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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Mahavishnu hat kein Feeling?« »Das hat doch was
mit der Stimmung zu tun.« »Hast du dir mal
Wishes of the emerald
beyond
angehört? Erzähl du mir mal was von Stimmung!«
    Anders gab bei solchen Diskussionen auf. Ihm gefiel Bob
Marley wegen der Reggae-Rhythmen, er stand auf Peps Persson, weil der
europäischen Reggae spielte und spanisch sang. Er mochte Bob Dylan, weil er
der König war und mit Worten um sich warf, die die Dinge beim Namen nannten.
Er schätzte John Mayall, weil seine Musik Schwung hatte und die Gitarrensoli
Druck hatten, außerdem Peter Green, Eric Clapton und Mick Taylor. Aber so
etwas würde Vidar Doge nie verstehen. Vidar hatte ein ganz anderes Verhältnis
zu Musik. Vidar Doge spielt in diversen Bands Fender-Bass und wollte ein
großer Musiker werden. Er übte mehrmals wöchentlich. Er konnte sich – wie
auch an diesem Abend – in das Hippielager im Wohnzimmer begeben, die Leute
begrüßen, eine Gitarre in die Hand nehmen und ganz allein anfangen zu singen
und alle mitreißen.
    Gerade als Anders mit dem Rücken an die Flurwand gelehnt
stand und lauthals über etwas lachte, was Vidar gesagt hatte, schlich sich
eine Gestalt an ihn heran. Er fiel hintenüber. Bekam Haare in den Mund,
spürte Finger, die ihn in die Seiten pieksten. Er rollte herum und spürte,
dass dieser Jemand, der seinen Körper an ihn presste, weiblich war. Er lag
still und versuchte zu sehen, wer es war. Doch er nahm nur schwarzes, duftendes
Haar wahr und spürte weiche Lippen auf seinen eigenen.
    Als er die Augen schloss, blieb das Abbild des Mondes auf
seiner Netzhaut zurück – er versuchte sich vorzustellen, der Mond sei ein
Loch im Himmel und das dunkle Blau die Wände eines riesigen Trichters. Als sie
sich erhoben, lag in ihren Augen ein erregter, nahezu wilder Ausdruck. Sie
ergriff seine Hand.
    Etwas war mit den Straßenlaternen passiert. Sie waren
erloschen. Er dachte, ich werde mich immer daran erinnern, wie ich mit Renate
unter erloschenen Straßenlaternen durch die Dunkelheit des Herbstes ging. In
der Luft lag noch die Wärme des Sommers, spät im August. Sie gingen in
Richtung des Grinidamms. Wo das Erlengebüsch ans Wasser grenzte, roch es nach
Erde und feuchtem Schotter. Anders spürte die kühle Wand aus Luft vor dem
Wasser und wusste, dort drüben, dort in der Kurve würde er sie durchbrechen
und die Sphäre des Wassers betreten. Er wartete, bis er den eigentümlichen
Zug im Gesicht spürte.
    Renate drehte sich zu ihm um, als er stehen blieb. »Was
ist?«
    »Das Wasser. Die Luft verändert sich, spürst du das?«
    »Ja, das stimmt.«
    Sie ließen ihre Zungen miteinander spielen und öffneten
gleichzeitig die Augen.
    »Sollen wir baden?«, fragte sie und ging voran auf die
kleine, grau gemauerte Mole am stillgelegten Kraftwerk. Das Wasser war dort
tief genug, um hineinspringen zu können, und trotzdem war die kleine Bucht
ganz unberührt von der Strömung. Anders schaute hinaus auf das Wasser. Die
Umrisse der Straßenbahnbrücke hoben sich gegen den violetten, fast schwarzen
Nachthimmel ab. Die grünen, grasbewachsenen Abhänge auf der anderen Seite des
Damms hatten dieselbe Farbe wie der Rest der Nacht. Und das Geräusch des
Wasserfalls war kaum zu hören.
    Ohne weiteres begann sie sich auszuziehen.
    Zögerlich folgte Anders ihrem Beispiel. Soll ich die
Unterhose anbehalten, dachte er. Ist es blöd, danach zu fragen? Er sah zu ihr
hinüber: Ihre Haut schimmerte blass in der Dunkelheit. Ihre Schenkel, der
Rücken und die Arme glühten sommerbraun. Ihr Bauch und ihre Brüste glänzten
wie weiße Abdrücke ihres Bikinis, weiße Flächen, die an bleiche Wolken am
Winterhimmel erinnerten. Ihr Gesicht lag im Schatten ihres wogenden schwarzen
Haars:
    »Kommst du?«
    Sie hielten einander an den Händen und gingen hinaus auf die
Mole, nackt und scheu. Das Bewusstsein nahm dieses Bild auf. Die Bewegung –
der Griff nach der Hand des anderen, wie sie im selben Takt auf die Kante
zugingen und sich ohne zu zögern hineinstürzten, gleichzeitig.
    Aus dem Schrank im elterlichen Schlafzimmer klaute Anders
Gummis. Aber als der Vorrat seines Vaters zur Neige ging, ermannte sich Anders
und ging in die Apotheke in Eiksmarka. Er hielt den Laden im Auge, wartete, bis
kein Kunde mehr drin war, dann drückte er sich durch die Tür und stammelte
unter Schweißausbrüchen, dass er Kondome haben wolle. Die Frau hinter dem
Tresen trug eine rosafarbene Brille an einer rosafarbenen

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