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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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beide hier. Sie sind der Mann, der von 1962 bis 1973 das Kapital von
Spenning & Co verwaltet hat. Auch wenn Sie sich nicht an die Kontonummer
erinnern, so werden Sie doch wohl …«
    »Absolut nicht«, unterbrach Vebjørn scharf. »Meine
Verwaltung von Spenning & Co ist in Jahresabschlussberichten, Referaten und
transparenter Buchführung dokumentiert. Sie sollten sich im Klaren darüber
sein, dass Spenning & Co für fast zwei Milliarden Kronen die gesamte
Flotte der Reederei Samos aufgekauft hat – weniger als ein Jahr, ja, nur ein
halbes Jahr, bevor die Araber den Ölpreis vervierfacht haben.«
    »Mal wieder die offizielle Erklärung. Sie und Spenning
hören sich immer mehr wie zwei Halunken an, die sich an eine selbstgestrickte
Geschichte klammern.«
    »Hören Sie. Nie im Leben würde ich auf die Idee kommen,
mir für Georg Spenning oder sonst jemanden irgendwelche schmutzigen Tricks
auszudenken. Wir sprechen trotz allem von einem Unternehmen, das über
hundertfünfzig Jahre lang Steuergelder für das norwegische Gemeinwesen
eingenommen und Arbeitsplätze geschaffen hat. Genauso lange ist auch die
Buchführung transparent gewesen. Ich schlage vor, dass Sie damit anfangen.
Wenn Sie dann noch Fragen haben, werde ich – nach meinen Prämissen –
versuchen, so gut wie möglich Rede und Antwort zu stehen.«
    Bent Ruste sah ihn an. »Ihre Antwort ist ja nicht
misszuverstehen«, sagte er schließlich. »Auch wenn ich sie bedauerlich
finde.«
    »Bedauerlich?«
    »Sie glauben doch nicht, dass ich das letzte Glied in der
Kette bin?« Ruste lächelte schwach. »Das ist Dynamit, Lindeman. Wir
schreiben bald das Jahr 1980. Es gibt eine gut entwickelte politische Linke,
die ebenfalls bald das Blut eines reichen Mannes wittern wird. Es gibt eine
Presse, die mögliche Skandale und viel guten Stoff darin sehen wird.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Lindeman steif. »Das ist
bedauerlich. Äußerst bedauerlich.«

7
    Am selben Tag, an dem Vebjørn seine Unterredung mit
Sonderermittler Bent Ruste führte, wurden in der Firma Kapitalinvest die
letzten Vorbereitungen für ein Seminar mit Kunden und wichtigen Leuten der
Finanzbranche getroffen. Das Ganze sollte in Terje Plesners Heimatstadt
Trondheim stattfinden. Erling wollte zwischen zwei wichtigen Besprechungen in
sein Büro, als er sah, dass Lise von der Zentrale ihm Zeichen machte. In dem
engen Raum saß auf einem Hocker, der jeden Moment zusammenzubrechen drohte,
eine übergewichtige Figur. Erling steckte den Kopf durch die Tür und sagte:
»Lise, erinnern Sie mich dran, dass wir eine größere Sitzgruppe für den
Empfangsraum kaufen.« Dann wandte er sich mit fragendem Blick dem
Übergewichtigen zu.
    »Huseby«, sagte der Mann, kämpfte sich von dem Hocker hoch
und watschelte Sachs mit ausgestreckter Hand entgegen.
    »Herr Huseby besteht darauf, dass Sie einen Termin haben«,
sagte Lise unsicher.
    Erling ignorierte die ihm entgegengestreckte Hand, während
er sein Gegenüber genau in Augenschein nahm.
    »Kommen Sie«, sagte er kurz und führte ihn in sein Büro.
Er deutete auf den Sessel in der Ecke und nahm selbst am Schreibtisch Platz.
Lise hatte die Post und die Tageszeitungen in zwei kleinen Stapeln auf die
Schreibunterlage gelegt. Während Huseby seinen Körper schwer atmend in den
engen Sessel quetschte, sah Sachs schweigend die Post durch, las die Absender
und sortierte die Briefe. Dann hob er fragend den Kopf.
    Huseby räusperte sich, sagte aber nichts. In dem kleinen
Büro entstand eine merkwürdige Stimmung. Erling schaukelte stumm vor und
zurück und betrachtete seinen Gast. Erling musste an Wimpy aus der
Zeichentrickserie Popeye denken. Ein Haarkranz in Ohrenhöhe betonte den
stumpfen Kahlkopf. Seine Augen wurden von einer unmodernen und schiefsitzenden
Brille verdeckt. Die Hose, das Hemd und der Pullover unterstrichen das
Übergewicht des Mannes noch, anstatt den Eindruck zu mildern. Außerdem lag
ein seltsames Grinsen auf seinem Gesicht, eine Grimasse, die entweder auf
Nervosität oder eine eher einfältige Seele schließen ließ –
möglicherweise auch beides.
    Erling entschied sich, das Gespräch zu beginnen: »Nun,
womit kann ich Ihnen behilflich sein, Herr Huseby?«
    »Schauen Sie sich das einfach einmal an.«
    Huseby grub in der Innentasche seiner Jacke und zog ein paar
zerknitterte Papiere hervor, die von einem Gummiband zusammengehalten wurden.
Er schleuderte das Päckchen auf die Schreibtischplatte. Es

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