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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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kenne dich und weiß, dass es für dich kein Triumph ist … also,
wenn man an unsere … äh … Diskussionen denkt.«
    »Der Grund für meine Entscheidung damals war nicht nur
unsere fachliche Differenz.«
    »Ich weiß, und der Ausgang dieses … Intermezzos tut mir
ebenso leid wie dein Weggang. Ich bin dabei, mit den Kreditoren einen Vergleich
über Spenning & Co. auszuhandeln, aber der Ausgang ist noch ungewiss. Wie
dem auch sei: Die einzige Möglichkeit, noch einmal auf die Füße zu kommen,
ist eine Schuldensanierung.«
    »Es freut mich zu hören, dass du nicht aufgibst«, sagte
Vebjørn aufrichtig. »Was ist mit Brede Gran?«
    »Der ist draußen.«
    Vebjørn wartete auf die Fortsetzung der Geschichte. Sie kam
nicht. Er räusperte sich. »Hast du Angst vor schlechter Presse?«
    »Natürlich, du nicht?«
    Vebjørn holte Luft. »Ich hab es mir wohl nicht so sehr zu
Herzen genommen wie du – aber ich bin ja auch nicht in deiner Lage.«
    Georg Spenning hustete. »Ich fange noch einmal an, mit fast
demselben Namen, dieselben Büros, weniger Angestellte, die Karten werden neu
gemischt …«
    Vebjørn schwieg.
    »Und ich will, dass du mit dabei bist, Vebjørn.«
    Darauf war Vebjørn nicht vorbereitet. Er sagte: »Ich habe
einen sehr guten Job, Georg, mir gefällt es da.«
    »Überleg dir die Sache. Valuta, was ist das anderes als
Würfelspiel? Das Ergebnis kann doch immer nur eins sein – rauf oder runter.
Auch wenn du Geld verdienst, was heißt das schon? Mensch, in diesem Job kannst
du doch gar nicht zeigen, welche Fähigkeiten du hast. Und diese Fähigkeiten
brauche ich. Und Geld verdienst du auch – garantiert.«
    Vebjørn antwortete nicht.
    »Vebjørn?«
    »Ich bin noch dran. Ich überlege«, sagte er und räusperte
sich. »Ich verspreche, verspreche dir, ernsthaft darüber nachzudenken.«
    Als er den Hörer auflegte, starrte er einen Augenblick ins
Leere, dann wandte er sich um, öffnete die Wohnzimmertür, trat ein, schloss
die Tür hinter sich, sah auf und geradewegs in Livs Gesicht. Sie standen
einander gegenüber und schauten sich an.
    »War sie es?«, fragte sie steif.
    »Wer?«
    »Die Hure.«
    Vebjørn hielt ihren Blick fest. »Welche Hure?«, hätte er
fragen können, aber das hätte einen Ausbruch zur Folge gehabt. Er konnte
weiter schweigen. Doch dann würde sie nur noch weiter nachbohren, das sah er
in ihren Augen, sie suchte den Konflikt, Streit, ein Ventil für die Wut, die
sich unter der fast gelähmten Fassade angestaut hatte. »Nein«, sagte er
leise. »Das war nicht die Hure.«
    Livs Augen wurden eng, eine Spur von Unsicherheit machte sich
in dem dunklen Zorn breit. »War sie es?«, wiederholte sie mit leiser Stimme.
»Ruft die Schlampe jetzt schon hier an?«
    Er ging zurück an den Tisch, setzte sich und griff nach den
Karten.
    »War es die Hure?«, flüsterte Liv. »Antworte mir!«
    Vebjørn legte eine Patience, eine Karte nach der anderen,
auf den Tisch.
    Aftenposten, 21. August 1978 (Oslo)
    Spenning übersteht den Sturm
    Als die Nachricht die Runde machte, dass die Tankreederei
Spenning & Co. einen Vergleich anstrebte, dachten die meisten wohl, hundert
Jahre stolzer norwegischer Seefahrtsgeschichte seien damit ein abgeschlossenes
Kapitel. Doch jetzt zeigt sich, dass Phönix sich aus der Asche erhebt. Georg
Spenning äußerte gegenüber Aftenposten, er sei sehr zufrieden mit seinem
neuen Unternehmen Spenning AS. Er stellt sich der Herausforderung und will
persönlich die Geschicke der Firma leiten.
    »Schweren Herzens muss ich einige Angestellte entlassen«,
sagte er Aftenposten. »Aber alle Kreditoren werden früher oder später ihre
Ausstände zurückbekommen. Ich bin ein Ehrenmann.« Und wir glauben ihm, denn
dem ergrauenden Riesen der norwegischen Seefahrt eilt der Ruf voraus, zu seinem
Wort zu stehen.
    Georg Spenning ist Reeder in der fünften Generation. Der
erste der Reihe, George William Spenning, wurde in Liverpool, England geboren.
Er ließ sich 1806 als Händler in Arendal nieder. Er war der Vater des
bekannten Kunstsammlers Philip Spenning und des Reeders William Spenning I.
    Es war William Spenning I., der den Betrieb nach Christiania
verlegte. Mit Ausnahme der Kriegsjahre 1940–45, als Georg Spenning die
Nortraship-Flotte von New York aus verwaltete, wurde die Reederei von der
Hauptstadt aus geleitet.
    Vor zehn Jahren war die stolze Reederei eine der führenden
Tankreedereien der Welt. Spenning strebte größeres Wachstum an und

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