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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Produktion fließt, wertbildend war. Doch das Hauptproblem der
Schulen war, dass der Lehrplan auf Unwissenheit basierte, auf toter Ideologie
und einer klassenbewussten Rhetorik aus vergangenen Zeiten und dass all das an
neue Generationen weitergegeben wurde.
    »Als ich in der Grundschule war, haben wir laut aus Robin
Hood gelesen«, sagte Per Ole. »Damit hat man uns beigebracht, dass es falsch
war, Dinge zu besitzen – wer etwas besaß, war fett und fies, wie der Sheriff
von Nottingham. Und genau an dem Punkt versagt das norwegische Schulsystem«,
sagte er. »Das kann doch nicht stimmen. Wer etwas besitzt, kann Unternehmen
gründen, und wer Unternehmen gründet, schafft die Lebensgrundlage für
andere, das weiß doch jeder. Aber wenn es als moralisch verwerflich gilt,
reich zu sein, bekommen wir ein System, das von der Scham regiert wird und in
dem die Wirtschaft niemals ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Deshalb sind
die norwegischen Reedereien auch so unterbewertet. Das ist mir jetzt klar
geworden, Jim. Aus diesem Grund sitzen die norwegischen Unternehmen auf weit
größerem Wert, als man an den Aktien erkennen kann. Der Aktienmarkt liegt
doch seit der Vorkriegszeit quasi brach. Das heißt …«
    Er verstummte und hielt inne.
    Per Ole hatte dem norwegischen Wertpapierhandel soeben eine
ziemlich radikale Prognose für die kommenden Jahre gestellt. Seine
Prophezeiung gründete auf der Erkenntnis, dass die norwegischen Betriebe an
diesem Tag im Jahre 1981 über große Mengen stiller Reserven verfügten. Der
eigentliche Wert der Unternehmen war wesentlich größer, als aus dem
Eigenkapitalanteil zu schließen war. In diesem Ungleichgewicht lag eine Menge
ungenutzter Energie – Finanzkraft. Früher oder später würde daher am
Aktienmarkt eine hektische Betriebsamkeit ausbrechen. Die Geschichte hatte
immer wieder den Beweis erbracht, dass Schieflagen ausgeglichen werden mussten.
Strukturelle Veränderungen der Gesellschaft hatten die Börse noch immer in
Wallung gebracht. Und diese Veränderung nahm im Herbst 1981 ihren Lauf: Die
neue konservative Regierung strebte eine reformierte Finanzpolitik an, ebenso
setzte man auf die Entwicklung von Technologie, Medien und Datenverarbeitung.
Der Aktienmarkt würde sich garantiert in naher Zukunft beleben.
    »Was wir jetzt brauchen, ist Startkapital, Jim. Dann müssen
wir Aktienpakete der günstigsten Investitionsobjekte kaufen – also von
Firmen, die über stille Reserven verfügen. Der Aktienmarkt wird sich gewaltig
bewegen, so sehr, dass er vermutlich mit dem Spekulantenboom vom Ersten
Weltkrieg vergleichbar sein wird, ja, ihn vielleicht sogar noch übertreffen
wird.«
    Jim nickte stumm.
    »Immerhin gibt es in Norwegen kein System, weder politisch
noch juristisch, das eine solche Entwicklung bremsen oder kontrollieren
könnte.«
    Jim runzelte skeptisch die Stirn. »Wir wissen doch beide,
dass Norwegen der kleine Bruder in einem großen Wirtschaftssystem ist, das von
den USA, den Westmächten und nicht zuletzt Japan gesteuert wird«, wandte er
ein. »Hier passiert nichts, ohne dass …«
    »Nein«, unterbrach ihn Per Ole, »wir müssen uns auf die
Gegebenheiten hierzulande konzentrieren. Auf die politische Entwicklung nach
dem Krieg; wie die Wohlfahrtspolitik alles unterbunden hat, was mit schnellen
Verkäufen und dem Handel von Aktien und Wertpapieren zu tun hatte. Das heißt,
wenn es um Besitzstrukturen und Aktienhandel geht, herrscht hier in Norwegen
eine riesenhafte Wissenslücke. Da uns aber mit großer Wahrscheinlichkeit in
den nächsten Jahren eine Neuauflage des Spekulantenbooms ins Haus steht, wird
auch der gleiche Ausgang unvermeidlich sein.«
    »Was meinst du?«
    »Ein Börsenkrach.«
    Jim schwieg.
    »Die Anpassung von Zeitwert und Buchwert in der Wirtschaft
wird durch die natürliche Trägheit gebremst werden. Träge Systeme können
nicht schnell reagieren. Und deshalb wird das Missverhältnis zwischen realen
Werten und denen, die der Aktienmarkt anzeigt, mit Sicherheit in die andere
Richtung umkippen. In ein paar Jahren wird also das notierte Aktienkapital in
der Wirtschaft viel größer sein als ihr realer Wert. Der Markt wird die
Börsenpreise in schwindelnde Höhen treiben.«
    Per Ole blieb einen Moment stehen und überlegte. Dann fuhr
er fort: »Aber dieses neue, umgekehrte Missverhältnis wird nicht
überdauern.«
    Jim nickte. Per Oles Überlegungen waren überzeugend.
    »Wenn der Aktienmarkt erst

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