Auf dem Boden lag ein durchsichtiger Damenslip. Der Anblick
dieses durchscheinenden Stoffes, der Gedanke an Bette Line, die sich nackt auf
der Sonnenliege ausstreckte. Mehr brauchte es nicht. Er hatte einen Ständer.
Ein einziges Bild wuchs in seinem Kopf und machte alle anderen Vorstellungen
zunichte: Bette Line Sachs auf der Sonnenliege. Seine Erektion ragte empor wie
eine Mondrakete. Er wurde wütend – rasend, weil er sich hier
hereingeschlichen hatte, um sich zu rächen, und nun bekam er es nicht hin!
    Jemand kam die Treppe herauf.
    Der einzige Ausweg führte durch das Badezimmer. Er war
gefangen! Er lauschte. Eine Tür wurde geschlossen.
    Ohne nachzudenken beugte er sich hinunter und ergriff das
knittrige, federleichte Stück. Der Seidenstoff glitt wie Wasser durch seine
Finger. Er hob den Slip ans Gesicht und schnüffelte. Der Duft von Parfum.
    Jemand war auf dem Weg ins Bad.
    Er taumelte rückwärts. Versuchte die Garderobentür zu
schließen. Sie wollte nicht zugehen. Er würde entdeckt werden. Nur wenige
Sekunden später betrat sie das Bad. Bette Line blieb mit dem Rücken zu ihm
stehen und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Sie richtete ihre Frisur,
streckte den Hals zum Spiegel und strich sich mit einem Finger über etwas am
Auge. Sie drehte den Wasserhahn auf. Das Wasser lief. Es war laut. Anders
atmete mit offenem Mund. Blinzelte Schweiß fort. Durch einen Schleier sah er,
dass sie sich auszog. Sah, wie sie sich vornüberbeugte, um die
Wassertemperatur zu testen und sie an den Hähnen einzustellen. Plötzlich war
die Tür offen. Bette Line stand in der Öffnung. Versperrte den Weg.
    Zunächst: Ihre Arme, die sich schützend vor den Körper
legten. »Gott, hab ich mich erschreckt.«
    Danach der ungläubige Ausruf: »Anders?«
    Ihr Kopf, schräg gelegt. »An-ders … Pfui, Anders! Schäm
dich!«
    Ihr Blick lag prüfend auf seinem Gesicht, dann auf der
Brust, auf dem Gürtel.
    Er schloss die Augen. Er traute sich nicht, sie zu öffnen.
Denn sie war die ganze Zeit da, Bette Line Sachs, mit großen Brüsten,
Schamhaar wie ein schwarzer Streifen Klebeband, mit dem Geruch von Parfum, von
Schweiß und dem von eben gegessenen

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