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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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schon bald als Querulantin verschrien, die die Treffen der Jusos störte.
    Sie trat aus der Staatskirche aus. Diese Institution war ein
Überbleibsel aus einer Zeit, als der Feudalstaat mittels der Kirche Kontrolle
auszuüben versuchte – und weil die Kirche akzeptierte, dem Staat
untergeordnet zu sein, schloss sie, dass die norwegische Kirche per Definition
eine politische und keine evangelische Institution war.
    Ihr Exfreund, der Setzer und Motorradfahrer Bastian, brachte
sie dazu, an Samstagen vor dem Einkaufszentrum von Østerås die Zeitung
Klassekampen
zu verkaufen. Bastian war Mitglied der Kommunistischen
Arbeiterpartei AKP und wollte, dass sie beitrat.
    Renate entschied sich gegen Bastian als Partner, aber für
die Revolution. Einen Abend pro Woche widmete sie der lokalen Parteiarbeit der
Kommunistischen Arbeiterpartei.

6
    Vebjørn Lindeman rief Georg Spenning an und lehnte den
Topjob bei Spenning AS höflich ab. Er wollte weiterhin die Währungsabteilung
der CBK-Bank leiten. Es waren hektische Zeiten. Kaum hatte er das Büro
betreten, stand das Telefon nicht mehr still. Es war oft der gleiche Ablauf:
Kaufen, Verkaufen, Kaufen! Bis zu einem Freitagmorgen im Februar. Vebjørn warf
seine Aktentasche auf den Schreibtisch und riss den Hörer von der Gabel. Der
Anrufer stellte sich als Sonderermittler Bent Ruste vor. Er wolle Vebjørn gern
zu einem zwanglosen Arbeitsessen einladen. »Nennen wir es Interview. Es geht
um die Schuldensanierung von Spenning & Co.«
    Vebjørn hörte seine eigene Stimme kaum, als er das
Ekeberg-Restaurant vorschlug.
    Sachte schwang er auf seinem Stuhl hin und her. Er stützte
beide Ellenbogen auf den Lehnen auf und legte die Fingerspitzen aneinander,
während er den Blick leicht verträumt aus dem Fenster und hinüber zu den
Hügeln der Festung Akershus schweifen ließ. Dann verließ er das Gebäude und
ging die Kirkegata hinauf, bis er eine Telefonzelle fand.
    Zwei Stunden später schlenderte er ins
Ekeberg-Restaurant.
    Er musste zehn Minuten warten und vertrieb sich die Zeit mit
einer Tasse teerschwarzem Kaffee. Außer ihm war nur noch eine in die Jahre
gekommene, überschminkte Frau im Restaurant, neben der ein zitternder
Zwerg-Windhund an der Leine auf dem Boden lag. Sie trank Portwein und rauchte
Mentholzigaretten. Auf ihrem Kopf saß ein roter Hut.
    Bent Ruste war ein geschmeidiger Mittdreißiger in dunklem
Blazer und grauen Schlaghosen. Sobald er sich gesetzt hatte, kam der Kellner
mit der Speisekarte. Lindeman bestellte ein Frikadellenbrötchen. Ruste nahm
ein Krabbenbrot. Ruste erzählte, dass er mit großem Interesse den Bericht des
Konkursverwalters gelesen habe, in dem es um die Schuldensanierung von Spenning
& Co ging. Vor allem die finanzielle Unterstützung der staatlichen
Garantiegemeinschaft, die in den letzten Jahren einen Großteil von Spennings
Schulden ausgeglichen hatte, hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    »Vereinzelte Quellen glauben belegen zu können, dass
Spenning & Co – will sagen, vermutlich Georg Spenning höchstpersönlich
– ein Vermögen in unbekannter Höhe im Ausland besitzt.«
    Vebjørn ließ sich die Formulierung, die der Polizist
gebraucht hatte, einen Moment durch den Kopf gehen. »Ich habe derlei
Spekulationen auch in diversen Magazinen gelesen.«
    »Was denken Sie?«
    »Worüber?«
    »Über das große heimliche Vermögen, das Georg Spenning
womöglich im Ausland deponiert hat.«
    »Ich habe keinen Anlass, auch nur das Geringste zu
glauben.«
    Plötzlich sah Ruste enttäuscht aus. Er sagte: »Sie waren
in der Vergangenheit einer von Spennings engsten Vertrauten. Der engste
Vertraute von allen.«
    »Es ist lange her, dass ich bei Spenning & Co war.«
    Sie setzten sich zurecht, als die Kellnerin mit dem Essen
kam. Die andere Kundin wackelte hinaus.
    Ruste wartete, bis sie wieder allein waren, dann fuhr er
fort: »Aker war Spennings größter Kreditgeber, als er die Schulden
runterhandelte. Aker hat große Verluste in Kauf nehmen müssen. Sie haben
reges Interesse daran, dieses Geld wiederzubekommen – das sich ja
möglicherweise im Ausland befindet, wie ich glaube.«
    »Aber Sie arbeiten nicht für Aker, oder?«
    Ruste senkte den Blick und lächelte, beinahe enttäuscht.
»Wie Sie sich vielleicht erinnern, hat durch die Garantiegemeinschaft der
norwegische Steuerzahler den größten Teil von Spennings Schulden beglichen.
Aber wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch offen sprechen: Sollte

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