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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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nächste …
    Er stand so schnell auf, dass der Drehstuhl krachend gegen
die Wand sauste. Er starrte den Stapel auf seinem Schreibtisch an. Zum ersten
Mal innerhalb von sechs Monaten ging ihm auf, was der Sinn seines Jobs hätte
sein können. Automatisch griff er nach dem Telefon und rief den Chef an.
    »Es geht um einen Haufen Schlussnoten von der DnC.«
    »Geht es a) um die Autorisierung eines Maklers oder b) von
der Regel abweichende Stempel?«
    »Nein.«
    »Huseby! Wie oft soll ich Ihnen …«
    »Jetzt wird mir alles klar«, unterbrach Huseby.
»Entschuldigen Sie die Störung.«
    Er legte auf. Lange saß er da und betrachtete die Papiere
über Hydro-Transaktionen, die an diesem Tag abgewickelt worden waren: Die
Preise, Name des Käufers, Name des Verkäufers. Das war ein System.
Eindeutig.
    Er überlegte fieberhaft. Er wusste, dass Erling Sachs
gemeinsam mit einem anderen, Terje Plesner, eine neue Maklerfirma gegründet
hatte: Kapitalinvest.
    Huseby setzte sich ins Auto und fuhr zur Festung Akershus.
Dort suchte er die archivierten Schlussnoten der Maklerfirma Pari heraus. Er
suchte nach Norsk Hydro. Und fand das Gesuchte. Wieder sortierte er die
Papiere. Das System wiederholte sich. Zum ersten Mal fühlte er, dass er und
der Job, den er tat, von Bedeutung waren.
    Er fuhr ins Büro zurück und fertigte Kopien an. Er kopierte
Beweise. Nachdem er noch einmal zur Festung und zurückgefahren war, setzte er
sich wieder an die Schreibmaschine. Er klapperte los.
    Melinda ergriff den Vervielfältiger. Der dreckige Nazi
war tot, bald würden die Gestapo-Ratten überall vermodern. Jetzt galt es,
alle Spuren zu verwischen. Die Maschine war schwer, aber sie war ihr Gewicht in
Gold wert.

13
    Vebjørn Lindeman hastete die Karl Johans Gate hinauf in
Richtung Egertorget, als jemand seinen Namen rief. Vebjørn blieb stehen und
drehte sich um. Vor dem Eingang zum Møllhausen stand ein Mann mit leicht
geöffnetem Mund und großen, blauen Augen unter einem unbändigen
Lockenschopf. Es war Gjermundsen, Leiter der Finanzabteilung des Aker-Konzerns.
Vebjørn erinnerte sich nie an seinen Vornamen, obwohl er den Mann noch aus der
Studienzeit an der Handelshochschule und aus seiner Zeit bei Spenning & Co.
kannte. Er war bekannt für seine Unerschrockenheit und Streitbarkeit, einer,
der wie ein Bulle auf die Dinge losging und der verzwickte Situationen mit
Selbstironie und Humor löste.
    Sie blieben stehen und tauschten die üblichen Floskeln aus,
bis der Mann Vebjørn zu einem Glas Bier einlud. Vebjørn zögerte – aus
zweierlei Gründen. Erstens wirkte der Mann fast ein bisschen aufdringlich, was
darauf schließen ließ, dass hinter der Einladung mehr steckte als die bloße
Bekanntschaft aus alten Tagen. Zweitens hatte Vebjørn sehr gemischte
Erfahrungen mit derartigen Einladungen zum Bier gemacht. Doch er hörte sich
freudig und entgegenkommend antworten. Sie begaben sich ins Blom. Als Akers
Finanzchef seinen halben Liter bestellte, atmete Vebjørn tief aus, ließ den
Blick einen Augenblick auf der Tischdecke verweilen und nickte der Kellnerin
schließlich zustimmend zu. Als die Gläser auf den Tisch kamen, schwelgten die
beiden in Erinnerungen an alte Zeiten. Das Bier hielt sich lange in Vebjørns
Glas, aber plötzlich war es weg. Der andere trank ebenfalls aus – er nahm
die Herausforderung pflichtbewusst an. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Doch
irgendwann hatte er das Bierglas geleert. Gjermundsen schnappte nach Luft und
rülpste hinter vorgehaltener Hand.
    »Nimmst du noch eins?«
    »Was für eine Frage. Kellner! Noch zwei, bitte.«
    Bald waren sie beide angetrunken, sie grinsten und lachten
über die Geschichten, die sie einander auftischten. Vebjørn saß bequem;
leicht benebelt wartete er auf die Begründung, warum Gjermundsen ihn
überhaupt zu diesem Bier, aus dem inzwischen vier geworden waren, eingeladen
hatte. Er hatte keine Lust zu fragen. Wusste, dass es von selbst herauskommen
würde. Und er behielt recht. Plötzlich drehte sich das Gespräch um Georg
Spenning.
    »Er hat anscheinend ein Liquiditätsproblem.«
    Vebjørn ging auf die Toilette und urinierte. Er pinkelte auf
die weißen Duftkugeln im Pissoir, während er in Gedanken mit Worten wie
Liquidität und Spenning & Co spielte. Der milde Bierrausch machte ihn
mutig. Als er an den Tisch zurückkam, fragte er gerade heraus:
    »Worum geht es eigentlich?«
    »Spenning weigert sich zu zahlen. Er behauptet, die

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