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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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mal loslegt, ist es nur eine
Frage der Zeit, bis es einen Krach an der Osloer Börse gibt.«
    Sie blieben stehen und sahen einander an. Per Ole dachte: Ein
Börsenkrach bringt ein gesamtes System zum Stillstand, es kommt wieder in die
Balance. Aber was für ein Knall das wird! Er sah einen Riesentroll vor sich,
wie er sich erhob, den Rücken streckte und Wald und Dörfer, Mensch und Tier
in Angst und Schrecken versetzte. Blieb nur noch die Frage, wann der Markt
zusammenbrechen würde. Es würde bald geschehen, dachte Per Ole. Aber wie
bald? In zwei Jahren? Nein. In drei? Vielleicht. In vier oder fünf Jahren?
Vielleicht.
    Per Ole hob den Kopf, ließ den Gedanken los und den Blick
durch die Oscars Gate mit den alten Steinvillen und Herrenhäusern aus der
Gründerzeit schweifen.
    »Schau mal«, flüsterte er Jim Klafstad andächtig zu.
    Sein Freund wandte sich um. Vor ihnen ragte eine graue Villa
auf. An der Tür hing ein Schild. Das Licht der Straßenlaterne strahlte es an.
Dort stand:
Büro zu vermieten.
    Den Rest der Nacht verbrachte Per Ole mit dem Taschenrechner
und den Jahresbilanzen norwegischer Aktiengesellschaften. Er berechnete stille
Reserven. Zuerst multiplizierte er die Anzahl der Aktien eines jeden
Unternehmens mit dem Nennwert. Dann verglich er diese Zahl mit der Summe, die
herauskam, wenn er den eigentlichen Buchwert des Unternehmens durch
Eigenanteile, Anlagevermögen, Betriebsvermögen grob überschlug. Die Zahlen
waren wie erwartet: Der Börsenwert von Norcem lag bei 250 Millionen. Der
eigentliche Wert war garantiert das Doppelte. Also schlummerte auf dem
Aktienmarkt ein potenzieller Gewinn von 250 Millionen. Mit anderen Worten, das
Geld wartete nur darauf, dass jemand kam und es sich in die Tasche steckte. Per
Ole leckte sich nervös die Lippen. Der Industriekonzern Borregaard hatte einen
Zeitwert von 300 Millionen. Per Ole berechnete den Buchwert auf mindestens das
Vierfache. Ein potenzieller Gewinn von fast einer Milliarde Kronen. Per Ole
schwitze vor Aufregung. Nur wenige andere machten sich die Mühe, das zu
analysieren, was er sicher wusste. Wann würden die anderen es entdecken? Wann
würde es zu spät sein? In dem Moment, wenn das Börsenmärchen seinen Lauf
nehmen und die Schieflage ausgeglichen würde, musste man bereit sein – am
richtigen Ort. Er tippte Zahlen in den Taschenrechner und berechnete die
stillen Reserven des Orkla-Konzerns, der Bergenske Dampskipsselskap, der
Stavan-ger Steam und der Spenning AS. Die letzte Berechnung ließ ihn
nachdenklich werden. Spenning AS hatte einen Börsenwert von 300 Millionen. Der
reale Wert war mindestens doppelt so hoch.
    Der Morgen graute. Durch das Fenster schien der blasse Mond,
und Per Oles Gesicht leuchtete weiß im Schein der Schreibtischlampe. Per Ole
Lindeman plante die nächsten Jahre seines Lebens.
    Aftenposten, 14. Oktober 1981
    Spenning AS erobert die
Medienbranche
    Die Firma Spenning AS hat den Medienkonzern Norway Media
Holding aufgekauft. Vebjørn Lindeman (Bild), Geschäftsführer von Spenning
AS, begründet das neue Marktsegment der Reederei mit der allgemeinen
Notwendigkeit der wirtschaftlichen Diversifizierung und der lang anhaltenden
Krise der norwegischen Seefahrt im Besonderen. NMH besitzt die
Lifestyle-Magazine Pussopp und Kjøkken, das Jägermagazin Jegerliv, die
Sportfischerzeitschrift Halvmeteren und das Trendmagazin Face Off. Des Weiteren
besitzt NMH den Kabelfernsehsender GBC Groruddalen Broadcast. Auf die Frage,
warum Spenning AS einen derart profilierten Medienkonzern wie NMH übernimmt,
antwortet Lindeman, dass er der Medienbranche großes Entwicklungspotenzial
zutraue. Die Konservativen traten schließlich mit einem neuen
medienpolitischen Programm in den Wahlkampf ein und bekannten öffentlich, dass
man das Monopol des Senders NRK abschaffen und dem reklamefinanzierten
Fernsehen Möglichkeiten bieten wolle, sagt Lindeman. Spenning AS setze in der
Praxis lediglich das um, was die Politik vorgebe. Die Medienlandschaft
Norwegens stehe vor einer Explosion. Lindeman weist ebenfalls auf das große
Interesse des norwegischen Verbrauchers an beispielsweise Mini-Computern hin.
Der Erfolg des Unternehmens Norsk Data auf dem Markt für Großcomputer
indiziert einen Trend. Im Laufe der achtziger Jahre wird die Entwicklung von
Heimcomputern voranschreiten, so Lindeman. Er präsentierte Spennings neue
Vision: Wir werden die maßgebliche Lokomotive der norwegischen

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