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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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und gähnte.
    Kurz darauf kam Rakel mit Heidi im Schlepptau zurück. Die
beiden standen an der Tür und flüsterten und kicherten. Vor dem Fenster wurde
es hell. Die Matratze quietschte, als die beiden Mädchen hineinkrabbelten.
Kurz darauf war aus dem Bett ein Menschenknäuel aus Schweiß und Haut und
Beinen in allen denkbaren Positionen geworden. Anders explodierte, als die
ersten Sonnenstrahlen auf die Wand und das Bettgestell trafen. Das scharfe
Licht stach ihm in die Augen, als es geschah. Nie zuvor hatte er im Augenblick
des Orgasmus geschrien. Seine Stimme überschlug sich. Es war zum Totlachen.
Noch nie hatte er danach so sehr gelacht. Es war urkomisch. Die beiden Mädchen
rollten nackt auf dem Fußboden herum. »Heilige Scheiße, ich hab einen
Krampf, hilfe, ich hab mich bepisst!«
    Anders bemerkte, dass Jonny in der Tür stand, eine Decke um
sich geschlungen und einen neuen Joint in der Hand. »Du verdammter
Mösendieb!« Er grinste Anders an. »Scheiße, du bist echt ein geiler
Bock!«
    Zum Frühstück aßen sie Eier und Speck. Es war zwei Uhr
nachmittags. Keiner von beiden hatte einen Gedanken an die Arbeit verschwendet.
Jonny erzählte, dass er eine saugute Idee habe und Hilfe brauche, sie
umzusetzen.
    »Was denn?«
    »Anzeigen verkaufen.«
    »Für wen?«
    »Dich und mich.«
    »Hä?«
    »Telefonbücher. Wir machen ein Telefonbuch nur für die
Leute in Oslo, ja, oder nur in Røa, nur in Oppsal. Die Idee ist genial. Alle
Firmen und Geschäfte hier in Oppsal schalten in diesem Telefonbuch Anzeigen,
und so finanzieren wir die ganze Sache. Was übrig bleibt, stecken wir ein. Du
und ich, wir verkaufen die Anzeigen. Wenn wir genug Geld zusammenhaben, lassen
wir das Telefonbuch drucken, capito?«
    Anders zögerte. Diese Idee hatte Ähnlichkeit mit dem
Universum, aus dem er kam. Diesen Traum hätten Leute träumen können, die er
besser kannte als Jonny Stene.
    »Das ist ja wohl besser, als mit einer Sackkarre die Rampe
rauf- und runterzufahren«, sagte Jonny.
    Mit einem Handtuch um den Leib geschlungen, kam Rakel aus dem
Bad. Sie leckte Anders’ Ohr und flüsterte: »Komm, ich liebe Sex zum
Frühstück.«

20
    Eiksmarka, den 1. September 1981
    Lieber James, oder Jimmy (ich hoffe, Sie haben nichts
dagegen, dass ich diesen vertraulichen Namen verwende, doch eingedenk dessen,
was ich Ihnen in diesem Brief schreiben werde, fühlt es sich richtig an). Sie
können heute, im Alter von 80 Jahren, auf eine lange und unglaublich
erfolgreiche Karriere auf der Bühne und im Film zurückblicken, das weiß ich.
Doch ich möchte mich zunächst vorstellen. Ich heiße Liv Lindeman. Mein
Mädchenname lautet Samuelsen. Ich wurde am 9. April 1933 in Drøbak geboren.
Als Sie 1931 Ihren Durchbruch mit dem Film Public Enemy hatten, war ich demnach
noch nicht einmal auf der Welt. Ich habe den Film gesehen und finde Jean Harlow
bezaubernd (ich war außerdem lange in Sie verliebt, auch wenn ich es immer ein
wenig gemein fand, wie Sie Mae Clark die Grapefruit ins Gesicht geschmiert
haben). Aber über Ihre Filme und Rolleninterpretationen könnte man ja ganze
Bücher verfassen, also komme ich besser zur Sache. Mein Vater, Kåre
Samuelsen, zog von Drøbak nach Romerike, um dort den Hof seiner Familie
mütterlicherseits zu übernehmen. Sie müssen wissen, dass mein Großvater
Ludvig Samuelsen erst sehr spät Kinder bekam, er war da schon über fünfzig
und hatte seine Haushälterin geehelicht, die zu diesem Zeitpunkt neunzehn
Jahre alt war. Liv Samuelsen ist also meine Großmutter. Mein Urgroßvater,
Conrad Samuelsen, begann als Eisenbahnarbeiter, arbeitete sich aber hoch zum
Handelsreisenden. Sein Bruder, Victor Samuelsen, wanderte um 1860 nach Amerika
aus. Und als ich Ihre Autobiographie Cagney by Cagney las, die ich letztes Jahr
zu Weihnachten bekommen habe, fand ich bestätigt, was ich schon lange
vermutete: Die Beschreibung Ihres Großvaters – dem Frachtkapitän aus
Norwegen, der VS auf den Handrücken tätowiert hatte – traf genau zu, und
mir wurde klar, dass wir verwandt sind. Sie haben nämlich völlig recht:
Victor Samuelsen ist zwischen den Volkszählungen von 1861 und 1866 von
Drø-bak aus nach Amerika ausgewandert. Es bedurfte mehrere Jahre genauester
Detektivarbeit, um Klarheit in die Sache zu bringen. Ja, Jimmy, ich bin ein
Teil Ihrer norwegischen Wurzeln, ich bin die Familie, die Sie heimruft. Sie und
ich, wir sind Cousins dritten Grades, und eigentlich überrascht es

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