Schwarzes Gold Roman
vorher über die Produkte einer
Firma, den Wirkungskreis und eventuelle Zielgruppen. Hatte er die Zusage in der
Tasche, entwickelte er mit dem Betreffenden eine konkrete Anzeige – wenn das
Unternehmen nicht über Standardwerbung verfügte. Er versuchte immer, das Geld
im Voraus zu kassieren. Gelang ihm das, stellte er im Namen von TRYKK 16 eine
Quittung aus. Wollte der Kunde nicht im Voraus bezahlen, schrieb er eine
Rechnung.
Es floss viel Geld in ihre Kasse. An manchen Tagen verkaufte
Anders Anzeigen im Wert von zehntausend Kronen.
Daher dauerte es auch nicht lange, bis er anfing, sich über
Jonnys Nachlässigkeit und Faulheit aufzuregen. Und trotzdem brauchte er noch
einige weitere Wochen, um zu verstehen, dass Jonny Stene ein Unglück war.
Jonny arbeitete nicht wie verabredet an dem Telefonbuch. Er hatte keine Ahnung
von Buchführung. Am wenigsten aber hatte er einen Begriff von Moral oder
Gesetz und Recht.
Anders sammelte eine Menge Geld ein. Jonny raffte es zusammen
und schloss alles in einem Safe ein.
25
In diesem Herbst und Winter weiteten Jim und Per Ole ihren
Unterricht aus. Der erste Vortragsabend war der Beginn einer Reihe von
vollbesetzten Kursen. Sie erhöhten die Teilnehmergebühr, ohne dass der
Andrang nachließ. Selbst eintausend Kronen Eintrittspreis konnten das
Interesse nicht bremsen. Sie schrieben Teilnahmebestätigungen auf einen Block,
den sie in der Buchhandlung gekauft hatten. Die Tausender landeten in einem
Schuhkarton. Der war bald gefüllt. Jim und Per Ole besorgten einen größeren
Karton. Auch der füllte sich rasch. Sie teilten durch zwei. Nach einer Weile
bekamen sie Anfragen aus Schweden mit der Bitte, Kurse in Uddevalla und
Göteborg abzuhalten. Wenn es um Investitionen ging, war man in Schweden weiter
als in Norwegen. Dort hatten die Gewerkschaften sogenannte Arbeitnehmerfonds
eingerichtet – unterstützt vom schwedischen Gewerkschaftsbund. Danach fuhren
sie nach Hause und teilten sich die Vorträge auf. Als sie in der Oscars Gate
neue Büroräume anmieteten, begann das Geld erst recht zu fließen.
Per Ole fing an, Investitionen an der Börse vorzunehmen. Er
kaufte Aktien von Unternehmen, die seines Wissens Potenzial hatten – Firmen
mit großen stillen Reserven.
Jim tat es ihm nach, wie ein frisch geschlüpftes
Entenjunges, das allem folgt, was sich bewegt. Wenn Per Ole Borregaard kaufte,
kaufte Jim Borregaard. Kaufte Per Ole Orkla, tat Jim das Gleiche.
Per Ole kaufte eine Wohnung im Hegdehaugsveien. Jim erstand
eine Wohnung in der Jacob Aalls Gate. Es war nicht leicht, einen Kredit zu
bekommen. Die Zinsen waren himmelschreiend. Aber so war auch der Steuersatz.
Sie hatten starke Konten, und ihnen wurde der Kredit bewilligt, den sie
benötigten.
Das Geld floss weiter in ihre Kasse. Im Februar 1982 kaufte
Per Ole einen Porsche Carrera und bezahlte bar.
Anders, der sowohl seinen Bruder als auch den Kauf des Wagens
völlig lächerlich fand, fragte, was er mit einem solchen Wagen vorhatte. Per
Ole antwortete mit einer Formulierung, die er am Nachbartisch im Theatercafé
aufgeschnappt hatte: »Irgendjemand muss ja die schlanken Autos fahren und die
dicken Steaks essen.« Er lachte und fuhr fort: »Stil ist alles, Anders. Man
kann machen was man will. Es geht nur darum, wie man es macht.« Per Ole
träumte davon, Europa zu bereisen. »Wenn man schon über die Alpen fährt,
kann man es ebenso gut stilvoll tun. Außerdem kann ich es mir leisten.«
Abends fuhr er durch Konglefaret, in der Hoffnung, Renate zu
entdecken. Er fuhr auch zu Hause vorbei, in der Hoffnung, dass Anders Besuch
von Renate hatte. Er wollte, dass Renate einen flüchtigen Blick auf sein
arrogantes Profil erhaschte, wenn sie den flachen, roten Wagen vorbeisausen
sah.
»Na, wollen Sie auch Nullsteuerzahler werden?«
Diesen gutmütigen Satz wiederholte Terje Plesner in dieser
Zeit bis zum Erbrechen. Kapitalinvest war gewachsen – inzwischen auch im
Reedereibetrieb. Terje Plesner hatte mit Aukra Brug einen Vertrag über den Bau
eines Gastankers mit der Ladekapazität von sechstausendfünfhundert
Kubikmetern abgeschlossen. Der Vertrag würde die Auslastung der Werft in den
nächsten zwei Jahren sicherstellen. Der Bau wurde durch eine
Kommanditgesellschaft finanziert. Kapitalinvest schoss eine knappe Million
hinein, der Rest wurde durch die Aufforderung an den »kleinen Mann«, Anlagen
zu tätigen, bereitgestellt – wofür sowohl in der
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